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Einfach weniger Hunger

Ob Sport, Diäten oder Akkupunktur: Bei vielen Übergewichtigen wollen die Pfunde einfach nicht purzeln. Als Ultima Ratio hat sich in den letzten Jahren die Adipositaschirurgie etabliert. Eine Möglichkeit, dauerhaft weniger zu essen, ist der Magenbypass.

Von Mirko Smiljanic | 29.03.2011
    So also sieht ein Mann aus, dem vor wenigen Tagen ein Magenbypass gelegt wurde: Blass, schwach auf den Beinen – und glücklich. Glücklich darüber, dass er mit ziemlicher Sicherheit von seinen 144 Kilogramm Gewicht etwa 40 Kilogramm verlieren wird. Seit 15 Jahren schleppt er sich fettleibig durchs Leben, die Kniegelenke schmerzen und auch sonst setzte das Übergewicht seinem Körper immer mehr zu.

    "Das waren Ablagerungen an der Hauptschlagader, in diesem Fall also ein Schlaganfallrisiko, eine Fettleber, Bauchspeicheldrüsenverfettung, das heißt also, das Risiko Diabetes Typ II zu werden, dann habe ich zum Beispiel Schlafapnoe gehabt, also Atemstillstand nachts mit Müdigkeit entsprechend dann tagsüber, die Leistungsfähigkeit hat abgenommen..."

    Hilfe musste her und die fand der 49-jährige Datenschutzbeauftragte einer IT-Firma im Adipositaszentrum des Kölner Krankenhauses Mehrheim. Nach einer gründlichen Untersuchung schlug ihm Oberarzt Dr. Jürgen Meyer einen Magenbypass vor. Dabei verkleinern Ärzte das Volumen des Magens drastisch, und zwar von 1500 Milliliter auf 250 Milliliter. Anschließend legen sie einen Bypass vom Rest des Magens zu einer hochgezogenen Dünndarmschlinge.

    "Funktionieren tut der Bypass dadurch, dass man deutlich weniger essen kann, die Lust aufs Essen deutlich reduziert wir indem man noch verschiedene Hormone ausschaltet und der Darm verkürzt wird, so dass man Nährstoffe verzögert beziehungsweise vermindert aufnimmt."

    Patienten mit Magenbypässen sind wesentlich schneller satt, der Darm kann die Nahrung nicht mehr vollständig verwerten, außerdem wird bei dieser Methode das Hungerhormon Ghrelin ausgeschaltet. Schon unmittelbar nach der Operation geben die Patienten an, ...

    "...dass sie deutlich weniger Appetit haben, auch im weiteren Verlauf, dieser Heißhungerattacken, die die Patienten vorher haben, fallen weg, und häufig ist auch die Lust auf Süßigkeiten weg, ..."

    Was sich rasch aufs Gewicht auswirkt: Die Kilos schmelzen dahin.

    "Man kann so ein Gros nehmen von allen Patienten, die operiert worden sind, und ein gutes Ergebnis ist, wenn man 60 bis 70 Prozent vom Übergewicht auf die Dauer reduziert, und auf die Dauer bedeutet, über einen Zeitraum von länger als zehn Jahren."

    100 Kilogramm möchte der IT-Spezialist erreichen, treibt er konsequent Sport, könnten es sogar noch weniger werden. Das nützt seiner Gesundheit und seiner beruflichen Karriere.

    "Man wird natürlich anders eingeschätzt, als gemütlich, als nicht so leistungsfähig, man ist natürlich in der beruflichen Konkurrenz ein bisschen hinten angestellt, das muss man ganz klar sagen, weil man von der Fettleibigkeit auf mangelnde Selbstdisziplin schließt automatisch, und dadurch natürlich weniger berufliche Chancen hat."

    Ein wenig wird es noch dauern, bis er eine Neun auf der Waage sieht, realistisch ist das Ziel aber allemal – natürlich nur, wenn er fleißig mitarbeitet.

    "Ich muss natürlich jetzt kleinere und häufigere Mahlzeiten zu mir nehmen, das geht natürlich nicht ohne Selbstdisziplin, ich muss den Zucker und das Fett im Essen weitgehend reduzieren auf ein Minimum, das erforderlich ist, und dann erfolgt auch eine Dauerhaftigkeit ohne Verlust der Lebensqualität, das war mir wichtig, dass nicht Lebensqualität verloren geht, das war ja bis jetzt immer der Fall."