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Ein nachahmenswertes Modell aus Oslo

Zum Start des Langlauf-Weltcups im norwegischen Sjusjoen gerät das Sportliche in den Hintergrund. Der Grund: Ein neuer Dopingfall.

Von Klaus Blume | 19.11.2011
    Ein klassischer Fehlstart. Nicht wegen Schneemangels im idyllischen Sjusjoen. Ein Dopingfall überschattete den Weltcup-Auftakt der Skilangläufer in Norwegen. Vier Tage zuvor hatte die A-Probe des finnischen 50-Kilometer-Meisters Juha Lalluka Spuren des Wachstumshormons HGH aufgewiesen, was durch die B-Probe mittlerweile bestätigt wurde.

    "Weltbewegend", entsetzte sich die zweimalige Weltmeisterin Pirjo Muranen im finnischen Rundfunk, denn damit breite sich erneut der Nebel des Dopings über ihr Land aus.

    Im Nachbarland Schweden wollen, einer Umfrage zufolge, 38 Prozent aller 15-bis 25-Jährigen den Volkssport Skilanglauf künftig weder an der Loipe, noch im Fernsehen verfolgen. Denn Skilanglauf, so die jungen Schweden, sei ja weit dopingverseuchter als Radsport.
    Noch westlicher, in Oslo, rückt das norwegische Antidoping-Labor diesem Langlauf-Übel per Blutpass zu Leibe. Dessen deutscher Chef, Peter Hemmersbach, mochte dabei weder auf den Internationalen Ski-Verband (FIS), noch auf die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) warten. Er entschied: Die nationalen Anti-Doping-Agenturen müssten es selbst machen. In Norwegen ist das passiert.

    Etwa 100 Athleten verschiedener Sportarten wurden in einem Blutpass-Programm zusammengefasst. Über die Ergebnisse tauschen sich WADA, internationale Experten und nationale Verbände ständig aus. "Wir sehen im Blutpass jede Veränderung und können schon aufgrund von Indizien Sperren beantragen", so Norwegens deutscher Dopingjäger Hemmersbach. "Ein Modell für die ganze Welt."

    Und in Deutschland? Seit zwei Jahren werden - unabhängig vom Ski-Verband - im Auftrag der NADA Blutproben aufbewahrt, um Profile zu erstellen. Vom Blutpass ist - noch - nicht die Rede. Aber schließlich unterhält der internationale Verband seit 2001 eine Blut-Datenbank, in der jede Veränderung registriert werde, so dessen Langlauf-Chef Jürgen Capol. Doch das Ziel bleibe der Blutpass.

    Ein Ziel, das die Causa Lalukka erneut in den Fokus gerückt hat.