
Mit seinem ausgiebigen Dank für die deutsche Unterstützung zeige Selenskyj gerade mit Blick auf den Bundeskanzler diplomatisches Geschick, meinen die STUTTGARTER NACHRICHTEN:
"Er weiß, dass er bei Scholz so mehr erreicht als mit einer Strategie der ständigen öffentlichen Kritik an dem, was Deutschland nicht tut – etwa die Lieferung von 'Taurus'-Marschflugkörpern. Dass Scholz sagt, der russische Präsident Wladimir Putin werde mit seinem Spiel auf Zeit keinen Erfolg haben, ist ein wichtiges Bekenntnis. Dennoch könnte die Realität im Fall eines Trump-Wahlsiegs anders aussehen."
Die TAGESZEITUNG stellt fest:
"Selenskyj fehlt nach wie vor ausreichend Kriegsgerät – trotz einer neuen Zusage an Militärhilfe im Wert von 1,4 Milliarden Euro unter deutscher Beteiligung – um militärisch auf Augenhöhe gegen den russischen Präsidenten Putin agieren zu können. Die täglichen Verluste und Frontverläufe machen dies deutlich."
Nach Einschätzung der FRANKFURTER RUNDSCHAU kann der ukrainische Präsident nach seiner Tour durch Europa nicht zufrieden sein, weil
"seine Visiten deutlich gemacht haben, dass die Aufmerksamkeit bei den europäischen Verbündeten für die dringliche militärische Lage der ukrainischen Armee schwindet. Ähnliches gilt für die USA, dem wichtigsten Verbündeten Kiews. Daran hat auch Selenskyjs 'Siegesplan' nichts geändert."
Themenwechsel. Die MÄRKISCHE ODERZEITUNG aus Frankfurt (Oder) bemerkt zum Friedensnobelpreis:
"Mit der Auswahl der diesjährigen Preisträger Nihon Hidankyo aus Japan sendet das Komitee – wie so oft – auch ein politisches Signal. Nach der Organisation ICAN ist Nihon Hidankyo innerhalb von sieben Jahren bereits die zweite Gruppe, die für ihren Einsatz gegen Atomwaffen ausgezeichnet wird. Denn wir leben in einer Zeit, in der die nukleare Gefahr wieder ins Blickfeld rückt."
Dagegen findet die VOLKSSTIMME aus Magdeburg, die Entwertung der einst hoch angesehenen Auszeichnung schreite voran:
"Das hat nichts mit der verdienstvollen Tätigkeit der japanischen Organisation oder der Unfähigkeit des norwegischen Preiskomitees zu tun. In einer Welt, in der militärisches Gebaren und heiße Kriege das internationale Geschehen mehr und mehr dominieren, ist es verdammt schwer, allseits akzeptierte 'Peacemaker' zu finden."
Die BERLINER ZEITUNG empfiehlt gar, dieses Jahr hätte es
"keinen Friedensnobelpreis geben dürfen. Stattdessen braucht es einen ehrlichen Blick auf die Welt - und der ist wenig preiswürdig. Die lange gültige westliche Friedensordnung ist gescheitert."