Freitag, 29. März 2024

26. Mai 2023
Die Wirtschaftspresseschau

Im Mittelpunkt der Meinungsspalten steht die Entwicklung der deutschen Konjunktur:

26.05.2023
Die Fotomontage zeigt ein Verkehrsschild mit einem Pfeil nach unten und dem Schriftzug "Rezession", im Hintergrund sind Schiffscontainer zu sehen.
Fotomontage: Die deutsche Wirtschaft ist laut Statistischem Bundesamt im Winter in eine Rezession gerutscht. (IMAGO / Sven Simon / IMAGO / FrankHoermann / SVEN SIMON)
Die WIRTSCHAFTSWOCHE führt aus:
"Deutschland befindet sich in der Rezession. Maßgeblich für das Abrutschen der Wirtschaftsleistung war der schwache Konsum, sowohl auf Seiten der privaten Haushalte als auch auf Seiten des Staates. Umso wichtiger ist, dass die Bundesregierung nun auf alles verzichtet, was Konsum und Investitionen weiter nach unten drückt. Mit ihrem unsäglichen Heizungsgesetz, dem geplanten Bürokratieschub durch Lieferkettengesetz, Arbeitszeitkontrolle und Tarifzwang hat die Ampelregierung schon genug Unheil angerichtet."
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG findet:
"Für Optimismus gibt es erst einmal keinen Grund. Der Cocktail aus hoher Inflation, sinkenden Reallöhnen und steigenden Zinsen würgt die Konjunktur ab. Weil belegte Brötchen inzwischen mehr als drei Euro kosten und auch sonst die Preise durch die Decke schießen, halten die Deutschen ihr Geld zusammen. Zugleich fressen die steigenden Zinsen die Wachstumshoffnungen auf. Am sichtbarsten wird das in der Bauindustrie, der nach goldenen Jahren die Aufträge wegbrechen."
Jetzt müsste eigentlich die Stunde des Wirtschaftsministers schlagen, meint das HANDELSBLATT in seiner Online-Ausgabe:
"Doch Robert Habeck ist mit anderen Themen beschäftigt. Nachdem es den Anschein hat, dass der Grünen-Politiker die sogenannte Trauzeugenaffäre hinter sich lässt, gibt es nun den Koalitionskrach um sein Heizungsgesetz. Das verunsichert die privaten Haushalte und belastet den Konsum. Habeck müsste sich deshalb verstärkt um privatwirtschaftliche Investitionen kümmern, um das Wachstum anzukurbeln."
Ob aus der kleinen Winter-Rezession eine echte Krise werde, hänge von mehreren Faktoren ab, betont die RHEINISCHE POST aus Düsseldorf:
"Bleibt Deutschland auch im nächsten Winter eine Gasmangellage erspart, oder kauft China den Weltmarkt für Flüssiggas leer? Schaffen die USA es auch dieses Mal, rechtzeitig die Schuldenobergrenze anzuheben, oder löst der Parteienstreit dort die kaum vorstellbare Zahlungsunfähigkeit der Vereinigten Staaten aus? Eine neue Finanzkrise wäre die Folge und ist das letzte, was die Welt nun braucht."
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG äußert sich zum Streamingdienst Netflix:
"Nun also die Ankündigung zusätzlicher Gebühren für Nutzer, die ihr Abo mit Leuten teilen, die nicht im selben Haushalt wohnen. Netflix zufolge nutzen 100 Millionen Menschen den Account anderer. Dies ist deshalb zweifelsohne – wie auch Werbung – die Chance auf höhere Einnahmen. Was ist das Alleinstellungsmerkmal von Netflix gegenüber anderen Portalen? Stimmt, es gibt keinen Live-Sport – nach allgemeinem Dafürhalten der einzige Zuschauer- und damit Umsatzgarant derzeit."