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Das Ende der Templer

Am 22. März 1312 hob Papst Clemens V. auf dem Konzil von Vienne den Templerorden auf und beendete damit die Existenz der sagenumwobenen Templer. Frankreichs König Philipp der Schöne hatte den Papst dazu gedrängt, nachdem die Ordensritter unter der Folter der Inquisition Ketzerei gestanden hatten.

Von Helge Buttkereit | 22.03.2012
    "Kein Rechtsgang soll gegen den Orden in Anwendung gebracht werden. Apostolische Liebe und Machtvollkommenheit sollen sein Dasein enden. Fürsorge um sein Schicksal und das Bestreben, ihn vor Schande und üblem Nachruf zu bewahren, veranlassen uns, den Orden, seine Satzungen und Einrichtungen, seinen Namen und sein Vermögen auf ewige Zeiten zu kassieren."

    Ein Verwaltungsakt beendete die Existenz der Templer. Mit der Bulle "Vox in excelso" löste Papst Clemens V. den Orden am 22. März 1312 auf. Vorangegangen war ein langwieriger Prozess, auf dem eigens einberufenen Konzil von Vienne fand sich jedoch keine Mehrheit für die Verurteilung der Templer. Dagegen, dass der Papst die Existenz des Ordens mit einem Federstrich aufhob, regte sich aber kein Widerstand. Dies hatte König Philipp der Schöne von Frankreich vorgeschlagen. Der Papst war durch die Protektion des Königs gewählt worden und residierte zeitlebens in Frankreich. König Philipp wiederum waren die Templer zu mächtig geworden.

    Ritter hatten den Orden um 1120 nach den ersten Kreuzzügen gegründet, um die Pilgerwege im eroberten Palästina zu sichern. In ihrer Ordensregel heißt es:

    "Durch die göttliche Speise gestärkt und gesättigt und in den Geboten des Herrn unterwiesen und gefestigt, soll sich nach Teilnahme an den göttlichen Mysterien keiner fürchten in die Schlacht zu ziehen, vielmehr bereit sein für die Krone."

    Die Verbindung zwischen Rittertum und mönchischem Leben entstand in der Zeit der Kreuzzüge. Der Name der Templer leitet sich von dem Ort ab, den der König von Jerusalem den "Armen Rittern vom Grab Christi" zuwies: ein Gebäude im altjüdischen Tempelbezirk Jerusalems. Damit war der Grundstein für bis heute vielfältige Legenden gelegt. In Wolfram von Eschenbachs Parzival aus dem 13. Jahrhundert zum Beispiel sind die Templer Gralshüter:

    "Es wohnt manch wehrhafter Kämpfer / in Montsalvage beim Gral, / die reiten alle Mal um Abenteuer / auf manche Kriegsfahrt: / Diese Tempeleisen eben, / was immer sie an Kummer oder Gewinn erjagen, / sie tragen es für ihre Sünden."

    Die Tempelritter waren sicher keine Gralshüter. Gewinne zogen sie vielmehr aus den zahlreichen Besitztümern im Westen, die ihnen vom Adel überschrieben worden waren. Dadurch bildeten sie Ende des 13. Jahrhunderts insbesondere in Frankreich eine Art Staat im Staate. Die Templer bauten mächtige Burgen und statteten Ritterheere in Palästina aus. Denn die Kreuzfahrer hatten seit Ende des 11. Jahrhunderts zwar den schmalen Küstenstreifen am Mittelmeer im Nahen Osten besetzt, aus dem Hinterland waren sie aber ständig durch muslimische Herrscher bedroht. Als das Heilige Land 1291 mit dem Fall von Akkon endgültig an die Ägypter verloren ging und die Zeit der Kreuzzüge endete, fehlte den Templern die Legitimation ihrer Existenz. Für den König von Frankreich bot sich jetzt die Gelegenheit, den Orden aus dem Land zu drängen und sich selbst möglichst viele Besitzungen anzueignen. In einer konzertierten Aktion ließ er am Freitag den 13. Oktober 1307 die Häuser der Templer besetzen, nahm die Ritter gefangen und warf ihnen Ketzerei und Homosexualität vor. In einem Hörspiel aus dem Jahr 1957 verhört der französische Großinquisitor Wilhelm Imbert Jakob von Molay, den Großmeister der Templer:

    "Wilhelm Imbert: "Du weißt, wessen Du schuldig bist?"
    Jakob von Molay: "Nein. Ich weiß nur, wessen ich mich schuldig bekennen soll."
    WI: "Wessen also?"
    JvM: "Das weißt Du besser als ich, Wilhelm Imbert. Aber glaube nicht, mich auch heute zwingen zu können, Verbrechen einzugestehen, die weder ich noch einer meiner Brüder vom Orden begangen haben."
    WI: "Oh doch, Ritter Molay, oh doch. Ich kann dich zwingen. Immer wieder und zu allem kann ich dich zwingen, denn Du bist in meiner Gewalt.""

    Molay hatte sein erstes Geständnis, ein Ketzer zu sein, widerrufen. Unter der brutalen Folter gestand er wie viele seiner Mitbrüder erneut, diesmal unter anderem auch homosexuelle Praktiken im Orden. Das überzeugte schließlich auch Papst Clemens V., der den Templerorden am 22. März 1312 aufhob und die meisten seiner Besitztümer an die Johanniter überschrieb, die als Hospitalorden die Zeit der Kreuzzüge überdauerten. Der König von Frankreich erhielt weniger als erhofft. Fast genau zwei Jahre später starb Jakob von Molay als Ketzer auf dem Scheiterhaufen. Er hatte sein erpresstes Geständnis noch einmal widerrufen.