Samstag, 27. April 2024

Archiv

Drohnen im Wald
Im Einsatz für Umweltschutz und Forschung

Drohnen werden nicht nur beim Militär eingesetzt, sondern auch in der Wissenschaft. Forstwirte beispielsweise nutzen die ferngesteuerten Flugobjekte, um Waldgebiete zu fotografieren. Aus der Vogelperspektive lässt sich schnell erkennen, wie gesund die Bäume sind.

Von Elisabeth Ihme | 03.07.2014
    Eine kleine Drohne in der Luft
    Eine kleine Drohne in der Luft. Die unbemannten Flugobjekte werden in vielen Bereichen eingesetzt. (Paco Campos, dpa)
    Im Tharandter Wald - 20 Kilometer südwestlich von Dresden: Was klingt wie ein Schwarm Hornissen, ist ein Oktokopter. Ein vielleicht einen Meter großes, fliegendes Gebilde, das auf den ersten Blick anmutet wie eine achtbeinige Spinne. Nur, dass an jedem Bein ein Propeller angebracht ist. In 10 Metern Höhe umkreist diese Drohne - oder genauer, der Oktokopter - gerade einen Baum. Hin und wieder bleibt er wie schwerelos in der Luft stehen. Am Boden ist Andreas Tharang. Er trägt eine Videobrille und steuert die am Oktokopter befestigte Digitalkamera.
    "Wir bekommen direkt das Live-Bild der Kamera hier auf die Videobrille übertragen, sodass wir die Ego-Perspektive des Helikopters sehen können, also der Drohne. So als würden wir in der Drohne sitzen."
    Andreas Tharang ist Doktorand der Forstwissenschaft an der TU Dresden. Mit dem Oktokopter fotografiert er einzelne Bäume, erstellt später am PC 3-D-Modelle. So kann er später genauer untersuchen, unter welchen Bedingungen ein Baum gut wächst. Mit dem Oktokopter sind selbst Detailaufnahmen von Blättern oder Rinde möglich:
    "Es macht auch viele Sachen möglich, die vorher nicht möglich waren. Bäume, die 30-40 Meter hoch sind in den oberen Partien Aufnahmen zu machen, das war früher fast nicht möglich. Nur mit viel Aufwand, Kletterausrüstung oder Kränen."
    2013 hat die sächsische Wissenschaftsministerin den Oktokopter feierlich der TU übergeben. Für die Erforschung von Bäumen oder auch die Früherkennung von Schädlingen. Uta Berger, Professorin für forstliche Biometrie an der TU Dresden setzt den sächsischen Oktokopter auch in Brasilien ein. Sie erforscht, wie ausgetrocknete Mangrovenwälder wieder regeneriert werden können.
    "So etwas Ähnliches wird hier auch angestrebt. Das man durch den Wald durchfliegt und Bodenvegetation aufnimmt. Zum Beispiel die Verjüngungen nennen die Forstwissenschaftler das. Welche kleinen Bäumchen sich unter dem Kronendach wieder ansiedeln, wie die konkurrieren mit Mosen, Gräsern, Heidelbeere."
    Mit 2.000 Euro Anschaffungskosten ist der Oktokopter dabei ein preiswertes Forschungsinstrument. Dementsprechend beliebt ist er derzeit. Dennoch würden in der Umweltforschung bisher eher einfache wissenschaftliche Techniken mit den Drohnen angewendet, so Uta Berger. Immerhin hätten die ersten Drohnen-Projekte erst vor drei, vier Jahren begonnen.
    Drohnen stören Singvögel im Wald
    "Wenn wir über Infrarot sprechen. In einem Bereich wo wir Beispielsweise Chlorophyllgehalte messen wollen. Ich sag's mal vorsichtig, mir ist kein Oktokopter bekannt, der in der Lage wäre, so eine schwere Kamera nach oben zu bewegen."
    Auch der Thüringer Landesforstbetrieb besitzt inzwischen Oktokopter. Die Mitarbeiter dort hatten ursprünglich gehofft, damit möglichst früh von Borkenkäfern befallene Bäume zu erkennen. Inzwischen ist klar, die normalen Fotoaufnahmen der Drohne können hier nicht helfen. Um den Borkenkäfer-Befall sichtbar zu machen, müssten erst spezielle Infrarotkameras entwickelt werden, die von einer Drohne getragen werden können.
    Reinhard Klenke vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leipzig sagt, es gelte aber, neue Techniken mit Augenmaß einzusetzen. Drohnen seien geeignet, um Gebiete abzufotografieren – auf diese Weise könnte es möglich sein, Tierbestände zu zählen, wie beispielsweise Robben an der Nordsee. Trotzdem haben Drohnen wie jede Technik auch ihre Nebenwirkungen, so Klenke:
    "Also jedes Ding, was sie durch die Luft schicken ist ein potentieller Störenfried. Fakt ist, dass Vögel, wenn wir es jetzt auf Vögel beschränken, die haben einen starken optischen Sinn. Z.B. Singvögel sind ständig auf der Hut vor Greifvögeln. Und jedes Ding das unerwartet dort auftaucht, hat eine Scheuchwirkung."
    Außerdem können die Drohnen auch die Privatsphäre Unbeteiligter verletzen.
    "Wenn Sie praktisch Fotos machen, dann sind auf diesen Fotos auch Informationen von Privatleuten. Zumindest dann, wenn Sie über Siedlungen fliegen, wenn sie bloß über Wald fliegen und eine ganz gezielte Erfassung dort machen, dann haben sie eher nicht das Problem.
    Laufen wir also Gefahr, künftig im Wald von Forschungs-Drohnen fotografiert zu werden? Der Sächsische Datenschutzbeauftragte hat nicht zu viele Bedenken. Denn: es handelt sich nicht um versteckt installierte Kameras. Sondern die Drohnen machten durch ein Surren von weither bemerkbar. Außerdem müssen Forschungsdrohnen oder private Drohnen in Deutschland per Vorschrift in Sichtweite des Drohnenführers bleiben – und über Grundstücke dürfen sie ohnehin nicht fliegen. Sollte versehentlich doch eine Person fotografiert werden, muss das Bild allerdings gelöscht werden.