Aus der Studie des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, die heute in Berlin vorgestellt wurde, geht hervor, dass von den befragten Soldatinnen insgesamt 55 Prozent sexuell belästigt wurden. Derzeit sind rund zehn Prozent der Soldaten Frauen.
47 Prozent der Frauen berichteten über verbale Belästigungen, 25 Prozent über das sichtbare Anbringen pornografischer Darstellungen. Opfer von "unerwünschten, sexuell bestimmten körperlichen Berührungen" wurden laut Studie 24 Prozent der Befragten. Drei Prozent gaben an, Opfer sexuellen Missbrauchs geworden zu sein.
Für die Studie wurden die Angaben von knapp 5.000 Soldatinnen und Soldaten ausgewertet. Die Befragungen fanden von August bis Oktober 2011 statt.
Soldaten: Truppe verliert wegen Frauen an Schlagkraft
Die Studie belegt des Weiteren, dass bei den männlichen Kollegen die Vorbehalte gegen den Dienst von Frauen in der Bundeswehr zunehmen. Eine wachsende Zahl von Soldaten vertritt die Ansicht, die Bundeswehr verliere wegen der Frauen an Kampfkraft und könne ihren militärischen Auftrag nicht mehr erfüllen. Immer mehr glaubten auch, dass Soldatinnen von ihren Vorgesetzten zu positiv beurteilt würden und bessere Karrierechancen hätten als ihre männlichen Kollegen.
Studienleiter Gerhard Kümmel sprach angesichts der vorgelegten Ergebnisse von einer "Eintrübung des Integrationsklimas". Demnach gaben 56,6 Prozent der befragten Männer an, die Bundeswehr verändere sich infolge der Integration von Frauen zum Schlechteren. Diese Meinung vertraten fünf Prozent mehr als noch bei einer früheren Befragung aus dem Jahr 2005.
Von der Leyen: Bundeswehr muss für Frauen attraktiver werden
Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) forderte, die Bundeswehr müsse für Frauen deutlich attraktiver gestaltet werden.
Zudem müsse "besser sichtbar" gemacht werden, "wie sehr die Bundeswehr von der wachsenden Zahl Frauen in der Truppe profitiert".
Rekrutierung Minderjähriger
Unabhängig von der vorgelegten Studie wurde heute auch bekannt, dass die Bundeswehr in den vergangenen drei Jahren mehr als 3.000 minderjährige Soldaten rekrutiert hat. Allein im Jahr 2013 seien 1.032 17-Jährige eingestellt worden, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin nach einer Anfrage der Linken. Er verteidigte diese Praxis und betonte, Minderjährige würden zwar "an der Waffe ausgebildet", seien aber unter strenger Aufsicht und würden nicht "an der Waffe eingesetzt". An Auslandseinsätzen nähmen Jugendliche nicht teil. Zudem würden sie nur mit dem Einverständnis ihrer Eltern eingestellt. Erst als Volljährige könnten sie dann ihren Dienst ohne Einschränkungen versehen.
Politiker von SPD, Grünen und Linken haben die Bundeswehr aufgefordert, künftig keine Minderjährigen mehr zu rekrutieren. "Wir müssen dazu kommen, dass Jugendliche mindestens 18 Jahre alt sind, wenn sie ihren Dienst bei der Truppe antreten", sagte der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Hans-Peter Bartels (SPD), der "Rheinischen Post" in Düsseldorf (Samstagsausgabe). Ähnlichen äußerten sich am Freitag Vertreter von Grünen und Linken sowie das Kinderhilfswerk terre des hommes. Die Linken-Verteidigungsexpertin Katrin Kunert kritisierte das Vorgehen und sprach von "Doppelmoral", da sich die Bundesregierung zugleich gegen die Rekrutierung von Kindersoldaten in anderen Ländern einsetze.
Dem Ministerium zufolge steht die Praxis jedoch im Einklang mit dem Übereinkommen über die Rechte des Kindes und dem Zusatzprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention, das die Beteiligung Minderjähriger an bewaffneten Konflikten ächtet. Wie aus den Angaben hervorgeht, werden bereits 16-jährige Mädchen und Jungen angeschrieben und auch Bewerbungen von 16- und 17-Jährigen entgegengenommen.