"Schwarze Venus" ist eines der freundlichen Klischees, das man für sie fand oder erfand. Andere Bezeichnungen stammen aus der damals, in den zwanziger und dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts, noch weit offenen Mottenkiste rassistischer Beleidigungen. Josephine Baker hat sie – fast völlig ausgezogen - alle angezogen: die Begehrenden und die Geifernden. Ein Auftritt von ihr und alle waren da – die Moralapostel zuerst. In München erhielt sie Auftrittsverbot, in Wien wurden Sondergottesdienste abgehalten als
"Buße für schwere Verstöße gegen die Moral, begangen von Josephine Baker."
Kurt Tucholsky spottete über die, die in den Tänzen von Josephine Baker den Untergang des Abendlandes sahen:
"Das haben die Zentrums-Schwarzen, die jungen und die alten,
leider für eine Anspielung auf ihre Kirche gehalten.
Auch fühlten sie sich bedroht in ihrer Sittlichkeit,
und ließen die Glocken läuten, ganz wie in schwerer Zeit.
Drei Sühnegottesdienste stiegen auf zum österreichischen Himmel,
und die Bußglocke gefiel sich in einem moralischen Gebimmel."
Ein Star mit dunkler Hautfarbe ist auf dem Weg, Weltruhm zu erlangen. Josephine Baker irritierte.
"Denn:
Wenn eine Tänzerin gut gewachsen ist
und einen Venus-Körper hat, der nicht aus Sachsen ist;
und wenn sie tanzt, dass nur der Rhythmus so knackt, und wenn sie ein ganzes Theater bei allen Sinnen packt;
und wenn das Leben bunt ist hierzulande -:
das ist eine Schande."
Im Jahr 1906 wird Josephine in den USA geboren, als Tochter eines spanischen Kaufmanns und einer afroamerikanischen Wäscherin. Ihre Kindheit ist hart. Aber früh faszinieren sie das Theaterspiel – und der Tanz. Sie schließt sich einer Wanderschauspieltruppe an – da ist sie gerade mal 16 - tritt am Broadway auf und in der New Yorker Music Hall. Dort tanzt sie zwar nur in der letzten Reihe, aber es reicht, um entdeckt zu werden. Eine Mäzenin holt sie nach Frankreich. Der große Ruhm beginnt 1925 in Paris, am Théatre des Champs Elysées in der "Revue Nègre".
Mit einem Bananenrock bekleidet bringt sie den Franzosen den Charleston nahe. Aufreizend, wild – und eben exotisch. Kopfüber im Spagat hängt sie über der Schulter ihres Partners, da trägt sie nur einige rosa Federn. Dieser Auftritt liefert den französischen Zeitungen für einige Wochen Gesprächsstoff:
"Wenn Miss Baker mit verrenkten Hüften und herausgestrecktem Hinterteil die ineinander verflochtenen Arme in phallischer Beschwörung emporreckt, so evoziert diese Pose den ganzen Zauber, die bezwingende Kraft der schönsten Negerskulpturen. "
Sie brauchte bloß mit dem Hintern zu wackeln, und schon haben sich alle Franzosen in sie verliebt.
Josephine Baker betört die Sinne, beflügelt die Phantasie, befriedigt aber nicht die Sehnsucht nach Exotik, sondern heizt sie weiter an. Es ist die Suche der Weißen nach den letzten versteckten Winkeln des Erdballs und seiner Geheimnisse. Die Franzosen – und später die ganze Welt – wollen Josephine Baker. Aber was will sie?
"Ich will Erfolg haben, nicht zurück stecken, nie mehr. Ein Geiger hat seine Geige, ein Maler seine Palette, aber ich habe nur mich, ich bin das Instrument, das ich pfleglich behandeln muss. Deshalb bringe ich jeden Morgen damit zu, meinem ganzen Körper mit einer halben Zitrone abzureiben, um meine Haut aufzuhellen. Und eine weitere halbe Stunde, um das Ölgemisch für meine Haare herzustellen. Ich will alles einsetzen, um zum Ziel zu gelangen. "
Während des zweiten Weltkrieges hat Josephine Baker andere Ziele: sie arbeitet für das Rote Kreuz und kämpft in der Résistance. Älter geworden, ändern sich auch ihre Auftritte:
"Ich war 16, als ich fast nackt Charleston getanzt habe. Jetzt bin ich eine Frau. Ich muss wachsen und mich ständig wandeln. Wenn man nichts Neues zu tun oder zu sagen hat, verschwindet man in der Versenkung. "
Josephine Baker trägt fortan mehr Stoff und singt. Privat gründet sie nach mehreren Ehen eine große Familie. Sie, die ein Leben lang rassistische Vorurteile erfährt, will damit ein Zeichen setzen.
