
Die ALLGEMEINE ZEITUNG aus Mainz schreibt dazu: "Sollte er die Qualen überstehen, hat er das Zeug zum großen Freiheitshelden. Leider aber gehört noch mehr dazu. Erstens genügend Menschen, die ihn trotz allem erhören. Zweitens ein Ende des Putinismus. Denn ohne Systemwechsel in Moskau kommt Nawalny gewiss nicht mehr frei. Dabei ist es Putin, dieser Vernichter von Tausenden Menschenleben in seinem sinnlosen Krieg gegen die Ukraine, dem der Prozess gemacht gehört. Und zwar ordentlich", unterstreicht die ALLGEMEINE ZEITUNG aus Mainz.
Und die MÄRKISCHE ODERZEITUNG aus Frankfurt an der Oder führt aus: "Mittlerweile spiegelt sich die Putinsche Erzählung, vom Ausland bedroht und von Nazi-Schergen ins Visier genommen zu werden, nicht mehr nur in seinen Reden wider. Alexej Nawalny, dem nun weitere 19 Jahre Straflager bevorstehen, werden extremistische Aktivitäten und der Versuch, 'Nazi-Ideologie wiederbelebt' zu haben, vorgeworfen. Egal, wie man manche durchaus kritikwürdige Äußerung Nawalnys der Vergangenheit bewerten mag, atmen diese klar politisch motivierten Verfahren geradezu die Paranoia angesichts des für Putin enttäuschenden Kriegsverlaufs. An der Heimatfront soll bitte Ruhe sein. Koste es, was es wolle", analysiert die MÄRKISCHE ODERZEITUNG.
Die RHEIN-NECKAR-ZEITUNG aus Heidelberg weitet den Blick auf vergleichbare Schicksale politischer Gefangener und führt aus: "Das Unrecht, das Nawalny und vielen anderen Oppositionellen in Russland widerfährt, wird im Übrigen nicht dadurch relativiert, dass Julian Assange in Großbritannien offensichtlich zu Unrecht eingesperrt wird - oder dass Edward Snowden in Russland Asyl fand. Allerdings: Wie aussichtsreich kann Nawalnys Kampf sein? Wenn die Särge der gefallenen Soldaten, die vielen inhaftierten Kriegskritiker, die Einengung der Meinungsfreiheit nichts bewirken. Wie soll das dann durch einen selbst ernannten Märtyrer geschehen? Putin sitzt fest im Sattel, Nawalny hinter Gittern. Seine Lage ist weit aussichtsloser als die Gandhis", so das Fazit der RHEIN-NECKAR-ZEITUNG:
Die Zeitung FREIES WORT aus Suhl kommt zu folgendem Schluss: "Nawalny ist vor zwei Jahren freiwillig nach Russland zurückgekehrt, um eine Märtyrerrolle zu übernehmen, um von innen heraus, aber unter den Augen der Weltöffentlichkeit dem Regime den Spiegel vorzuhalten. Die erneute Haftstrafe soll dies künftig verhindern. Wladimir Putin will seinen schärfsten Kritiker lebendig begraben. Es bleibt zu hoffen, dass die Welt dies nicht vergisst und auch Nawalnys Schicksal nicht", betont die Zeitung FREIES WORT aus Suhl. Und damit soviel zu diesem Thema.
Die BADISCHE ZEITUNG aus Freiburg widmet sich der Lage bei der Kinderbetreuung in Deutschland und kritisiert: "Die Kita-Krise bremst die Wirtschaft. Wer sein Kind betreuen muss, kann nicht arbeiten. Fast die Hälfte der betroffenen Eltern nahm Urlaub oder baute Überstunden ab. Fast ein Drittel reduzierte die Arbeitszeit. In Zeiten des Fachkräftemangels ist das besorgniserregend. Vor allem Frauen sind betroffen. Sie bleiben wegen der geschlossenen Kitas häufiger zu Hause als Männer. Vor diesem Hintergrund ist es zynisch, dass die Fachkräftestrategie der Bundesregierung auch darauf zielt, die Erwerbstätigkeit von Müttern zu steigern. Der erste Schritt wäre es, die Betreuung in den Kitas zu sichern", fordert die BADISCHE ZEITUNG.
Dem schließt sich die LAUSITZER RUNDSCHAU aus Cottbus an und gibt zu bedenken: "Deswegen wäre es in einem ersten Schritt sehr wichtig, das Geld richtig zu investieren und überhaupt mehr Menschen in den Beruf zu bringen. Darüber hinaus braucht es mehr Flexibilität für leichtere Quereinstiege. Und auch beim benötigten Personal: Muss die Zeit auf dem Spielplatz von studierten Fachkräften überwacht werden, und kann statt einer Erziehungsfachkraft nicht eine Bürokraft die administrativen Aufgaben in der Einrichtung übernehmen? Nur mit dringlichen Appellen, dass sich etwas ändern muss, löst sich das Problem der Vereinbarkeit von Familie und Beruf gewiss nicht", ist sich die LAUSITZER RUNDSCHAU sicher.
