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Elektroreturn

Alte Handys, Rasierer oder Kofferradios - in vielen Haushalten gibt es wohl eine Schublade, in der ausrangierte kleine Elektrogeräte verschwinden. Dabei stecken in solchen Geräten kleine Schätze: Gold, Silber und Kupfer zum Beispiel. Ausrangierte Geräte sind bei einem Recyclingunternehmen besser aufgehoben als zu Hause.

Von Anja Nehls | 13.11.2013
    Schätzungsweise 83 Millionen Handys liegen in deutschen Haushalten herum, weil die Besitzer ein neues haben, das alte aber eigentlich noch funktioniert und weil man es als Reserve gerne aufheben möchte. Irgendwann liegt dann das dritte oder vierte Reservehandy im Schrank und da schlummern in der Tat Werte, denn in einer Tonne Handys steckt z. B. ein Kilo Gold - oder anders gesagt - in einem Handy steckt Gold im Wert von einem Euro. Außer Gold enthält es aber auch noch andere wertvolle Inhaltsstoffe, die natürlich zum Recyceln interessant sind, sagt Verena Köttker vom Recyclingunternehmen Alba:

    "Aus dem Handy holt man erst mal die Edelmetalle heraus und die klassischen Metalle, also Kupfer, Aluminium, Silber, Gold. In der Regel sind die Platinen aus Silber oder Gold oder Kupfer, das sind die interessanten Metalle. Seltene Erden werden in der Tat auch verarbeitet, aber sie sind in so geringen Mengen in den Handys drin, dass wir das in Deutschland heute nicht zurückgewinnen können. Aber auch die Kunststoffe in den Handys werden heute recycelt und zurückgegeben in den Produktionsprozess."

    Damit der Verbraucher es möglichst einfach hat und möglichst viele Geräte bei Alba landen, können die Geräte kostenlos an Alba geschickt werden. Die Deutsche Post ist der Kooperationspartner von Alba. Unter www.electroreturn.de und auf der Internetseite der Post kann man sich einfach einen Aufkleber herunterladen und das Handy in einem Umschlag kostenlos an Alba schicken. Das gilt auch für andere kleine Elektrogeräte wie Rasierer, Navis oder Taschenradios. Das Trennen der Inhaltsstoffe ist dann ein recht aufwendiger Prozess:

    "Die Trennung des Edelmetalls Silber und Gold voneinander findet in speziellen Hütten statt, das machen wir nicht selber, sondern geben es an diese Hütten, die es dann wieder extrahieren, das geschieht unter großer Hitze. Und die Metalle die extrahieren wir über unserer Anlagen, das erfolgt in der Regel in einem automatischen Prozess der Zerstückelung, da arbeitet man mit der Frage des unterschiedlichen Gewichts der Metalle um die voneinander zu trennen und auch über Magnetabscheider. Dann wird das verkauft an Hütten zum Beispiel im Metallbereich, die das dann wieder einschmelzen und zu neuen Teilen verarbeiten."

    Bei Alba landen ungefähr 1000 Geräte im Monat. Über die Sammelstellen der örtlichen Abfallunternehmen über den Handel oder über Supermärkte werden inzwischen auch Handys gesammelt und in Teilen wiederverwertet. Das heißt entweder verschrottet und recycelt oder sogar für eine weitere Nutzung wiederaufbereitet. In Großbritannien bietet Apple seit Kurzem das sogenannte "Reuse and Recycling” Programm an.

    Nutzer können ihr altes iPhone direkt im Appleshop vorbeibringen. Dort wird es technisch inspiziert. Apple arbeitet es wieder auf und verkauft es wieder zu einem günstigeren Preis. Geräte, die nicht mehr verkauft werden können, werden - wie bei Alba auch - auseinandergenommen und recycelt.

    Als Gegenleistung gibt es einen Einkaufsgutschein für ein neues iPhone. Eine clevere Marketingidee und ein riesiger Markt. Besonders wenn man bedenkt, dass schon drei Tage nach Verkaufsstart für das neue iPhone 5 neun Millionen davon verkauft waren.

    Also von Apple kein Angebot aus reiner Umweltliebe, aber besser als wegschmeißen ist das allemal. In Deutschland landen immer noch die meisten alten Handys im ganz normalen Hausmüll.

    Weltweit entstehen laut Umweltprogramm der Vereinten Nationen jährlich 40 Mio. Tonnen Elektroschrott, davon 600.000 Tonnen allein in Deutschland.