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Die Soliden

Das Alltagsgeschäft der Genossenschaftsbanken läuft gut: Sie konnten im vergangenen Jahr vier Prozent mehr Kredite verkaufen - während der Gesamtmarkt stagnierte. So präsentieren sie sich in ihrer Bilanz als sicherer Hafen für Sparer und Kreditnehmer.

Von Michael Braun | 11.07.2012
    Sie sind gut durchgekommen, aber sie haben die Staatsschuldenkrise gleichwohl massiv gespürt, die gut 1100 Volks- und Raiffeisenbanken in Deutschland. Sie und die Bausparkasse Schwäbisch Hall, die Fondsgesellschaft Union-Invest, ihr Spitzeninstitut DZ Bank, kurzum: der gesamte genossenschaftliche Finanzverbund sah seinen Jahresüberschuss nach Steuern im vorigen Jahr um mehr als ein Viertel einknicken auf nur noch knapp 4,5 Milliarden Euro. Schuld sei vor allem die Staatsschuldenkrise gewesen, sagte der Präsident des genossenschaftlichen Bankenverbandes, Uwe Fröhlich:

    "In der Tat sind 3,3 Milliarden Euro Belastung aus der europäischen Staatsschuldenkrise auch für unsere Gruppe kein Pappenstiel. Sie können davon ausgehen, dass unsere Gruppe ihre Konsequenzen daraus zieht. Wenn Sie unsere Hypothekenbanken beispielsweise anschauen, dann werden die sich im Staatsfinanzierungsgeschäft in Zukunft wahrscheinlich nicht mehr tummeln. Was auf der anderen Seite natürlich auch kritische Fragen zulässt: Wie soll eigentlich Staatsfinanzierung in Zukunft funktionieren?"

    Immerhin bleibt die Hoffnung, ein Schuldenschnitt wie in Griechenland werde sich nirgends wiederholen. Die Genossen haben natürlich auch Anleihen etwa aus Spanien und Italien im Depot, in "überschaubaren Größenordnungen", wie es heute hieß. Darauf wurden auch Abschreibungen vorgenommen. Aber die Volks- und Raiffeisenbanken rechnen damit, dass diese Anleihen zum Ende der Laufzeit pünktlich getilgt werden. Dann kann wieder was zugeschrieben werden. Und das könnte den herben Gewinneinbruch des vergangenen Jahres wieder mildern. Auf jeden Fall sind die Genossen stolz, die Krise bisher ohne Staatshilfe gemeistert zu haben. Das werde auch so bleiben.

    Deshalb wollen die genossenschaftlichen Banken auch bei Regulierung und Aufsicht freier bleiben als etwa die Investmentbanken. Die hätten die Finanzkrise verschärft, die verfolgten ein sehr viel risikoreicheres Geschäftsmodell. Für die wollten die Volks- und Raiffeisenbanken auf keinen Fall ihre Einlagensicherung hergeben. Eine solche Bankenunion lehnen sie ab. Und Aufsicht der Europäischen Zentralbank über Banken und den Rettungsfonds ESM könne auch riskant sein. Der zuständige Vorstand Gerhard Hofmann:

    "Wenn am Ende Länder, die den ESM hauptsächlich finanzieren müssen, bei der EZB-Aufsichtsfunktion und dem ESM in die Minderheit gegenüber Ländern gerieten, die sich Mittel aus dem ESM für die Rekapitalisierung ihrer Banken erhoffen, wird dieses System nicht stabil sein."

    Im Alltagsgeschäft läuft es gut bei den Genossenschaftsbanken. Sie konnten vier Prozent mehr Kredite verkaufen, während der Gesamtmarkt stagnierte. Finanzvorstand Andreas Martin:

    "Die Primärbanken trugen damit weiterhin maßgeblich zu einer stabilen Finanzierung der Privathaushalte und der mittelständischen Wirtschaft in Deutschland bei."

    Geärgert haben sich auch die genossenschaftlichen Banken über die offenkundige Manipulation des Schlüsselzinses Libor in London. Verbandspräsident Fröhlich:

    "Das, was da passiert ist in England, trägt natürlich wieder entscheidend dazu bei, dass das Image der Banken noch wieder eine Etage tiefer fällt. Und so sehr wir alle wissen, dass wir damit nicht beteiligt sind, so wird am Ende doch der Unwille der Bevölkerung und der Medien über alle Banken ausgepackt."

    Klagen gegen die Manipulateure behalte sich die Gruppe vor.