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Bonn
Rechtsextreme instrumentalisieren Prügeltod eines 17-Jährigen

Nach dem gewaltsamen Tod eines 17-Jährigen in Bonn sind Rechtsextreme auf die Straße gegangen. Hintergrund sind Spekulationen über eine ausländische Herkunft der bislang unbekannten Täter, die den Jungen zusammengeschlagen haben. Gegendemonstranten stellten sich den Rechten in den Weg.

    Demonstranten von "Bonn stellt sich quer" halten am 14.05.2016 in Bonn (Nordrhein-Westfalen) ein Banner mit dem Schriftzug "Schalom, Frieden, Salam".
    Demonstranten von "Bonn stellt sich quer". (dpa/ Caroline Seidel)
    An dem von der rechten Szene organisierten Protestmarsch "Stoppt die Gewalt" im Bonner Stadtteil Bad Godesberg nahmen nach Angaben der Polizei rund 50 Demonstranten teil - deutlich weniger als von den Veranstaltern erwartet. Anlass sind Spekulationen über einen möglichen Migrationshintergrund der mutmaßlichen Schläger.
    Eine in der Szene bekannte Rechtsextreme, berichtete der WDR, die erst im April wegen Volksverhetzung zu acht Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden sei, hatte zu einer Demonstration gegen "Ausländerkriminalität" aufgerufen. Nach Angaben des Bonner General-Anzeigers, handelte es sich dabei um Melanie Dittmer, die bereits an der Organistion des örtlichen Ablegers von "Pegida" beteiligt gewesen sein. Das Verwaltungsgericht Köln hatte nach Angaben der Zeitung am Freitag kurzfristig ein Redeverbot für Dittmer in Bad Godesberg bestätigt. An ihrer Stelle habe dann die Nürnberger Rechtsextremistin Ester Seitz gesprochen.
    Blumen und Kerzen stehen in Bonn (Nordrhein-Westfalen) vor und neben dem Kreuz an der Stelle, an der der nun verstobene Niklas P. (17) von bisher Unbekannten zusammengeschlagen wurde.
    Der Tatort. Große Anteilnahme nach dem tragischen Tod von Niklas P. (dpa / Caroline Seidel)
    An der von mehreren Parteien, Kirchen und Gewerkschaften unterstützten Gegendemonstration "Bonn stellt sich quer" beteiligten sich laut Polizei rund 400 Menschen. Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan (CDU) sagte laut WDR: "Ich bin hier, weil ich es abscheulich finde, dass die Rechten heute zu einer Demonstration hier am Ort des Verbrechens aufgerufen haben und ich finde, wir dürfen den Rechten diesen Platz hier nicht überlassen."
    Brutaler Überfall
    Der 17-jährige Niklas P. war in der Nacht zum 7. Mai im Bonner Stadtteil Bad Godesberg von mehreren Tätern brutal niedergeschlagen worden. Ein Notarzt reanimierte den Schüler am Tatort. Anschließend wurde er in eine Klinik gebracht, in der er in der Nacht zum Freitag seinen lebensgefährlichen Verletzungen erlag. Auch ein 18 Jahre alter Begleiter und eine gleichaltrige Freundin des gestorbenen Jungen wurden attackiert und verletzt. Erst als weitere Zeugen zur Hilfe kamen, ließen die Täter von ihren Opfern ab und suchten das Weite.
    Die Polizei fahndet nach mehreren Verdächtigen. Zu drei mutmaßlichen Tätern liegen der Polizei Zeugenbeschreibungen vor. Zwei der jungen Männer sollen demnach eine braune Hautfarbe gehabt haben. Beide sprachen akzentfrei Deutsch. Eine Polizeisprecherin sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass es bei der Fahndung bislang keine neuen Erkenntnisse gebe. Für Hinweise, die zur Ergreifung der Schläger führen, setzte die Staatsanwaltschaft 3.000 Euro Belohnung aus.