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Die Rückkehr der alten Helden

Immer wieder erscheinen in den letzten Jahren Actionfilme mit alternden Heldencharakteren von Bruce Willis, Sylvester Stallone oder Clint Eastwood. Deren beste Zeiten als John McClane, Rocky oder Dirty Harry sind eigentlich vorbei - trotzdem ziehen sie ein Millionenpublikum an.

Von Hartwig Tegeler | 13.02.2013
    "Die Uhr tickt, und ich werde nur älter."

    Wohl wahr, wohl wahr! Hier ein Zipperlein, dort ein Ziehen und Stechen.

    Was für´n Stress, "für immer jung" bleiben. Realistischer dann wohl doch so:

    "Wie fühlen Sie sich, Sheriff? - Alt."

    Doch Alter hin, Jugend her, die Kinder schreien nach Brot, die Ehefrauen und diversen Ex-Frauen ebenso, und so kann man schon verstehen, dass Walter Bruce Willis, 1955 geboren, nun also auch geradeaus auf die 60 zu driftend…:

    "Alles nur für die Kinder. Jippieeieh, Schweinebacke."

    ...verständlich also, dass Mr. Willis einmal wieder, das erste Mal war´s ´87, "den John McClane" gibt. Diesmal in Moskau. "Stirb Langsam 5", Untertitel: "Ein guter Tag zum Sterben", bringt den in die Jahre gekommenen Actionhelden in einer Ballerorgie mit seinem Sohn Jack zusammen, der nicht das von Papa erwartete Weichei ist, sondern so unverwüstlich wie der alte Herr:

    "Was ist das, eine Piratenpistole? - Ja, old school, passt doch. So wie du."

    Marketingspezis nennen die "Best Ager", also die mit Geld über 50, nicht umsonst auch "Master Consumer" - Betonung auf ´consumer´. Konsumenten. Und wenn Geld, gut Zeit und noch Lebensenergie da ist, dann ist klar, dass die "Generation 50plus" auch an der Kinokasse natürlich veritable Zielgruppe ist. Was umso faszinierender wird…

    "Versucht, lebendig auszusehen. Tut mir den Gefallen."

    ...wenn beispielsweise Clint Eastwood in "Space Cowboys" selbstironisch - natürlich spielt er selbst den Haupthelden - ein Quartett alter Astronauten zwecks Weltrettung aktiviert:

    "Was tust du da? - Diese gottverdammten Zähne wollen nicht drin bleiben."

    Alte im Kino sind also nicht nur Andreas Dresens Alte oder Michael Hanekes, das ist nicht nur die über 70-jährige Jane Fonda in einer Alten-WG in der Komödie "Und wenn wir alle zusammenziehen?", nein, auch der Actionheld hat das Recht, dem Alter zu trotzen, egal, was die Jüngeren sagen:

    "Es geht nicht, du bist zu alt. - Aber dieser alte Mann ist alles, was du hast."

    Für den Best Ager gibt´s also den Actionfilm mit geriatrischer Färbung.

    "Wir trommeln die Truppe wieder zusammen. - Ich bin ganz aufgeregt."

    Warum will die Zielgruppe das: Wir, die wir mit den Actionhelden Clint Eastwood, Sylvester Stallone, Arnold Schwarzenegger, Tommy Lee Jones oder Bruce Willis groß geworden sind, wollen zuschauen, wenn die Helden, nicht unserer Jugend, sondern unserer knackigen Erwachsenenjahre, es trotz aller Unkenrufe…

    "Sie brauchen meine Hilfe."

    …noch mal richtig krachen lassen, ja, und uns vorführen, dass man nur so alt ist, wie man sich fühlt.

    "Sie waren einmal die Top-Agenten der CIA."

    Gut, die Dramaturgie von Filmen wie "R.E.D" oder "The Expendables" oder jetzt "Stirb Langsam 5" ist nicht sonderlich intelligent…

    "Wie lautet der Plan? - Suchen, Finden, Töten!"

    …und wenn wir Sylvester Stallone in Walter Hills Actionkracher "Shootout" dann zwar rank und schlank und gestählt - und wie! wowwh! - sehen, …

    "Hat´s dich erwischt? - Ja, zwei Mal. - Besser dich als mich."

    …wenn wir aber auch Mr. Stallones doch nicht unerheblich Körpersteife wahrnehmen - bücken, oh Mann, da wird es schwierig -, das wirkt dann wie eine Persiflage auf die Werbezeile aus dem Trailer: "Älter! Besser! Härter!" Aber sie sind eben zu jung zum Sterben, Eastwood, Schwarzenegger, Stallone oder John McClane alias Bruce Willis, denn an der Kinokasse selbst gibt´s keinen guten Tag zum Sterben, da muss der Held, solange der der Dollar, der Euro oder der Rubel noch rollt, noch unendlich leben! Tja, auch eine Strafe, oder?

    "Also zeig uns, ob du es noch drauf hast."