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„Das ist lächerlich“

Physik. - Den Kampf um Taleyarkhan verfolgt der emeritierte Kernphysik-Professor Günter Lohnert mit besonderer Aufmerksamkeit. Schließlich sind einige der umkämpften Veröffentlichungen von ihm begutachtet und in der von ihm herausgegebenen Zeitschrift erschienen. Im Gespräch mit Ralf Krauter nimmt er Stellung.

30.07.2008
    Krauter: Herr Lohnert, von einer Menge Vorwürfe gegen Rusi Taleyarkhan sind am Ende nur zwei übrig geblieben, und die scheinen am Ende auch nicht wirklich stichhaltig zu sein. Wie beurteilen Sie denn das Verdikt der Untersuchungskommission der Purdue Universität in Lafayette?

    Lohnert: Ja, ich habe das ganz genau gelesen, und leider genau die zwei Punkte, wo er angeblich schuldig gesprochen wird, betreffen aber leider mich. Ich bin in meiner Eigenschaft nicht nur als Direktor vom Institut für Kernenergie, sondern in dem Fall auch Herausgeber der größten nuklearen Zeitung der Welt, "nuclear engineering and design", und da ist eben ein Artikel von einem Herrn Butt und einem Herrn Xu erschienen, und da wird jetzt behauptet, er sei dahinter gesteckt und er habe mir das unterschoben. Und das wird in diesem Verdikt auch angeblich bewiesen, indem man Emails und Telefonate von mir abgehört hat und gegen ihn verwendet hat. Nicht gegen mich, aber ich stehe da ständig, da wo es heißt, er ist schuldig, das ist immer der Artikel in "nuclear engineering and design".

    Krauter: Sie waren der Gutachter dieses Artikels. Das heißt, sie würden sagen, diese Vorwürfe, die jetzt übrig geblieben sind, die sind nicht stichhaltig?

    Lohnert: Die sind absolut nicht stichhaltig und treffen leider auch gar nicht den Kern. Meine Großmutter hat immer gesagt, es zeichnet einen kleinen Geist aus - in dem Fall eben dieses investigation committee - wenn man sich in großen Dingen, und das ist eine große Sache, die Fusion, ist sie da, oder gibt sie, gibt's sie nicht, wenn sich also diese Leute bei einfachen Sachen aufhalten. Diese ganze 30, 40 Seiten Verdikt sind nur formale Sachen, kein einziger geht auch irgendwie auf das Thema an sich ein. Wie sollten sie auch, das sind alles keine Fachleute.

    Krauter: Das heißt, die Gutachter haben einfach die falschen Fragen gestellt und vielleicht zu sehr um Personen und zu wenig um Inhalte gekümmert?

    Lohnert: Die haben sich absolut nicht um die Inhalte gekümmert, die haben nur geguckt, wer hat was geschrieben, wer hat was gesagt, und was hat er nicht gesagt, und warum hat er das so gesagt. Und das hat alles mit dem Hauptthema, ist Sonofusion, eine Sache, die in Deutschland, sind wir sehr stolz, 1930 schon entdeckt worden ist, ist das jetzt eine Möglichkeit, vielleicht später mal Fusion zu machen oder nicht. Das spielt überhaupt keine Rolle, sondern nur: Schuldig. Hat der Herr Professor Taleyarkhan den Herrn Professor Lohnert angelogen, indem er ihm etwas vorgemacht hat. Und nein, er hat mich nicht angelogen.

    Krauter: Herr Lohnert, ist Rusi Taleyarkhan Opfer einer Kampagne aus Ihrer Sicht?

    Lohnert: Ja, absolut. Ich verstehe es nicht, ob das rassistisch ist, oder was passiert ist. Aber wenn ich jetzt sehe, er ist ein Opfer einer Kampagne. Es geht offensichtlich gar nicht mehr um die Sache. Es geht natürlich um viel Geld, wir wissen, wenn Fusion vielleicht einfacher wäre, so weit sind wir doch gar nicht. Und wir sind doch froh, dass wir den Iter jetzt haben, der Milliarden kostet und so...

    Krauter: Den internationalen Fusionsreaktor, genau!

    Lohnert: Ja, und wenn das natürlich einfacher ginge, dann würde man sagen, ja dann warten wir mal, bis wir das vielleicht geklärt haben. Man sollte solche Sachen nicht ausschließen und totmachen und auf sehr widerliche Art. Wenn ich sehe, was der Direktor in Purdue mit einem Kollegen, auch einem Professor, macht. Es ist der Direktor des Instituts, der immer gegen Taleyarkhan, ihn kaltzustellen, Gott sei Dank musste jetzt selber gehen.

    Krauter: Also der Eindruck ist doch, dass damit unsauberen Mitteln doch persönliche Wäsche gewaschen wurde, oder noch wird?

    Lohnert: Ja. Und das wundert mich, dass auch die Presse da mitmacht. Gucken Sie in den letzten Wochen, Los Angeles Times oder Chicago Tribune, Herald Tribune, New York Times und Washington und so weiter. Alle papers haben das jetzt in Amerika abgedruckt: ein Professor in Purdue ist der Falschaussage überführt, oder so. Das ist lächerlich, hat mit der Sache absolut nichts zu tun, sind kleine Geister.