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Dopingnahe Forschung in Ulm
Umstrittene Medikamenten-Studie genehmigt

Dopingnahe Forschung an gesunden Menschen, finanziert durch öffentliche Gelder – die Uniklinik Ulm stand deshalb jüngst in der Kritik. Ankündigungen vonseiten der Landespolitik, in diesem Zusammenhang Missbrauch zu verhindern, versanden bislang.

Von Ralf Meutgens | 14.05.2019
Läufer beim Start bei der DAK Leichtathletik Gala, Lohrheidestadion, Bochum-Wattenscheid, Nordrhein-Westfalen
Bei einer Studie der Uniklinik Ulm sollen gesunde Sportler Asthmamedikamenten, die auf der Dopingliste stehen, behandelt werden, um die Auswirkung auf die Leistungsfähigkeit zu untersuchen. (dpa/ picture alliance/ imageBROKER)
Welche Auswirkungen haben Asthmamedikamente, die auf der Dopingliste stehen für den Leistungssport? Die umstrittene Studie zu dieser Frage, also zum Einsatz sogenannter Beta 2 Mimetika sei inzwischen genehmigt worden, teilt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte auf Anfrage mit. Aber: Das Arzneimittelgesetz, kurz AMG, kenne keinen rein ethischen Versagungsgrund.
Doch ganz so einfach ist es nicht. Das Gesetz regelt nämlich, dass die vorhersehbaren Risiken ärztlich vertretbar sein müssen in Abwägung zum Nutzen der Studie. Also zum Beispiel der voraussichtlichen Bedeutung des Arzneimittels für die Heilkunde.
Genau das ist aber fraglich, denn es gibt bereits ausreichend Studien zur Wirkung der Medikamente bei Asthma. Außerdem geht es bei der Studie der Uniklinik Ulm um gesunde Leistungssportler und die Auswirkung dieser hoch potenten Medikamente auf deren Leistungsfähigkeit. Damit hat sie nach Einschätzung von Fachleuten keinerlei Bedeutung für die Heilkunde. Zudem sind die Risiken bei Verabreichung derartiger Medikamente an Gesunde und gleichzeitiger körperlicher Belastung, die für diese Studie von zentraler Bedeutung sein dürfte, besonders hoch.
Expertenkommission hat noch keinen Auftrag zur Prüfung
Das alles sind Aspekte, mit der sich auch die Ethikkommission der Uni Ulm 2017 beschäftigt hat. Ob und wie die Ethiker jedoch über diese Studie geurteilt haben, war von der Uniklinik Ulm bislang nicht in Erfahrung zu bringen.
Und was sagt die vor einem Jahr vom baden-württembergischen Kultusministerium vorgestellte Expertenkommission zu diesem Fall? Diese Experten-Runde wurde speziell zur Begutachtung von derart kontrovers diskutierten Forschungen eingerichtet.
Das zuständige Kultusministerium teilt dazu auf Anfrage mit, dass die Kommission arbeite und sich aktuell mit der Entwicklung von Kriterien für die zukünftige Begutachtung von Studien befasse. Sie habe sich noch nicht zu dieser Studie geäußert.
Das klingt aus dem Kreis der Kommissionsmitglieder etwas anders: Man habe überhaupt noch keinen Auftrag vom Ministerium für die Prüfung von Studien erhalten. Nicht nur Insidern drängt sich der Eindruck auf, dass alles daran gesetzt wird, diese Studie zu legitimieren. Und das wäre fatal auch für die Glaubwürdigkeit der Expertenkommission.