Geld ist nicht alles, hebt die FRANKFURTER RUNDSCHAU hervor und schreibt: "Die vier Milliarden Euro vom Bund für eine bessere Kinderbetreuung können fließen. Vier Fünftel sollen für Qualitätsverbesserungen wie höhere Betreuungsschlüssel verwendet werden. Klingt gut, bleibt aber wohl ein frommer Wunsch angesichts der Realität in den Kommunen. Und ist nicht das Hauptproblem, mit dem Eltern und Einrichtungen zu kämpfen haben. Die schaffen es immer seltener, die vorhandenen Dienste abzudecken. Das gehört zur Wahrheit dazu wie, dass zusätzliches Fachpersonal erst ausgebildet werden muss. So lange bleibt Vollzeitbeschäftigung beider Eltern ein Vabanquespiel. Mehr Ehrlichkeit wäre wünschenswert", urteilt die FRANKFURTER RUNDSCHAU.
Der REUTLINGER GENERALANZEIGER findet die Pläne von Familienministerin Paus unausgewogen. "Familienministerin Paus geht es nicht darum, den sozial Schwachen zu helfen. Mit ihrem Vorstoß nimmt sie nicht Kinder aus einem Elternhaus in den Blick, in dem eher selten Deutsch gesprochen und wenig vorgelesen wird. Obwohl gerade diese Kinder Sprachförderung in Kitas nötig hätten und sich dieser Personenkreis oftmals einen teuren Platz in einer Kindertagesstätte nicht leisten kann. Familienministerin Paus zielt in eine andere Richtung: Sie will, dass Kinder von Gutverdienern und Akademikern möglichst gut versorgt werden. Auch das ist ein nachvollziehbarer und legitimer Wunsch. Doch dann sollte man nicht so tun, als ob es bei ihrer Initiative generell um bessere Bildung geht. Wer das will, muss bei bildungsfernen Haushalten ansetzen", stellt der REUTLINGER GENERALANZEIGER klar.
Abschließend noch Meinungen zur Krise in Niger. Die HANNOVERSCHE ALLGEMEINE ZEITUNG vertritt folgende Ansicht: "Die Dinge stehen Spitz auf Knopf und sind auch für den globalen Norden längst existenziell: bei der Gewinnung von Rohstoffen wie Uran etwa oder, wichtiger noch, der Flüchtlingsfrage. Dem Migrationsdruck werden Deutschland und andere EU-Staaten bestenfalls dann begegnen können, wenn die Regierungen dieser Länder kooperationswillig sind. Unter russischem Einfluss stehende Militärregime sind dies eher nicht", gibt die HANNOVERSCHE ALLGEMEINE ZEITUNG zu bedenken.
Die LEIPZIGER VOLKSZEITUNG beleuchtet folgenden Aspekt: "Frankreichs Präsident Emmanuel Macron strebte ein stärker partnerschaftliches Verhältnis an. Doch das koloniale Vermächtnis wirkt verheerend nach. Geschichte prägt Gegenwart. Die Verachtung für Frankreich wirkt sich auf seine westlichen Verbündeten aus. Russland, eine Kolonialmacht neuen Typs, füllt das Vakuum. Umso wichtiger ist ein ebenso langfristiges wie kooperatives Engagement eben dieses Westens, das vor allem die afrikanischen Gesellschaften im Blick hat und nicht der Illusion unterliegt, man könne militärisch stabilisieren, was politisch nicht mehr zu halten ist. Alle sollten wissen: Es wird keinem Teil der Welt auf Dauer gut gehen, wenn es anderen Teilen schlecht geht", stellt die LEIPZIGER VOLKSZEITUNG fest.
Zuletzt ein Blick in die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG. "Es ist ein politisches Desaster, auf das Zentralafrika zusteuert. Von Guinea bis Sudan zieht sich ein Streifen von Ländern quer über den Kontinent, in denen das Militär die Macht übernommen hat. Die verbliebenen Staaten der ECOWAS versuchen, mit Sanktionen Druck aufzubauen, und drohen mit einer militärischen Intervention in Niger. Doch bisher deutet nichts darauf hin, dass Putschführer Tchiani sich diesem Druck beugen wird. Im Gegenteil: Eher noch scheint er davon zu profitieren, weil sich die Reihen angesichts der Drohgebärden aus dem Ausland schließen. Noch ist nicht ausgemacht, dass der Kreml die neuen Herrscher in Niger an sich binden kann. Würde er es schaffen, hätte Russland ein Geschenk bekommen von besonderem strategischen Wert: Einfluss auf eine der wichtigsten Migrationsrouten nach Europa." So weit die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG, mit der diese Presseschau endet.
