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Dopingverfahren gegen Steinmeier-Kunden

Reichlich zweieinhalb Jahre nach dem Strafbefehl gegen den Hamburger Sportmediziner Tilman Steinmeier hat der Bund Deutscher Radfahrer gegen drei Kunden des Arztes sportrechtliche Verfahren eingeleitet. Wie der Deutschlandfunk erfuhr, muss auch Cross-Profi Johannes Sickmüller, vor drei Wochen noch WM-Starter für Deutschland, mit einer Dopingsperre rechnen.

Von Grit Hartmann | 18.02.2011
    Erst zwei Wochen ist es her, dass der Nationalen Antidoping-Agentur der Geduldsfaden riss. Stein des Anstoßes: das Phlegma, das der Bund Deutscher Radfahrer gegenüber Konsequenzen aus dem Fall Tilman Steinmeier an den Tag legte. Schon im Juni 2008 erhielt der Hamburger Arzt einen Strafbefehl über 39.000 Euro. Er habe, so lautete seit 2006 der Vorwurf, Cross-Profis des Stevens-Racing-Stalls jahrelang mit Dopingsubstanzen versorgt. Auch gegen drei Radler wurde ermittelt: den deutschen Meister Johannes Sickmüller, Fabian Brzezinski und Jens Schwedler. Sie bestritten und zahlten ein Monatsgehalt.

    Für die Nada, die im Januar 2010 bei der Staatsanwaltschaft Akteneinsicht beantragte, stand das Vorgehen rasch fest: Sie empfahl dem BDR, Dopingverfahren zu eröffnen. Der Verband hatte sich für die Ermittlungsakten zu seinen Athleten eher halbherzig interessiert, und auch jetzt nahm er sich Zeit: Zwar begann er im Frühjahr 2010 das so genannte Ergebnismanagement. Laut Nada-Code sollte das nach zwei Monaten abgeschlossen sein. Aber noch Ende Januar startete Sickmüller bei der Cross-WM.

    Die Nada reagierte – sie drohte, dem BDR den Fall zu entziehen und setzte eine Frist. Erfolgreich, wie sich zeigt. Auf Deutschlandfunk-Anfrage teilt der BDR-Antidopingbeauftragte Jan Zöllner mit, Verfahren seien eingeleitet. Die jüngste Verzögerung erklärt er damit, dass die ehrenamtliche Antidopingkommission "mehrere hundert Aktenseiten" auswerten musste. Das brauche "im Hinblick auf justiziable Umsetzung" Zeit.

    Gegen wen der BDR Verfahren eröffnet hat, will Zöllner nicht sagen. Nada-Sprecher Berthold Mertes hingegen nennt es "erfreulich, dass der BDR sich bewegt" und zum selben Schluss gekommen sei wie die Nada vor einem Jahr. Sie votierte für Dopingverfahren gegen alle drei Steinmeier-Kunden.

    Erweisen sich die Vorwürfe als stichhaltig, droht den Athleten Sperre. Im Fall von Teamchef Schwedler hätte das Prozedere vor allem jene Folge, die der BDR so lange verzögerte – die der Aufklärung.