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"Der Bedarf ist riesig"

Wirtschaft. - Die Spielebranche schaltet in Deutschland wieder auf Wachstum. 1,6 Milliarden Euro werden hierzulande derzeit umgesetzt. Der Nachwuchs hat inzwischen die Auswahl zwischen zahlreichen Ausbildungsgängen. Stephan Reichart, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Entwickler von Computerspielen, Game, sagt im Gespräch mit Manfred Kloiber, wohin die Reise geht.

21.08.2010
    Kloiber: Herr Reichart, ist der Bedarf an Computerspieleentwickler wirklich so hoch, wie es im Moment so ein bisschen zu sein scheint?

    Reichart: Ja, der Bedarf ist riesig nach wie vor, allein eines unserer Unternehmen, die Firma Bigpoint, hat jetzt auf der Messe über 300 offene Stellen, die sie in diesem Jahr noch besetzen wollen.

    Kloiber: Wie sieht so eine Ausbildung zum Computerspielentwickler aus, welche Alternativen, oder Optionen gibt es, oder kann man auch quer einsteigen?

    Reichart: Grundsätzlich suchen die Firmen heutzutage eigentlich nicht mehr den Quereinsteiger, sondern schon sehr gut ausgebildete und qualifizierte Leute. Wir haben so viele Bereiche, die wir mittlerweile abdecken, vom klassischen Regisseur bis hin zum sehr spezialisierten 3D-Programmierer, dass man bei uns quasi mit jedem Talent sehr gut aufgehoben ist.

    Kloiber: Es gibt ja, wie gesagt, mehrere Ausbildungsgänge in diesem Bereich. Universitäre Studiengänge, Fachhochschulstudiengänge an Medienhochschulen und private Anbieter. Was würden Sie denn raten, wenn man ein junger Mensch ist und in dieser Branche reinwill, wo sollte man sich hin orientieren?

    Reichart: Also die erste Überlegung sollte sein, in was für einem Bereich möchte ich nachher arbeiten, möchte ich eher im Management arbeiten, dann ist es durchaus sinnvoll, mal an den Hochschulen zu gucken, welche Managementausbildungen ist da gibt. Will ich eher Hands on an der Entwicklung haben, zum Beispiel als Grafiker oder Programmierer, da gibt es ganz tolle Akademien, die schon seit vielen Jahren sehr erfolgreich ausbilden.

    Kloiber: Private Ausbildung, sind die irgendwie zertifiziert, wenn man dafür Geld investiert, auch als Eltern den Kindern etwas dabei tun muss, das bezahlen muss. Gibt es da gesicherte Standards, oder ist ein bisschen Wildwuchs?

    Reichart: Also von Wildwuchs können wir hier zum Glück nicht sprechen, sondern schon durchaus von Standards, wobei diese Standards immer wieder durch die Institute und auch durch die Industrie vorgegeben werden. Denn nichts verändert sich so schnell wie die Qualität der Spieleentwicklung. Und wir können hier nicht wie in Universitäten auf zehn Jahre dasselbe unterrichten, sondern es wird immer wieder aufs Neue angepasst, ich kann jedem zukünftigen Absolventen nur empfehlen, ganz genau hinzugucken, welchen Vermittlungserfolg eine solche Akademie hat. Und dieser Vermittlungserfolg, das kann man sehr einfach mittlerweile über das Internet heraus kriegen, der ist natürlich ganz entscheidend dafür, wenn ich viel Geld in die Hand nehme. Und gerade so Institute wie die Mediadesign-Hochschule oder die Games Akademie haben fast eine 100-prozentige Vermittlungsquote.

    Kloiber: Wenn man die Ausbildung fertig hat, hat man dann für alle Zeit einen gesicherten Job oder ist die Branche stark im Wandel?

    Reichart: Nein, wir sind nicht im Wandel, aber natürlich bildet eine Spieleentwickler letztlich ein Know-how, was nicht leicht zu ersetzen ist. Das ist der der ganz große Unterschied zur Filmbranche, wo man die Produktionsteams nach der Entwicklung wieder einstampft. Bei der Spielentwicklung versuchen wir die Teams zu halten, weil die Mitarbeiter hochspezialisiert sind.