
Die italienische Zeitung CORRIERE DELLA SERA aus Mailand führt aus: "In der arabischen Welt verliert Israel weiter an Zustimmung und ist immer weiter isoliert. Ausschlaggebend für die jüngsten Verurteilungen der arabischen Länder gegenüber dem Vorgehen von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ist jedoch nicht die humanitäre Tragödie des palästinensischen Volkes. Auslöser für einen Dringlichkeitsgipfel zwischen den Mitgliedstaaten der Arabischen Liga und der Organisation für Islamische Zusammenarbeit war der israelische Überfall auf Doha, bei dem mehrere in Katar lebende Hamas-Mitglieder ums Leben kamen. Es scheint, als habe dieser Angriff auf einen souveränen Golfstaat eine 'rote Linie' überschritten, die die Länder der Region dazu zwingt, alte Gräben und gegenseitiges Misstrauen zu überwinden", notiert CORRIERE DELLA SERA.
Der Gastkommentator der japanischen Zeitung ASAHI SHIMBUN aus Tokio begrüßt das Treffen in Doha, weil "die arabisch-islamischen Nahost-Staaten selbst Initiative ergriffen haben. Solch ein Gipfel sollte allerdings nicht nur formell stattfinden. Die Staaten müssen ihre Zusammenarbeit stärken, konkrete Entscheidungen treffen und sie auch in die Tat umsetzen. Das wiederum birgt sicherlich die Gefahr, Israel und die Regierung von Netanjahu international weiter zu isolieren", schreibt ASAHI SHIMBUN.
Die arabischsprachige Zeitung AL QUDS AL-ARABY kritisiert, der israelische Premier treffe mit seiner Strategie im eigenen Land kaum auf Widerstand: "Man sieht offenbar nicht oder will nicht wahrhaben, dass Netanjahus eskalierende Aggression und ungezügelte militärische Arroganz die Sicherheit im Nahen Osten bedrohen und gewaltsame Konflikte und Rüstungswettläufe provozieren - und das in einer Region, die ohnehin unter chronischer Instabilität leidet. All dies bedroht letztlich die Interessen der israelischen Bevölkerung selbst, die letztlich ja ein sicheres Leben mit Nachbarn sucht, die ihr nicht feindlich gesonnen sind. Es liegt also auf der Hand, dass Israel sich mit seinem Vorgehen letztlich selber schadet", urteilt AL QUDS AL-ARABY mit Sitz in London.
Themenwechsel. Die schwedische Zeitung DAGENS NYHETER geht auf die russischen Luftraumverletzungen in Polen ein: "Es war ein historischer Test für die NATO. Putin schickte mehr als ein Dutzend Drohnen über Polen in Richtung Rzeszow, wo viele Güter zur Unterstützung der Ukraine verladen werden. Nun hat Putin auch die Antwort bekommen: Die NATO startet eine neue Operation. Frankreich, Dänemark, Großbritannien und Deutschland schicken Verstärkung. Und die USA? Was macht Trump, wenn Putin die Grenze zu einem NATO-Verbündeten verletzt? Will er tatsächlich Druck auf Putin ausüben oder doch eher seine Position bei Verhandlungen mit Xi Jinping und Narendra Modi stärken?", fragt DAGENS NYHETER aus Stockholm.
Die finnische Zeitung ILTA-SANOMAT aus Helsinki ist sich sicher: "Wir müssen davon ausgehen, dass Russland die Reaktionsfähigkeit der NATO und die Einheit des Bündnisses noch öfter testen wird. In Polen ist deutlich geworden, wie schwierig es ist, Drohnen abzuwehren. Kein Land hat eine Luftverteidigung, die einer solchen Bedrohung zu 100 Prozent gewachsen ist. Am Montag griff Polens Außenminister Sikorski die Idee einer vom Westen unterstützten Flugverbotszone in der Ukraine wieder auf. Sie wäre eine wirksame Gegenmaßnahme, denn sie würde zum einen der Ukraine helfen, Russlands verheerende Angriffe abzuwehren, und zum anderen würde das NATO-Territorium geschützt. Erwägenswert ist das allemal, denn Russland setzt nur auf Gewalt", argumentiert ILTA-SANOMAT.