"I have a great, big family, you know, nine children, called the Regenbogenkinder. "
Insgesamt werden es 12 Kinder unterschiedlicher Hautfarben und Religionen.
"Buße für schwere Verstöße gegen die Moral, begangen von Josephine Baker."
Kurt Tucholsky spottete über die, die in den Tänzen von Josephine Baker den Untergang des Abendlandes sahen:
"Das haben die Zentrums-Schwarzen, die jungen und die alten,
leider für eine Anspielung auf ihre Kirche gehalten.
Auch fühlten sie sich bedroht in ihrer Sittlichkeit,
und ließen die Glocken läuten, ganz wie in schwerer Zeit.
Drei Sühnegottesdienste stiegen auf zum österreichischen Himmel,
und die Bußglocke gefiel sich in einem moralischen Gebimmel."
Ein Star mit dunkler Hautfarbe ist auf dem Weg, Weltruhm zu erlangen. Josephine Baker irritierte.
"Denn:
Wenn eine Tänzerin gut gewachsen ist
und einen Venus-Körper hat, der nicht aus Sachsen ist;
und wenn sie tanzt, dass nur der Rhythmus so knackt, und wenn sie ein ganzes Theater bei allen Sinnen packt;
und wenn das Leben bunt ist hierzulande -:
das ist eine Schande."
Im Jahr 1906 wird Josephine in den USA geboren, als Tochter eines spanischen Kaufmanns und einer afroamerikanischen Wäscherin. Ihre Kindheit ist hart. Aber früh faszinieren sie das Theaterspiel – und der Tanz. Sie schließt sich einer Wanderschauspieltruppe an – da ist sie gerade mal 16 - tritt am Broadway auf und in der New Yorker Music Hall. Dort tanzt sie zwar nur in der letzten Reihe, aber es reicht, um entdeckt zu werden. Eine Mäzenin holt sie nach Frankreich. Der große Ruhm beginnt 1925 in Paris, am Théatre des Champs Elysées in der "Revue Nègre".
Mit einem Bananenrock bekleidet bringt sie den Franzosen den Charleston nahe. Aufreizend, wild – und eben exotisch. Kopfüber im Spagat hängt sie über der Schulter ihres Partners, da trägt sie nur einige rosa Federn. Dieser Auftritt liefert den französischen Zeitungen für einige Wochen Gesprächsstoff:
"Wenn Miss Baker mit verrenkten Hüften und herausgestrecktem Hinterteil die ineinander verflochtenen Arme in phallischer Beschwörung emporreckt, so evoziert diese Pose den ganzen Zauber, die bezwingende Kraft der schönsten Negerskulpturen. "
Sie brauchte bloß mit dem Hintern zu wackeln, und schon haben sich alle Franzosen in sie verliebt.
Josephine Baker betört die Sinne, beflügelt die Phantasie, befriedigt aber nicht die Sehnsucht nach Exotik, sondern heizt sie weiter an. Es ist die Suche der Weißen nach den letzten versteckten Winkeln des Erdballs und seiner Geheimnisse. Die Franzosen – und später die ganze Welt – wollen Josephine Baker. Aber was will sie?
"Ich will Erfolg haben, nicht zurück stecken, nie mehr. Ein Geiger hat seine Geige, ein Maler seine Palette, aber ich habe nur mich, ich bin das Instrument, das ich pfleglich behandeln muss. Deshalb bringe ich jeden Morgen damit zu, meinem ganzen Körper mit einer halben Zitrone abzureiben, um meine Haut aufzuhellen. Und eine weitere halbe Stunde, um das Ölgemisch für meine Haare herzustellen. Ich will alles einsetzen, um zum Ziel zu gelangen. "
Während des zweiten Weltkrieges hat Josephine Baker andere Ziele: sie arbeitet für das Rote Kreuz und kämpft in der Résistance. Älter geworden, ändern sich auch ihre Auftritte:
"Ich war 16, als ich fast nackt Charleston getanzt habe. Jetzt bin ich eine Frau. Ich muss wachsen und mich ständig wandeln. Wenn man nichts Neues zu tun oder zu sagen hat, verschwindet man in der Versenkung. "
Josephine Baker trägt fortan mehr Stoff und singt. Privat gründet sie nach mehreren Ehen eine große Familie. Sie, die ein Leben lang rassistische Vorurteile erfährt, will damit ein Zeichen setzen.
"I have a great, big family, you know, nine children, called the Regenbogenkinder. "
Insgesamt werden es 12 Kinder unterschiedlicher Hautfarben und Religionen.