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Ein schöner und kluger Kopf für die Hamburger FDP

Jetzt soll sie es also richten: Katja Suding. Ihr "frischer Wind" soll die Elbliberalen wieder ins Parlament wehen. Und so präsentiert sich die junge Frau im gelben Friesennerz auf den Großplakaten in der Stadt.

Von Verena Herb | 03.02.2011
    Noch zwei Wochen bis zur Wahl: Die heiße Phase hat begonnen. Der FDP-Pressesprecher Tilo Stolpe machte heute den Anfang, begrüßte am Mittag die Journalisten der lokalen Medien

    "Wir heißen Sie herzlich willkommen zu unserer heutigen Präsentation. Katja Suding wird jetzt das neue Plakat präsentieren ... Du hast das Wort."

    Die zierliche dunkelhaarige Frau platziert sich links neben ihr Plakatkonterfei und lächelt tapfer in die wenigen Kameras, die zum Termin erschienen sind:

    "Mit der Präsentation unserer zweiten Großfläche gehen wir auch in die zweite Wahlkampfphase. Wir werden uns deutlich positionieren ...und uns auch mit unserem politischen Mitbewerber auseinandersetzen."

    "FDP statt GAL" steht in grellem Pink auf blau-gelbem Hintergrund. Der Gegner der Elbliberalen ist ausgemacht:

    "Es ist in Hamburg ja kein Naturgesetz, dass wir eine Koalition mit einer GAL haben. Sowohl in einer CDU-geführten oder
    SPD-geführten Regierung. Das haben wir beides gehabt. Das war nicht erfolgreich. Wir sind die Alternative zur GAL und positionieren uns so."
    Das scheint zu wirken. Die neusten Umfragewerte zeigen: Das Ziel Bürgerschaft rückt näher, wenn auch sehr langsam. Ein Plus von einem Prozentpunkt – von vier auf fünf Prozent.

    "Wir freuen und natürlich über diesen Umfragewert. Es geht ja in die richtige Richtung. Aber wir wollen ja keine Umfragen gewinnen, wir wollen Wahlen gewinnen. Und deshalb werden wir auf der Ziellinie noch einmal richtig Gas geben."

    Denn seit sie 2004 aus der Hamburger Bürgerschaft gekegelt wurden, geben die Liberalen in Hamburg die außerparlamentarische Opposition. Innerparteiliche Querelen und ominöse Aktionen wie ein Parteitag nachts um halb zwei auf der Nordseeinsel Sylt sorgten bei den Hamburgern eher für amüsiertes Kopfschütteln als politische Unterstützung.

    Jetzt soll sie es also richten: Katja Suding. Ihr "frischer Wind" soll die Elbliberalen wieder ins Parlament wehen. Und so präsentiert sich die junge Frau im gelben Friesennerz auf den Großplakaten in der Stadt.
    Hübsch sieht sie aus, wie in einer Shampoo-Werbung. Das Haar vom Winde verweht ... KatJA, die letzten beiden Lettern ein groß geschriebenes ... JA. KatJAAA... und ein Schelm, wer da an Lakritze denkt ...
    35 Jahre ist sie alt. Verheiratet, zwei Kinder. Ihr Beruf: PR-Managerin. Pardon – Kommunikationsberaterin. Darauf legt sie großen Wert. Denn PR das klingt so ... falsch. Doch hat die FDP da tatsächlich ein rhetorisches Kommunikations-Schwergewicht in den Ring geschickt?

    "Und es ist ein Unterschied, ob Olaf Scholz lächelnd durch die Stadt zieht und Wahlgeschenke verteilt wie ein Weihnachtsmann, der seinen Sack öffnet."

    Trotzdem sähe sich Katja Suding wahrscheinlich gerne als "gelben Engel" neben SPD-Kandidat Olaf Scholz, in einer rot-gelben Koalition.

    "Natürlich wollen wir in die Regierung. Und wir werden in die Bürgerschaft einziehen. Und dann werden wir entscheiden, mit welchem Partner wir liberale Inhalte umsetzen können. Das wird entweder die CDU sein, wenn sie noch ein bisschen zulegt. Vielleicht aber auch die SPD."

    Katja Suding gibt sich kämpferisch. Doch merkt man ihr an: Ein Politprofi ist sie nicht. Guido Westerwelle – Parteichef, Außenminister und Vizekanzler kam letzte Woche in die Hansestadt um sie zu unterstützen. Und macht gleich aus ihrer Not eine Tugend... und der eigenen Partei Mut:

    "Wir haben hier eben eine Kandidatin gehört, die wahrscheinlich zum ersten Mal als Spitzenkandidatin hier und ganz zweifelsohne auch mit innerer Aufregung gesprochen hat. Und ich möchte Ihnen sagen, meine Damen und Herren, das ist nicht nur normal, sondern das ist auch genau richtig."

    Politisch unverbraucht – das ist sie wohl – und genau darauf setzen die Freien Demokraten und spitzen ihre Wahlkampagne ganz klar auf Katja Suding zu: Nicht ohne Grund zieht Daniel Bahr, Parlamentarischer Staatssekretär und Landesvorsitzender der NRW-FDP gleich die Parallele zu Silvana Koch-Mehrin, der attraktiven Liberalen. Heute Vizepräsidentin des EU-Parlaments. Silvana habe ein ansprechendes Gesicht, und:

    "Wahlen gewinnt man im Medienzeitalter durch drei Dinge: durch ein sympathisches Lächeln, durch kraftvolles Auftreten und das Vermeiden eigener Fehler."

    … zitiert der Jungpolitiker einen Artikel aus dem Jahre 1998, als Koch-Mehrin erste Triumphe feierte. Jetzt also Katja Suding, die "Silvana von der Elbe" ebenfalls mit einem ansprechendem Gesicht...

    "Ein sympathisches Lächeln hat sie. Kraftvolles Auftreten: hat sie auch."

    Das Kalkül scheint aufzugehen: zumindest bei den männlichen Besuchern der Wahlkampfveranstaltung in der vergangenen Woche.

    "Das Aussehen ist jetzt nicht – wie soll ich sagen – hinderlich. Vor allem ihre Frische, die Art, wie sie Hamburg vertritt."

    Die kommt an.

    "Ich denke, sie macht einen sehr authentischen Eindruck. Man merkt, sie ist keine Berufspolitikerin, sondern macht das aus Überzeugung und ist fest in der Gesellschaft verankert. Und darum denke ich, macht sie nen guten Eindruck."

    "Sie ist hier in Hamburg in den Medien, oder überregional in den Medien, in ganz Deutschland eigentlich sehr präsent. Da muss man sagen, das ist per se schon einmal eine Leistung. Aus dem Nichts so eine Coverage deutschlandweit zu bekommen. Jetzt ist natürlich die Frage, ob Katja Suding auch inhaltlich etwas zu bieten hat."

    Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die Stärkung des Mittelstandes, dafür setzt Suding sich ein. Doch wird in diesem Wahlkampf klar: Diese Wahl entscheiden Köpfe, nicht unbedingt Inhalte. Und Katja Suding hat einen schönen Kopf.