
Die norwegische Zeitung VERDENS GANG stellt fest, Trump habe nun "mit Jeff Landry einen Sondergesandten ernannt und damit erneut unterstrichen, dass Grönland ein Teil der USA werden soll. Nicht einmal der Einsatz von Gewalt wird von Trump ausgeschlossen. Das wäre dramatisch und vernichtend für die NATO-Zusammenarbeit. So weit wird es wohl nicht kommen, aber bereits die Drohungen Trumps sind schlimm genug. Immer wieder zeigt der US-Präsident, dass er sich nicht um Europas Sicherheit schert. Trump wittert einen guten Deal, denn Grönland ist reich an Rohstoffen. Aber natürlich müssen die Grönländer selbst über ihre Zukunft entscheiden, und von einem Land wie den USA dürfen wir erwarten, dass Grenzen respektiert werden", unterstreicht VERDENS GANG aus Oslo.
Die italienische Zeitung LA STAMPA aus Turin vermutet: "Washington sieht Grönland als unerschöpfliche 'Mine' für Gas, Öl und vor allem kritische Rohstoffe. Der Wettlauf darum, diese Ressourcen vor China zu nutzen, ist einer, den sich die USA nicht leisten können zu verlieren, da Peking derzeit 60 Prozent der verfügbaren Seltenen Erden auf seinem eigenen Territorium abbaut. Dies ist ein Wettbewerbsvorteil, den das Weiße Haus auch dank des Erwerbs Grönlands ausgleichen zu können glaubt. Allerdings bleibt Grönland ein sehr schwer zu erschließendes Gebiet", notiert LA STAMPA.
"Besonders problematisch ist die Methode von Trump", schreibt die japanische Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio in einem Gastkommentar: "Sie erinnert an das Vorgehen von Russland, das vor der Krim-Annexion 2014 versuchte, durch Manipulation und einen Informationskrieg Einfluss auf die Meinungen der Einheimischen zu nehmen. Sollte Trump im Fall Grönland gar Erfolg haben, dürften die weltweiten Konflikte wie der Ukraine-Krieg noch schwieriger zu lösen sein."
Die norwegische Zeitung AFTENPOSTEN aus Oslo stellt fest: "Donald Trump hat während des vergangenen Jahres mehrmals seine Absicht geäußert, Grönland einzuverleiben. Das stieß auf heftigen Widerstand, sowohl in Dänemark und in Grönland als auch in der EU. Aber das ist keinHirngespinst: Donald Trump will nicht einmal den Einsatz militärischer Gewalt ausschließen, und die Ernennung eines Sondergesandten für Grönland zeigt erneut, dass er Grönland nicht vergessen hat. Jeff Landry verstehe, wie entscheidend Grönland für die nationale Sicherheit der USA sei, schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social. Die Lage ist ernst: Die Souveränität und die Grenzen von Staaten sind im Völkerrecht verankert, und man kann nicht einfach andere Länder annektieren - auch nicht unter Hinweis auf die internationale Sicherheit", betont AFTENPOSTEN.
Die dänische Zeitung JYSKE VESTKYSTEN aus Esbjerg empfiehlt: "Wir sollten nicht dem spontanen Drang nachgeben und uns auf einen verbalen Schusswechsel mit dem Weißen Haus einlassen: Zu groß ist unsere militärische und wirtschaftliche Abhängigkeit von den USA. Das ändert aber nichts daran, dass wir uns gegenüber Donald Trump deutlich positionieren müssen. Es stellt einen feindseligen Akt dar, den Teil eines anderen Landes zu beanspruchen. Es ist daher vollkommen angebracht, dass Außenminister Lars Løkke Rasmussen den US-Botschafter einbestellen will. Aber wir müssen uns gleichzeitig eingestehen, dass die USA unter Trump kein Freund mehr sind. Solange wir darauf warten, dass unter den US-Wählern wieder Vernunft einkehrt, müssen wir zusehen, wie wir allein besser zurechtkommen. Und das erreichen wir, indem wir Europa wirtschaftlich und militärisch stärken", glaubt JYSKE VESTKYSTEN.