Die norwegische Zeitung BERGENS TIDENDE beschäftigt sich mit der Haltung des US-Präsidenten bezüglich neuer Strafmaßnahmen gegen Russland: "Donald Trump hat zwei Bedingungen gestellt: Europa muss aufhören, russisches Öl und Gas zu importieren, und muss Zollmauern gegen China errichten. Im Gegenzug sind die USA bereit, schärfere Sanktionen gegen Russland zu verhängen. Das könne dazu führen, dass China seine Unterstützung für Russland einstellt und die russische Kriegswirtschaft zusammenbricht. Wenn das Ziel ist, Europa gegen russische Aggressionen zu schützen und so viele ukrainische Leben zu retten wie möglich, wäre es leicht, sich diesen Forderungen anzuschließen. Aber so einfach ist es eben nicht. Die Europäer schätzen mindestens eines mehr als die eigene langfristige Sicherheit und ukrainische Leben: ihren Geldbeutel. Trump hat die Europäer entlarvt. Viel zu viele halten an dem Bild von einer Welt fest, wie sie vor der russischen Vollinvasion 2022 war. Damit die Sonntagsreden über Solidarität mit der Ukraine irgendeinen Wert haben, sollte Europa bereit sein, ein paar kleine Opfer zu bringen", verlangt BERGENS TIDENDE aus Bergen.
Die chinesische Zeitung JIEFANG RIBAO aus Schanghai beschäftigt sich mit der Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen: "Zwar konnte die CDU die meisten Wählerstimmen für sich gewinnen, aber die unerwartet hohen Zugewinne der AfD machen sie zum eigentlichen Sieger. Der große Verlierer sind die Grünen, die nahezu die Hälfte ihrer Stimmen eingebüßt haben. Dies ist ein veritabler Warnschuss für Bundeskanzler Merz und seine Regierungskoalition und deutet auf einen fortschreitenden Stimmungswechsel im Lande hin. Bislang hatte die AfD in Ostdeutschland die höchsten Zustimmungswerte, aber nun scheint sie auch im früheren Westdeutschland immer populärer zu werden. Dadurch wird es für die etablierten Parteien immer schwerer, die sogenannte Brandmauer gegen den Konkurrenten am rechten Rand aufrechtzuerhalten", vermutet JIEFANG RIBAO.
Die russische Zeitung NESAWISSIMAJA GASETA aus Moskau stellt fest: "Die Migrationsfrage spielte bei den Wahlen die Hauptrolle. Dies zeigte sich deutlich in den Verlusten der FDP und dem rasanten Anstieg der Popularität der Rechtspopulisten. Die deutsche Presse widmet dem Ergebnis der AfD größte Aufmerksamkeit. Denn in einigen Städten des Bundeslandes, beispielsweise in Gelsenkirchen, wurde die AfD zur stärksten politischen Kraft. Offenbar spiegelt Gelsenkirchen aber nicht die Stimmung aller Wähler in diesem Bundesland wider. Denn die meisten von ihnen glauben an die Wahlversprechen von Bundeskanzler Friedrich Merz, dass 'bald eine Wende zum Besseren eintreten wird'." Das war NESAWISSIMAJA GASETA. Hinweis: Entgegen der Darstellung der Zeitung ist die AfD in Gelsenkirchen bei der Ratswahl zweitstärkste Kraft hinter der SPD geworden. Der AfD-Kandidat schaffte es in die Stichwahl für das Amt des Oberbürgermeisters.
Die niederländische Zeitung NRC aus Amsterdam verweist auf die Sozialdemokraten: "Für die SPD war es bis vor kurzem undenkbar, dass sie niemals die größte Partei in Nordrhein-Westfalen werden würde. Welche Perspektive können die Sozialdemokraten ihren Anhängern bieten, nachdem viele traditionelle Arbeitsplätze aus dem Bundesland verschwunden sind? Und schafft es die CDU, ihre rechte Flanke abzudecken, ohne die Sprache und Ideen der AfD zu kopieren? Wenn die Christdemokraten dies tun, könnten die Wähler es vorziehen, beim nächsten Mal das Original zu wählen. Tatsache ist, dass die Bürger Nordrhein-Westfalens darauf hingewiesen haben, dass die Wirtschaft verbessert und die Migration stärker in den Griff bekommen werden muss", hebt NRC hervor.
Die ungarische Zeitung MAGYAR NEMZET empört sich: "Die deutsche linksliberale politische Elite ist noch nicht einmal fähig zu erkennen, dass es ihr mit der Hexenjagd auf die AfD und dem geplanten Verbot der Partei nur gelingt, ihre eigenen Wähler in die Arme der Rechten zu treiben. Daran liegt es, dass die AfD auch im Ruhrgebiet, wo sozialer Abstieg, Migration und Armut eine toxische Mischung bilden, neue Hochburgen gewonnen hat. Und was ist mit den Sozialdemokraten und den Politikern der Grünen? Nun, sie werden sicher keine Fehler anerkennen und weiter fest davon überzeugt bleiben, alles richtig zu machen", erwartet MAGYAR NEMZET aus Budapest.
