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Digitales Logbuch: QR forever

Digitale Ewigkeit war immer kurz. VR, die Online-Bilderkennung, überholt gerade den eben noch gefeierten QR-Code und verbannt ihn buchstäblich auf den Friedhof.

Von Wolfgang Noelke | 14.07.2012
    Dort dauert die Ewigkeit etwas länger. Wohl 20 Jahre bleiben die ersten Grabsteine mit Schachbrettmosaik stehen und gestattet den Blick auf Opas Blog.
    Mein Opa sprach vor etwa 60 Jahren seinen Podcast in ein Minifon, ein Draht-Tonbandgerät. Für die Ewigkeit, wie er sagte. Doch noch zu Opas Lebzeiten gab es für den winzigen Röhrenverstärker des Minifons keine Anodenbatterien mehr. Später fiel Opas zierliches Aufnahme-Maschinchen der Neugier und Bastelwut seiner Enkel zum Opfer.

    Geblieben ist die Gewissheit, Opas Stimme sei noch irgendwo auf dem superdünnen Stahldraht verewigt. Um zu erklären, wozu Tonbänder, Kassetten und Disketten gut waren, brauchen schon heutige Großeltern wirklich gute Argumente, um von ihren Kindern nicht schallend ausgelacht zu werden.

    Tröstlich ist, dass in ein paar Jahren deren Kinder versuchen, das schöne Labyrinth auf Opas und Omas Grabsteinen zu entschlüsseln und zu erklären, was ein QR-Code war: "Quick Response" bedeutet das - schnelle Reaktion. Und sie ziehen vielleicht Opas oder Omas altes Smartphone aus der Tasche, das sie in einem verstaubten Pappkarton im Keller fanden:

    "Schau mal, so einen Kasten mit Akku musste man damals herumschleppen und minutenlang auf diese Mosaike zielen, bis sich 'ne Website öffnete."

    "Websites? Was war das denn?", werden die Kinder fragen und: "wie konnten sich Omi und Opi kennenlernen ohne VR- Implantat?".

    Dann ist der Moment gekommen, seine überlegen grinsenden Kinder aufzuklären, über so altertümliche Dinge, wie facebook, Twitter und SMS.

    "Zeig mal", werden die Kinder quengeln, zielen mit dem alten Smartphone auf Opas neuen Grabstein, um zu fragen: "Duhu..? Was heißt HTML-Fehler 410?"