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Brücken schlagen beim Fastenbrechen

Während des Fastenmonats Ramadan essen Muslime erst nach Sonnenuntergang. Dann öffnet die Uni-Mensa Köln auch einmal abends ihre Türen und bietet das Iftar-Essen an. Die Speisung ist nicht nur für Muslime gedacht.

Von Katrin Sanders | 19.07.2013
    Punkt 21:42 Uhr, gleich nach Sonnenuntergang, wird das Fastenbrechen beginnen. Gut eine Stunde vorher schon füllt Emine Eiden ihren Becher mit Wasser voll, und legt eine Dattel vor sich auf den Tisch. Vorbereitung auf das Essen nach einem heißen Tag ohne Wasser oder Nahrung. Verzicht? Nicht für die Jurastudentin: Sie genießt den Trubel in der voll besetzten Kölner Unimensa am Ende eines langen Fastentages:

    "Ja, Fastenbrechen ist ja: je voller, desto schöner. Man trifft alte Freunde wieder, wie grad eben schon. Es ist ein Zusammentreffen von Studierenden."

    Nicht nur muslimischen Glaubens. Einmal im Monat Ramadan kann man in Köln das Fastenbrechen kennenlernen. Und immer mehr Gäste folgen der Einladung von Kölner Studentenwerk, Evangelischer Studentengemeinde und dem Islamischen Hochschulverband IHV. Die Interessenvertretung muslimischer Studierender an der Universität zu Köln hat den Abend organisiert: Sara Kebir, erste Vorsitzende und Jurastudentin, über die Idee:

    #"Wir haben im Moment den Monat Ramadan, das ist ein wichtiger, ein heiliger Monat und wir möchten den muslimischen Studierenden einfach die Möglichkeit bieten in einem großen Kreis das Fasten zu brechen, aber auch den nicht-muslimischen, dass sie einfach dabei sind, dass sie das erleben dürfen, mitessen, mitreden können. Dass man eine Brücke schafft zwischen verschiedenen Kulturen. Dass sie sich näherkommen und über Gott und die Welt reden."

    Der Vortrag jener Sure, die von den Fastenregeln und -ausnahmen handelt, gehört zum Rahmenprogramm. Sehr religiös geht es allerdings im Saal dabei nicht zu: Handys auf allen Tischen, Zeit für SMS und andere wichtige Themen:

    Für manche ist das Iftar-Essen eben vor allem große Zusammenkunft, bei anderen steht die religiöse Pflicht im Vordergrund: Den Glauben auch an der Uni offen zeigen zu können, bedeutet diesen muslimischen Studierenden viel:

    Emine:
    " Es ist ne Wertschätzung des Glaubens, dass die Leute dieses Fastenbrechen mit uns zusammen feiern, mit uns die Mahlzeit mit uns einnehmen, es ist schön und harmonisch, dass die Leute mit uns zur Unterstützung diesen Tag genießen. Hoff ich mal."
    Yussuf:
    "Für uns ist das ganz wichtig, dass wir es zeigen und auch öffentlich machen, denn wir möchten Transparenz symbolisieren. Wir als Muslime sind angekommen, wir sind in der Gesellschaft und wir möchten das schon zeigen. Die Leute sollen sehen, dass wir da sind und sind aber auch entsprechend eingeladen, mit uns zusammenzusitzen und zu essen."

    Sagt Yussuf Sare. Der Student der Sozialwissenschaften organisiert jetzt die Abläufe in der Küche: 500 Gäste auf die Minute sollen pünktlich mit Essen versorgen werden:

    Wir haben halt angefragt auf unserer Facebook Seite, dass wir Unterstützung brauchen von den Studierenden selber und die Personen, die sie hier sehen, helfen uns beim Verteilen des Essens, das Brot wird zurechtgeschnitten. Es wird ne Suppe geben, es wird Eintopf geben, es wird Reis oder Nudeln geben und Salat und Brot und am Ende vielleicht noch was Süßes.

    So sieht die eine von zwei möglichen Mahlzeiten nach Sonnenuntergang aus. Gespräche am Tisch: Fasten und Studieren bei hohen Temperaturen - wie passt das zusammen?

    "Das geht ganz gut. Also ich verspür grade überhaupt keinen Hunger, obwohl ich den ganzen Tag auf den Beinen war. Ich hab morgen ne Klausur sogar und ich hab heute schon den ganzen Tag gelernt und jetzt auch noch die Veranstaltung."

    "Also das Fasten stört mich nicht beim Lernen. Ich hatte auch ne Klausur, Anfang Ramadan. Und im Gegenteil: Ist viel besser gelaufen. Ich hab viel besser gelernt. Ich denke dann immer, das ist Gottes Hilfe."

    Jetzt aber ist es so weit: Linsensuppe, Reisgericht und Nachspeise, die kleine Gruppe der nicht-muslimischen Gäste lässt es sich schmecken und nimmt diese Eindrücke mit:

    "Ich habe es mir ehrlich gesagt, anders vorgestellt, also ich hab nicht so ein Riesenfamilienauflauf hier erwartet, sondern eher jüngere Leute und nicht die Studierenden mit ihren ganzen Familien.""Ich hab es mir auch vorgestellt, dass man vielmehr auch ins Gespräch kommt. Also es war ja doch Programm und: schwierig. Man wusste auch nicht, wo kann man sich jetzt hinsetzen. Muss auch sagen, der arabische Teil am Anfang hat mich auch eher abgeschreckt."

    "Es ist interessant, zu sehen, wie die das feiern, dieser Ablauf und das Fastenbrechen ist. Dass es auch so ein Gruppenerleben ist, für uns jetzt nicht so, aber für die Muslime ist das schon ein schönes Zusammensein. "