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Der Musiker Son Little
Junger Mann mit alter Seele

Sein Soul ist lebendig und zeitlos. Das liegt auch an Son Littles besonderer, wundersam erfahrener Stimme. Sein zweites Album "New Magic" klingt auffallend melancholisch.

Von Thomas Elbern | 04.02.2018
    Mann mit Hut sitz in einem Auto und schaut aus der Tür
    Soulgrößen wie Marvin Gaye oder Curtis Mayfield haben Son Little beeinflusst (Marc Lemoine)
    "New Magic" enthält sehr persönliche Songs, die der stille und introvertierte Musiker ohne viel Studiobrimborium eingespielt hat. Wie der gebürtige Kalifornier auch auf seiner letzten Deutschlandtour bewies, braucht Son Little nicht mehr als ein einfaches musikalisches Grundgerüst, um große Wirkung zu erzielen. Seine Stimme, die nach mindestens 100 Jahren Lebenserfahrung klingt, tut ihr Übriges: Der Soul in Son Little's Musik ist lebendig und zeitlos. Ein gutes Beispiel ist der Song "Mad about you" den Son Little sehr eigen kommentiert:
    "Der Song "Mad about you" hat was von Herbstgefühlen, wenn die Blätter braun werden. In Amerika nennen wir das den "Indian summer". Es ist immer noch warm, doch du kannst die Kälte schon spüren. Es ist die Erinnerung an etwas, was wunderschön ist, doch langsam verschwindet."
    Gitarren brennen
    Die Musik von Aaron Livingston, alias Son Little ist nicht gerade offensiv. In "Mad about you" reflektiert der amerikanische Singer-Songwriter über Liebe, die nie richtig zustande kam. Das Cover seines aktuellen Albums zeigt eine brennende akustische Gitarre. Hatte Son Little einfach nur eine schlechte Phase, oder ist das ein Konzept?
    "Das Licht in der Fotografie wurde von dem Feuer der Gitarre erzeugt. Das Instrument war eh kaputt und konnte nicht mehr repariert werden. Aber irgendwie spiegelt das auch das Gefühl dieses Albums wider. Ich habe eh viel akustische Gitarre auf diesem Album verwendet, insofern passt das."
    Son Little bezeichnete seine eigene Musik mal als "Future Soul". Gerade Soulgrößen wie Marvin Gaye oder Curtis Mayfield haben Son Little beeinflusst. Und man kann unschwer aus der Musik von Son Little heraushören, dass er sich mit der goldenen Ära des 1970er Soul besonders intensiv beschäftigt hat.
    Soulmusik für die Hip Hop Generation
    "Es sind ganz verschiedene Dinge, die mich daran faszinieren. Im Gegensatz zu den 1960er Jahren gab es in den Siebzigern viele Fortschritte in der Aufnahmetechnik. Aus Mono wurde Stereo und es war auf einmal möglich, gleichzeitig 16 oder 24 Spuren aufzunehmen. Es ging in den 70ern zwar immer noch um Songs, aber auch gleichzeitig um Experimente, die nun möglich waren. Die neue Technik und das damalige kulturelle Klima haben diese einzigartige Musik geschaffen."
    Das New Yorker GQ Magazin bezeichnete den Sound von Son Little als "Soulmusik für die Hip Hop Generation". Eine Auszeichnung für jemanden, den die amerikanische Hip Hop Institution "The Roots" entdeckt hat. Son Little wirkte 2004 bei dem Song "The Guns are drawn" mit, der sich auf dem Album "The Tipping Point" befindet und wurde so bekannt.
    "Der Vergleich klingt gut für mich, ich finde ihn sogar ziemlich akkurat. Hip Hop war immer ein Teil meines Lebens und ich beobachte ständig, wohin sich der entwickelt. Obwohl ich weder ein DJ oder Rapper bin, war mit Breakbeats und Samples zu arbeiten immer Teil meiner musikalischen Erziehung. Dieser Prozess und die Ästhetik dessen, ist ein Stück meiner musikalischen Identität."
    Weniger ist mehr
    "New magic", das aktuelle Album von Son Little, ist minimalistisch produziert. Es klingt bewusst nicht inszeniert. Little, der 2016 für die Produktion des Albums "See that my grave is kept clean" der Soullegende Mavis Staples mit einem Grammy ausgezeichnet wurde, ist ein Meister im Weglassen.
    "Fast alles, was ich bisher produziert habe, hat viel mit Gesang zu tun. Egal, ob es meine eigenen Songs oder die von Mavis sind. Wenn da ein guter Sänger ist, wird die komplette Produktion drum herum gebaut. Es ist der Klang der Stimme und die Aussage in den Texten, die rüber kommen soll. Und meine Aufgabe als Produzent ist, genau das zu schaffen."
    Ende des vergangenen Jahres war Son Little auf Deutschlandtournee. Dort ließ der den Live-Funken des modernen Soul auf das Publikum überspringen. Obwohl der Kölner CBE Club, der 500 Leute fasst, gerade mal zu einem Fünftel gefüllt war, ließ sich das Publikum von seiner Performance anstecken.
    Der Funke springt über
    Son Little hat mit seiner Band den Unterschied zwischen Vergangenheit und Moderne aufgehoben, denn seine Songs haben etwas völlig Zeitloses. Das weiß sein Publikum weltweit zu schätzen.
    "Ich bin immer wieder überrascht, wie unterschiedlich meine Zuschauer sind. Eltern mit ihren Kindern, Vater und Mutter mit ihrem Sohn oder Tochter im Teenageralter. Das macht mir echt Mut. Es gibt dort eine große Schnittmenge an Altersdurchschnitt und Herkunft. Die Welt ist ein wirklich komplizierter Ort geworden, ständig stürmt irgendetwas auf dich ein. Die Leute sehnen sich nach etwas Einfachem."