Themenwechsel: Die chinesische Zeitung JIEFANG RIBAO geht auf die jüngsten Gespräche über eine Beendigung des russischen Angriffskriegs in der Ukraine ein: "Im Rahmen der intensiven bilateralen und multilateralen Friedensverhandlungen in Miami versucht US-Präsident Trump offenbar noch vor Weihnachten einen Waffenstillstand zu vermitteln. Es ist jedoch zu befürchten, dass sich selbst die Hoffnungen auf eine vorübergehende Feuerpause über die Feiertage wie schon bei der ähnlichen Initiative vor Thanksgiving letztendlich nicht erfüllen werden. Während Kiew den Vorschlag einer Waffenruhe in der Weihnachtszeit sogleich unterstützt hat, waren aus dem Kreml diesbezüglich keine positiven Signale zu vernehmen. Auch wenn konkrete Inhalte und Details der Gespräche in Florida bislang nicht nach außen gedrungen sind, scheint die Kluft zwischen den Positionen der Konfliktparteien in wesentlichen Fragen nach wie vor unüberbrückbar zu sein. Russland beharrt weiter darauf, dass die Ukraine Zugeständnisse in territorialen Fragen machen muss, während die Ukraine versucht, die Trump-Regierung mit potenziellen wirtschaftlichen Vorteilen nach dem Krieg für sich zu gewinnen und sie so daran zu hindern, sich mit Russland zu verbünden", bilanziert JIEFANG RIBAO aus Schanghai.
Die ukrainische Online-Portal THE NEW VOICE OF UKRAINE aus Kiew ist überzeugt, Europa bleibe "der entscheidende Akteur. Und Europa muss sowohl auf Führungsebene als auch auf gesellschaftlicher Ebene klar verstehen, was ein Scheitern der Ukraine bedeuten würde. Es wäre keine regionale Tragödie. Es wäre der Zusammenbruch der gesamten Nachkriegsordnung. Die Helsinki-Prinzipien, die Idee der Unverletzlichkeit von Grenzen, sind keine abstrakten diplomatischen Formeln. Sie sind die Grundlagen der europäischen Sicherheit. Wenn Russland in der Ukraine Erfolg hat, dann nicht, weil Russland stark ist, sondern weil das System, das genau dieses Ergebnis verhindern sollte, versagt hat. Der Widerstand der Ukraine dreht sich nicht nur um Territorium. Es geht um das Recht einer Gesellschaft, über ihre Zukunft zu entscheiden und Teil einer auf Regeln basierenden Welt zu bleiben", unterstreicht THE NEW VOICE OF UKRAINE.
Die aserbaidschanische Zeitung MÜSAVAT aus Baku schätzt: "Sollten sich die USA und die führenden europäischen Länder auf eine Position einigen, die auf Friedensverhandlungen ausgerichtet ist, könnte der Handlungsspielraum der Ukraine im Entscheidungsprozess noch weiter eingeschränkt werden. Im Kreml werden die westlichen Bemühungen, eine direkte Konfrontation mit Russland zu vermeiden, insbesondere die Position von US-Präsident Donald Trump, sowohl als Schwäche des gegnerischen Lagers als auch als Zeichen der Stabilisierung gewertet. Eine direkte militärische Auseinandersetzung mit der NATO ist für Russland in der jetzigen Phase absolut nicht von Vorteil. Die Allianz verfügt über ein deutlich höheres Kampfpotenzial als Russland. Allerdings sind die politische Einheit und die Bereitschaft zur Bewältigung von Kriegsrisiken und militärischer Eskalation in den Bündnisstaaten unterschiedlich ausgeprägt. Ein übermäßiges Selbstvertrauen innerhalb der NATO birgt jedoch Risiken, da es Russland zu aggressiveren und riskanteren Militärmanövern verleitet", folgert MÜSAVAT.
Die russische Zeitung KOMMERSANT aus Moskau findet, es wäre "falsch zu behaupten, die Beziehungen zwischen Russland und Europa befänden sich auf einem Tiefpunkt. Erinnern wir uns an die Zeit nach der Russischen Revolution, als Sowjetrussland und der bürgerliche Westen die soziopolitischen Grundfesten des jeweils anderen zu zerstören suchten. Schlimmer hätte es nicht sein können. Doch damals bestanden trotz der Konfrontation gegenseitige Interessen. Der Sowjetstaat nahm den fortschrittlichen Geist des Westens auf. Und in Europa sahen viele auf der anderen Seite eine soziale und kulturelle Alternative, die nicht ignoriert werden konnte. Aktuell basiert die Wahrnehmung auf der Annahme, die andere Seite habe keine Zukunft. Es gibt nichts, was wir voneinander lernen könnten", bemerkt der KOMMERSANT zum Ende der internationalen Presseschau.
