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Eine große Herausforderung

Abiturienten im Doppelpack, die wird es im Jahr 2013 geben. Noch sind es fünf Jahre bis dorthin. Aber eines ist klar: Doppelt so viele Schulabgänger benötigen einen Ausbildungsplatz oder Studienplatz. Eine Ausnahmesituation, auf die sich die Hochschulen jetzt schon einstellen müssen. Bund und Länder wollen das mit dem Hochschulpakt II, doch viele Eltern sind skeptisch.

Von Hilde Braun | 17.11.2008
    "Wir wollen schon sicherstellen, dass jeder der in Nordrhein-Westfalen studieren kann, hier auch einen Studienplatz findet."

    Damit dieses Ziel erreicht wird, hat sich Nordrhein-Westfalen folgende Schritte vorgenommen. Schritt 1: Neue Fachhochschulen sollen geschaffen werden. Mit insgesamt acht Milliarden Euro sollen drei neue Fachhochschulen gegründet werden, andere sollen erweitert werden:

    " Die Entscheidungen werden noch in diesem Jahr zu den Standorten getroffen. Gerade hier haben wir den größten Mangel schon jetzt, Nordrhein-Westfalen hat hier einen erheblichen Nachholbedarf."

    Schritt zwei: Vom Jahr 2011 bis zum Jahr 2020 sollen bundesweit 160.000 neue Studienplätze geschaffen werden, aus Landes und Bundesmitteln. An den Universitäten sollen Gebäude modernisiert werden, nicht aber zusätzliche geschaffen werden. Außerdem sollen Doppelprofessuren eingerichtet werden, so das eine Vorlesung zweimal angeboten wird, notfalls auch in den Abendstunden oder am Wochenende. Gabriela Kustodis ist Vorsitzende der Landeselternschaft Nordrhein-Westfalen. Der Verband vertritt Elterninteressen beim Ministerium:

    "Aber es gibt das Hochschulfreiheitsgesetz, dass heißt die Ministerien können die Universitäten nicht zwingen, sie können ihnen nur Anreize geben. Und da hegen wir eben Zweifel, ob die Universitäten da auch genügend mitziehen..."

    Den Mitgliedern der Landeselternschaft gehen die Vorschläge des Ministeriums nicht weit genug. Theo Knepper ist Schulpflegschaftsvorsitzender eines Gymasiums in Versmold im Kreis Gütersloh:

    "Es gibt natürlich viele Eltern, die sich Sorgen machen, denen völlig klar ist, dass bei einer Ausbildungsmisere, die wir ja jetzt schon haben, dass bei völlig überfüllten Hörsälen die wir an den Universitäten haben, das es natürlich noch enger wird und wir haben nicht den Eindruck, dass die Landesregierung irgendein Konzept hätte mit diesem Problem fertig zu werden. "

    Denn der Hochschulpakt II ist bisher nur ein Plan, keine Realität. Er wird zur Zeit noch zwischen Bund und Ländern verhandelt, soll aber vor der Bundestagswahl im kommenden Jahr stehen. In Zeiten der Finanzkrise wird es vermutlich nicht einfach sein, das Geld für 160.000 neue Studienplätze zu organisieren. An den Schulen selbst spielt das im Moment noch keine Rolle. Die Lehrer haben mit dem Lehrstoff für das Abitur nach 12 Jahren zu kämpfen. Peter Silbernagel ist Vorsitzender des Philologenverbandes Nordrhein-Westfalen:

    "Weil sie sind zur Zeit sehr intensiv damit beschäftigt, überhaupt die Schulzeitverkürzung, dass heißt die Schülerschaft so zu betreuen, dass es im Fachlichen im Qualitätsbezogenen nicht zu irgendwelchen Irritationen kommt. Insofern wollen sie die Schüler die 2013 fertig sind auch in einen Stand setzen, dass sie auch im Hochschulbereich vernünftig konkurrieren können, das ist deren Anliegen. "

    Gabriela Kustodis befürchtet, dass die Studierenden aus Nordrhein-Westfalen trotz der Zusage vom Ministerium auch auf andere Bundesländer ausweichen müssen, ins Ausland gehen müssen, oder dass es heißt:

    ""Go flexibel" studiere wo es hinterher Chancen gibt, da sind wir ganz gegen, weil ich denke, wenn man nicht nach Begabung und nach Neigung studiert, ist das Studium zum Scheitern verurteilt und daher kommen auch viele Studienabbrecher...."

    Eines steht jedenfalls jetzt schon fest, wer 2013 Abitur macht wird sich nicht darauf verlassen können, sein Wunschfach in seinem Wunschort studieren zu können. Vor allem wenn es ein begehrtes Fach mit Numerus Clausus ist. Der Wettbewerb wird härter, das bestätigt auch Minister Pinkwart:

    " Bundesweit ist es so: natürlich müssen auch die jungen Menschen Angebote außerhalb Nordrhein-Westfalens mit in den Blick nehmen in anderen Bundesländern, in den Beneluxländern...."

    Das Ministerium hat bereits Kontakt zu den Hochschulen in den Beneluxländern aufgenommen.