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Die neue Unübersichtlichkeit

Fast 80 Jahre waren deutsche Straßen für Linienbusse Sperrgebiet. Seit dem Wegfall des Fernbusverbots am 01. Januar 2013 gibt es nun einen neuen Markt. Die Liberalisierung hat aber auch zu einem großen Wirrwarr geführt, wer ab wann wo hinfährt.

Von Katja Keppner | 31.01.2013
    Marktführer war bislang ein Tochterunternehmen der Deutschen Bahn. Seit gut zwei Jahren verbindet Berlinlinienbus auf 30 innerdeutschen Linien zahlreiche große Städte miteinander. Sogar auf die Urlaubsinseln in der Ostsee gelangen Reisende mit den Bussen.

    Einige neue größere Anbieter tummeln sich derzeit auf dem Markt. Manche davon fahren bereits seit ein paar Monaten, weiten ihr Angebot jetzt aber deutlich aus. Verbraucherschützer begrüßen das. Otmar Lell, Verkehrsexperte beim Bundesverband Verbraucherzentrale:

    "Es ist so, dass die Bahnpreise von Jahr zu Jahr steigen und offensichtlich ist auch da eine gewisse Konkurrenz von einem ähnlichen Mobilitätsangebot durchaus ganz hilfreich."

    Konkurrenz macht der Bahn beispielsweise das Münchner Unternehmen Flixbus. Es wirbt mit Schnäppchenpreisen ab 1 Euro, W-Lan und günstigen Snacks an Bord. Die orange-blauen Busse sollen ab Februar circa 30 deutsche Städte miteinander verbinden.

    Beim Start-up-Unternehmen DeinBus.de aus Offenbach setzt man auf gelbe Busse. Bislang verbinden sie vor allem Städte in Süddeutschland ins Rhein und Main-Gebiet. Strecken, die Reisende mit der Deutschen Bahn häufig nur mit mehrmaligem Umsteigen bewältigen können. Doch auch die Fernbusunternehmen sind naturgemäß Nachteilen ausgesetzt, meint Verbraucherschützer Lell:

    "Es ist besonders wichtig, angesichts des Staurisikos, dass man gute Informationen hat über Verspätungen. Über Abfahrts- und Ankunftszeiten und über weiterführende Verbindungen. Über Verbindungen zum öffentlichen Verkehr, wie komme ich dann vom Busbahnhof in die Innenstadt oder wo ich auch sonst immer hin will."

    Nicht starten sondern durchstarten will das Berliner Unternehmen "Mein Fernbus.de". Seine grünen Reisebusse fahren bislang auf acht Linien vor allem im Süd-Westen der Republik. Das soll sich ab April ändern, dann will das Unternehmen auch die Nord-Südachse bedienen.
    Auch die deutsche Touring dehnt ihr innerdeutsches Netz in diesem Jahr mit 35 neuen Linien deutlich aus. Von Hamburg nach Mannheim in sieben Stunden, ist dann zum Beispiel ab März möglich. Eine Strecke, die mit der Bahn zwar etwas schneller, aber meist auch deutlich teurer ist.

    "Es wird spannend zu sehen, was sich da genau an Angeboten auf dem Markt etabliert und wie das ganz allgemein ist, bei solchen neuen Märkten. Da wird’s erst mal eine Phase geben wo alles Mögliche versucht wird. Und dann wird es wahrscheinlich eine Konsolidierungsphase geben, wo dann wieder ausgedünnt wird."

    Orientierung auf dem Markt der neuen Anbieter verspricht das Portal busliniensuche.de. Ähnlich wie bei der Flugsuche wird hier das passende Angebot aus allen innerdeutschen Buslinien ausgewählt, sagt ein Sprecher der neuen Plattform. Neben Fahrzeiten und Preisen werden hier auch Qualitätsmerkmale angezeigt. Kann ein Fahrrad mitgenommen werden, gibt es einen SMS-Service bei Verspätung oder ist eine Steckdose vorhanden, all das ist hier zum Beispiel aufgeführt.

    Der Markt der innerdeutschen Fernbuslinien könnte bald noch mehr Konkurrenz bekommen: ADAC und Deutsche Post haben bereits angekündigt, ab 2014 in den deutschen Fernbusreisen-Markt einzusteigen.