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Digitalisierung bei der Bahn
Mit der Smartphone-App zum Sitzplatz

Die Deutsche Bahn treibt ihre Digitalisierung weiter voran. So sollen künftig Fahrgäste mit Hilfe einer App ihren reservierten Sitzplatz finden und einen Überblick über Mietfahrräder und -autos bekommen. Loks und Güterwagen können in Zukunft selbst anzeigen, wann sie zur Wartung in die Werkstatt müssen.

05.06.2015
    Reisende steigen am Hauptbahnhof in Hamburg in einen ICE.
    Bahnchef Grube sagte: "Wir wollen den Kunden künftig im wahrsten Sinne des Wortes im Bahnhof an die Hand nehmen." (picture alliance / dpa /Bodo Marks)
    Die Deutsche Bahn nennt neue Projekte ihrer konzernweiten Digitalisierung. Mit der Smartphone-App "DB Navigator" sollen sich Fahrgäste bald auf einer Karte den Weg durch den Bahnhof bis zum reservierten Sitzplatz im gebuchten Zug zeigen lassen können. Die App bekomme im Juni einen Relaunch mit neuer Optik und neuen Funktionen, kündigte Grube an. So wird die Reiseauskunft künftig mit einer Karte visualisiert, in der auch Mietfahrräder und Carsharing-Angebote der Deutschen Bahn zu finden sind.
    Bahnchef Grube sagte: "Wir wollen den Kunden künftig im wahrsten Sinne des Wortes im Bahnhof an die Hand nehmen." Dafür müssten zuvor noch Anlagen in den Bahnhöfen digital umgerüstet werden, was aber schnell erfolgen werde.
    Mehr Kunden sollen Zugang zu kostenlosem WLAN bekommen
    Die Deutsche Bahn hat offenbar Angst, im Fernverkehr abgehängt zu werden, sagt unsere Hauptstadtkorrespondentin Katharina Hamberger zu den Plänen des Konzerns. Konkurrenz bekommt die Bahn vor allem durch die Fernbusse, in denen Fahrgäste zum Beispiel kostenloses WLAN bekommen und damit während der Fahrt unkompliziert im Internet surfen und zum Beispiel Online-Zeitungen lesen können. Bei der Bahn gibt es das bisher kostenlos nur in der 1. Klasse im ICE. Das will Grube verbessern: Ab 2016 soll es auch in der 2. Klasse WLAN geben - und später auch in Regionalzügen. Unsere Korrespondentin vermutet aber, dass es bis dahin noch lange dauern kann, denn dafür müssten die Nahverkehrsangebote in den Ländern neu ausgeschrieben und vergeben werden.
    Grube spricht vom größten Umbruch seit der Bahnreform von 1994, die gerade im Gang sei. Insgesamt arbeite die Bahn zurzeit an 150 Digitalisierungsprojekten in den Bereichen Mobilität, Logistik, Infrastruktur, IT und der Arbeitswelt. Grube nannte bei der Vorstellung der Initiative in Berlin als weitere Beispiele den Start eines digitalen ICE-Portals im Herbst.
    Mit dem Info- und Unterhaltungsangebot für Smartphones und Tablets soll das Reisen im ICE aufgewertet werden. Außerdem sollen sich Kunden nach dem Aussteigen schnell informieren können, wo am Bahnhof oder in der Nähe Leihfahrräder und Leihwagen der Bahn zu finden sind.
    Als weiteres Beispiel nannte Grube das Mitfahrnetzwerk Flinc, ein Pilotprojekt im Schwarzwald. Über eine Online-Plattform können Autofahrer dabei ihre geplanten Fahrten für mögliche Mitreisende anbieten und mit Bus- und Bahnfahren verbinden.
    Weniger kaputte Fahrstühle und Rolltreppen durch Digitalisierung
    Der Bahnchef stellte außerdem das Projekt "sprechende Aufzüge und Rolltreppen" vor. Die Anlagen kommunizieren per Datenübertragung mit der zentralen Überwachungsstelle im Bahnhof und melden Störungen im Betrieb sofort. Das Ziel seien weniger kaputte Aufzüge und Rolltreppen.
    Außerdem präsentierte die Bahn sogenannte intelligente Loks und Güterwagen. Während der Fahrt erfasste Daten werden in Echtzeit an Werkstätten übermittelt. Grube betonte: "Die Lokomotiven zeigen auf diese Weise optimal an, wann eine Inspektion nötig wird. Das spart Zeit und Kosten." Bis 2020 sollen rund 2.000 dieser intelligenten Loks in Europa in Betrieb sein.
    Für unsere Korrespondentin Katharina Hamberger stehen einige Projekt aber noch unter einem Finanzierungsvorbehalt. Ein Teil des Geldes soll aus der Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung zwischen Bahn und Bund kommen, durch die die Bahn in den nächsten fünf Jahren insgesamt 28 Milliarden Euro erhält. Ein weiterer Teil soll aus dem Investitionspaket stammen, das Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble angekündigt hat. Es ist aber offen, wie viel der Bund tatsächlich für die Digitalisierungsprojekte ausgeben will.
    (tzi/stfr/nin)