Donnerstag, 18. April 2024

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Blogger in Saudi-Arabien
"Ich bin sehr besorgt um ihn"

Der ausgepeitschte saudi-arabische Blogger Raif Badawi klagt über massive Gesundheitsbeschwerden. Nach Angaben seiner Frau wird sein Zustand immer schlechter. Weitere Peitschenhiebe könnten sein Befinden verschlimmern. Die für heute geplanten weiteren 50 von insgesamt tausend Schlägen wurden vorerst ausgesetzt.

30.01.2015
    YouTube-Screenshot des saudischen Bloggers Raif Badawi
    Der saudische Blogger Raif Badawi (France 24 / Screenshot Youtube)
    Die Frau des verurteilten saudi-arabischen Bloggers Raif Badawi, Ensaf Haidar, sorgt sich um den Gesundheitszustand ihres Mannes. Für einen Menschen sei es unmöglich, jede Woche 50 Peitschenhiebe zu überstehen, sagte Haidar an der Seite von kanadischen Abgeordneten und Vertretern von Amnesty International in Ottawa. Haidar lebt nach ihrer Flucht mit den drei Kindern in Quebec.
    Haidar rief den kanadischen Premierminister Stephen Harper dazu auf, sich persönlich für ihren Mann einzusetzen. Der Direktor von Amnesty International in Kanada, Alex Neve, erklärte, dass 150.000 Menschen eine Petition für die Freilassung des 32-Jährigen unterzeichnet hätten. Auch der Bundestag setzte ein Zeichen. Redner aller Fraktionen forderten gestern eine Begnadigung Badawis. Die verhängte Strafe wurde einmütig als unmenschlich und grausam kritisiert.
    Weltweite Bestürzung
    Am heutigen Freitag sollte Badawi ursprünglich erneut ausgepeitscht werden. Wie eine Sprecherin von Amnesty International sagte, wurden die nach dem Mittagsgebet geplanten 50 öffentlichen Schläge aber nicht vollzogen. Vor drei Wochen war der Blogger erstmals in der Stadt Dschidda öffentlich mit Stockhieben bestraft worden. Danach wurde die Strafe bereits zweimal aus "gesundheitlichen Gründen" ausgesetzt.
    Badawi war wegen Beleidigung des Islam zu tausend Peitschenhieben sowie zu zehn Jahren Haft verurteilt worden. Der Blogger hatte sich für eine Diskussion über das Verhältnis zwischen Staat und Religion in Saudi-Arabien eingesetzt. Dafür wurde ihm Beleidigung des Islam vorgeworfen. Sein Schicksal sorgt derzeit international für Bestürzung und Anteilnahme.
    Amnesty International macht mit einer groß angelegten Kampagne auf das Leid des Mannes aufmerksam. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation drohen ihm gesundheitliche Langzeitschäden wie Lähmungen, falls er die Reststrafe von 950 Stockhieben erhält.
    Beobachter sehen im weiteren Vollzug auch eine erste Probe für den neuen König Salman. Bei der ersten Bestrafung vor drei Wochen war noch der inzwischen verstorbene König Abdullah im Amt.
    (fwa/stfr)