Zu den Unternehmen, die dem Textil-Bündnis von Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) beigetreten sind, zählen unter anderem Adidas, Aldi Nord und Süd, C&A, H&M, Kik oder Tchibo. Das teilte der Handelsverband Deutschland (HDE) in Berlin mit. Auch die Spitzenverbände von Handel und Textilindustrie sind nun Mitglieder. Müller hatte das Bündnis im vergangenen Jahr ins Leben gerufen, um die Produktionsbedingungen in den Herstellerländern zu verbessern.
Das ambitionierte Vorhaben des Ministers war im Oktober 2014 allerdings holprig gestartet: Fast alle großen Unternehmen und die Handelsverbände sagten ihre Teilnahme ab. Teile der Wirtschaft übten scharfe Kritik an dem Vorhaben. Deutsche Standards im Sozialbereich könnten nicht umstandslos auf Unternehmen im Ausland übertragen werden, hieß es.
Vertreter der Textilwirtschaft überarbeiteten zusammen mit dem Ministerium die Bedingungen des Bündnisses und einigten sich Ende April auf einen gemeinsamen Aktionsplan.
Einsturz des Rana-Plaza-Fabrik war Auslöser
HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth bezeichnete den Aktionsplan als "ambitioniert"; er ermögliche nun "einen breiten Beitritt der Wirtschaft". Die ursprüngliche Version des Textil-Bündnisses hatte der HDE im Oktober noch als "unrealistisch" abgelehnt.
Kritiker bemängeln allerdings, dass der Anspruch des Bündnisses nach unten geschraubt wurde. Kirsten Brodde von Greenpeace hat wenig Verständnis für das neue Konzept. Entwicklungsminister Müller habe sich ohne Not nach unten korrigiert, sagte sie dem Deutschlandfunk. "Er hat dem Druck der Textillobby nachgegeben und hat sich auf eine Lightversion eingelassen." Arbeitsrechtsaktivist Berndt Hinzmann von der Kampagne für Saubere Kleidung steht der Neuverhandlung positiv gegenüber: "Jetzt sind endlich Tatsachen geschaffen worden", sagte er dem DLF. Die Textil-Unternehmen seien jetzt aber in der Pflicht nachzuweisen, dass sie den Aktionsplan auch umsetzten und dass keine Aufweichung passiere.
Die problematischen Bedingungen in der Textilindustrie in einigen Ländern sind seit Langem bekannt. Immer wieder gibt es schwere Unglücke und Arbeitsunfälle; enormer Leistungsdruck, schlechte Bezahlung und Arbeitsrechtsverletzungen gehören zum Alltag vieler Näherinnen. Für weltweite Schlagzeilen sorgte der Einsturz des Rana-Plaza-Fabrikkomplexes in Bangladesch, bei dem im April 2013 mehr als 1.100 Menschen starben. Zahlreiche westliche Firmen hatten in dem Gebäude Kleider nähen lassen. Das Unglück war Auslöser der Überlegungen, ein Bündnis gegen Ausbeutung zu gründen.
(pg/ach)