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Ehrenamtliche in der Schule

Höhere Stundenzahl, größere Klassen - die Arbeitsbelastung von Lehrern ist groß, da bleibt für schulische Projekte außerhalb des Unterrichts immer weniger Zeit. Ehrenamtliche scheinen da eine ideale Lösung zu sein. Sie sind hoch motiviert und kostenlos, helfen bei Hausaufgaben oder gründen eine Schach-AG.

Von Stephanie Kowalewski |
    "Wir haben die Probleme mit den Kindern, die einen schwierigen Hintergrund haben, nur lösen können durch die Mithilfe von Ehrenamtlern, die Lesepaten waren, Hausaufgabenbetreuung gemacht haben, auch mal Kinder, die im Unterricht problematisch wurden, mitgenommen haben, mit denen Einzelarbeit geleistet haben, sodass der Betrieb eigentlich nur einigermaßen erfolgreich laufen konnte, wenn man solche Mitarbeiter hatte."

    Ursula Maas muss es wissen. Sie ist selbst lange Zeit Leiterin einer Krefelder Grundschule gewesen. Jetzt - im Ruhestand - engagiert sich selbst ehrenamtlich. Im Freiwilligenzentrum Krefeld vermittelt sie Ehrenamtliche auch und gerne an Schulen, weil sie überzeugt ist, dass es nottut:

    "Der Bedarf ist größer, als das, was wir vermitteln können."

    In Krefeld gibt es 70 Schulen und in den meisten unterstützen Eltern und Großeltern die Lehrer ehrenamtlich. Offensichtlich nimmt das freiwillige Engagement aber ab, je älter die Schüler werden. So gibt es in Krefeld zwar fast keine Grundschule ohne Ehrenamtliche, aber einige weiterführende Schulen und auch die Berufskollegs der Stadt müssen ohne freiwillige Helfer auskommen. Andere hingegen freuen sich über eine große Zahl an Ehrenamtlichen, die - so wie Ulla Jans - ganz regelmäßig Zeit und Arbeit in die Schule investieren. Seit vier Jahren kümmert sich Ulla Jans an der bischöflichen Maria-Montessori-Gesamtschule liebevoll um die 10.000 Bücher der Schulbibliothek und berät Schüler bei der Suche nach der richtigen Literatur:

    "Es sind bestimmt fünf Stunden am Tag. Also ich denke schon, gerade in der Bücherei könnten wir auch einen Hauptamtler beschäftigen. Die Frage ist, wer ihn bezahlen möchte."

    Weil das Geld auch an dieser Schule knapp ist und sie es sich leisten kann, macht Ulla Jans diesen Halbtagsjob ohne Bezahlung aber mit viel Herzblut.

    "Weil es mit sehr viel Spaß macht. Die Schüler kommen, suchen Bücher, fragen aber auch zu Themen, ja und ich denke die Hilfestellung da ist immer nötig und auch gerne angenommen. Tja und ein Teil ist auch manchmal so ein bisschen Sozialstation für Schüler, die gerade ein Tief haben durch schlechte Arbeiten oder häusliche Probleme. Und ich denke, das ist eine sinnvolle Aufgabe."

    Ulla Jans ist eine von gut 100 meist weiblichen Ehrenamtlichen, die sich an der freien Gesamtschule unter anderem um die Hausaufgabenhilfe kümmern, das sogenannte Bio-Büdchen betreiben oder eine der vielen Arbeitsgemeinschaften leiten. So viele Ehrenamtliche an einer Schule zu integrieren, bedeutet für die Lehrer aber nicht nur Entlastung. Es ist auch eine zusätzliche Aufgabe, räumt Schulleiter Hans-Willi Winden ein:

    "Mehrarbeit, insofern man abstimmen muss, sich absprechen muss. Aber das hält sich in Grenzen."

    Für ihn sind die vielen Helferinnen eine absolute Bereicherung:

    "Ehrenamtler bringen Ideen in die Schule, bringen Kreativität. Es bringt sehr viel Kommunikation zwischen Lehrern und Eltern, Schülern und Eltern rein. Das sind zwei große Vorteile."

    Auch ein paar Kilometer weiter, an der städtischen Gesamtschule Kaiserplatz freut sich Schulleiter Jochen Adrian über die vielen Ehrenamtlichen. Für ihn sind sie:

    "Total wichtig. Die Ehrenamtler betreuen überwiegend Kinder im 5. und 6. Jahrgang in kleinen Gruppen, das passiert zweimal in der Woche, ist fest im Stundenplan verankert. Es geht im Wesentlichen darum, Kinder besonders zu fördern, beispielsweise im Bereich Lesen, Rechtschreiben. Wenn wir diese Ehrenamtler nicht hätten, könnten wir vieles im Bereich des Förderns und Forderns unserer Kinder nicht anbieten. Wir könnten das nicht leisten, nur mit dem Lehrpersonal, das hier ist."

    Deshalb ist Jochen Adrian eigentlich immer auf der Suche nach neuen Ehrenamtlichen, den es könnten ruhig noch ein paar mehr sein, meint er. Doch es wird zunehmend schwieriger, Eltern für eine kontinuierliche freiwillige Arbeit an der Schule zu gewinnen. Deshalb wir jetzt bereits um fitte Großeltern geworben, die ihre freie Zeit an der Schule der Enkel investieren.