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Bilanz
Exportnation Deutschland

Die deutsche Wirtschaft profitiert von guten Exporten. US-Regierung und EU-Kommission befürchten deshalb, dass es damit anderen Ländern die Luft abschnürt. Und die Tendenz ist ungebrochen: Im Oktober erreichten die Ausfuhren ein neues Rekordhoch.

Von Brigitte Scholtes | 09.12.2013
    99,1 Milliarden Euro – auf diesen stolzen Betrag summieren sich die Ausfuhren der deutschen Wirtschaft im Oktober. Das war etwas mehr als im September und so viel wie nie zuvor – der Rekord aus dem März 2012, als Waren im Wert von 98,7 Milliarden Euro exportiert worden waren, ist damit übertroffen. Aber auch die Importe legten zu um 2,9 Prozent auf 81,2 Milliarden Euro. Diese guten Ausfuhrzahlen zeigten die Stärke der deutschen Unternehmen, meint Kai Carstensen, Bereichsleiter Konjunktur am ifo-Institut für Wirtschaftsforschung:
    "Die deutsche Industrie ist nach wie vor extrem gut aufgestellt für die Weltmärkte. Und was wir derzeit sehen ist, dass der Absturz in vielen Ländern Europas vorbei ist, sodass das nicht weiter belastet, es aber in anderen Ländern, wie beispielsweise den USA wieder deutlich aufwärtsgeht, und das hilft dann der deutschen Exportindustrie."
    Ein Problem sei die Exportstärke Deutschlands aber schon, meint Deutsche-Bank-Chefberater Thomas Mayer:
    "Die deutschen Exportüberschüsse sind schon gewaltig. Und die treiben dann auch den Euro-Wechselkurs nach oben, worunter wieder der Süden leidet. Aber es gibt doch auch Anzeichen, dass die heimische Nachfrage jetzt so langsam ein bisschen vom Aufschwung profitiert. Wir sehen, dass der private Konsum hochgeht. Die große Hoffnung ist, dass jetzt auch die Investitionen anspringen werden in einem größeren Umfang, wie wir bisher gesehen haben. Und dann würde sich diese Erholung vielleicht ein bisschen gleichgewichteter ausnehmen."
    Denn vor allem in die Ausrüstung haben die deutschen Unternehmen in der ersten Jahreshälfte wenig investiert, das könnte sich aber jetzt ändern. Und ein Zeichen dafür könnten sogar die steigenden Importe sein, meint Kai Carstensen vom ifo-Institut:
    "Im Wesentlichen muss man aber sagen, dass ein Großteil der deutschen Exporte zustande kommt, indem man Vorprodukte importiert. Und insofern gehen Importe und Exporte zu einem großen Teil Hand in Hand."
    Die Produktion von Industriegütern sank im Oktober aber weiter, vor allem die von Investitionsgütern. Doch sind diese Daten sehr schwankungsanfällig. Vor allem die Stimmung in den Unternehmen deutet eher auf eine allmähliche Belebung der Investitionslust hin.
    Exportiert wurde in die Mitgliedsländer der Europäischen Union, dabei blieben die Ausfuhren in die Euromitgliedsländer fast stabil, während die EU-Länder, die nicht der Eurozone angehören, gut sechs Prozent mehr Waren abnahmen. In die Länder außerhalb der EU wurden gut ein Prozent weniger Waren geliefert. Insgesamt blickt Ökonom Carstensen jedenfalls zuversichtlich ins kommende Jahr:
    "Deutschland ist die Konjunkturlokomotive des Euroraums nach wie vor. Das kommende Jahr dürfte einen Aufschwung in Deutschland bringen mit kräftigen Wachstumsraten, mit einer guten Entwicklung am Arbeitsmarkt, also eine Fortsetzung der aktuellen Situation. Das strahlt auf den Rest des Euroraums aus, das hilft auch den anderen Ländern."
    Und diese Belebung sollte sich auch noch weiter fortsetzen, denn vom Welthandelsabkommen, das am Wochenende auf Bali ausgehandelt wurde, sollte die deutsche Exportwirtschaft profitieren.