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Ein Jahr nach dem tödlichen Uber-Unfall
Das Interesse an autonomen Fahrzeugen bleibt

Ein autonom fahrendes Uber-Auto hatte vor einem Jahr in Tempe im US-Staat Arizona eine Frau erfasst und getötet. Nach einem Fahrstopp sind mittlerweile nur noch wenige Wagen auf den Straßen unterwegs. Trotz des Rückschlags ist die Sparte autonomer Fahrzeuge für Investoren weiterhin interessant.

Von Nicole Markwald | 18.03.2019
Ein Uber-Fahrzeug mit der Option für den selbstfahrenden Modus.
Das Uber-Fahrzeug war laut Hersteller im selbstfahrenden Modus - mit einer Sicherheitsperson hinter dem Steuer (Angelo Merendino / AFP)
Es dauerte neun Monate, bis sich Uber entschied, seine autonomen Fahrzeuge wieder zurück auf die Straße zu schicken. Und begleitete das mit einem hübsch produzierten Video, zu sehen auf Youtube: "Manchmal," heisst es darin, "muss man die Richtung ändern und den besten Weg vorwärts zu finden."
Und weiter: "Als wir unsere selbstfahrenden Autos im März aus dem Verkehr zogen, versprachen wir, alles was wir tun, zu überdenken. Wir haben die Sicherheit unserer Fahrzeuge immer wichtig genommen, aber wir mussten uns verbessern."
Als im März 2018 eine Passantin von einem Uber-Fahrzeug tödlich verletzt wurde, stoppte das Unternehmen sämtliche Tests - ein erheblicher Rückschlag für Uber. Bis dahin waren rund 200 Fahrzeuge in vier US-Städten Fahrzeuge unterwegs, manchmal auch nachts, bis zu 88 Kilometer pro Stunde schnell. Doch nach dem Tod der 49-Jährigen war damit erstmal Schluss.
Technologie hinkt den Erwartungen hinterher
Im Dezember kehrten die selbstfahrenden Wagen auf die Straße zurück - allerdings stark eingeschränkt: Uber-Fahrzeuge sollten lediglich auf einer 1.4 Kilometer langen Strecke zwischen zwei Uber-Büros in Pittsburgh im US-Bundesstaat Pennsylvania fahren, nie in der Nacht oder bei Regen und maximal 40 Kilometer pro Stunde schnell. Ein bescheidener Ansatz angesichts der großen Pläne, die Uber mit seiner Sparte selbstfahrender Autos hat. Eines Tages, so die Hoffnung, könne die Technologie sämtliche Fahrer des Dienstes ersetzen - und damit den größten Kostenfaktor beseitigen. Doch die Technologie hinkt den Erwartungen hinterher. In einem Blog-Eintrag auf der Uber-Seite heisst es dazu:
"Die Technologie für selbstfahrende Autos zu entwickeln, ist eine der größten technischen Herausforderungen unserer Zeit. Wenn wir es schaffen, haben diese Fahrzeuge das Potenzial unsere Straßen sicherer und den Verkehr erschwinglicher zu machen. Diese Herausforderungen und Möglichkeiten sind groß, die Verantwortung noch größer: ein sicheres, verlässliches und vertrauenswürdiges System autonomer Fahrzeuge zu schauen."
Angeblich: Börsengang im April
Nach dem Unfall überprüfte Uber seine Software und Teststrecken. Neu ist nun, dass in jedem Testwagen zwei sogenannte safety operators sind, sie können im Notfall eingreifen. Auch eine Notfall-Bremsanlage soll jederzeit angeschaltet bleiben - bei dem tödlichen Unfall hatten die Sensoren die Fußgängerin sechs Sekunden vor dem Zusammenstoss zwar wahrgenommen. Doch weil der Notbrems-Assistenz ausgeschaltet war, wurde der Wagen nicht langsamer und stoppte nicht. Die Sicherheitsfahrerin am Steuer schaute vor dem Aufprall nicht auf die Straße. Das ergab eine Untersuchung der Unfallermittlungsbehörde NTSB.
Ubers Sparte autonomer Fahrzeuge ist trotz dieses Rückschlags für Investoren hochinteressant. Erst vergangene Woche berichtete die Nachrichtenagentur Reuters, dass unter anderem Technikinvestor SoftBank und Toyota bis zu eine Milliarde Dollar in diese Unternehmensabteilung investieren wollen.
Für Uber viel Geld zur richtigen Zeit: Angeblich will das Unternehmenim April seinen Börsengang einleiten. Das Unternehmen wächst nach wie vor schnell, bietet inzwischen auch Fahrrad- und Motorrollerverleihe sowie Essenslieferdienste an. Hohe Investitionen machen Uber höchst unprofitabel. Im zurückliegenden Quartal beliefen sich die Verluste auf eine Milliarde Dollar.