Susanne Luerweg: Elvis lebt - er tritt in der Münchener Olympiahalle mit einem Sinfonieorchester auf, singt mit Helene Fischer im Duett und erzählt jetzt endlich in einem Buch, wo er sich die ganzen Jahre versteckt hat. Offiziell jährt sich am 16. August sein Todestag zum 40. Mal, doch Elvis hat nie aufgehört zu existieren. Regelmäßig stürmen seine alten Songs die Charts, Graceland ist immer noch ein beliebtes Ausflugziel und seine Exfrau Priscilla befeuert die Legende des King regelmäßig wieder mit Banalitäten.
Und will man dem Berliner Autor Tobias Geigenmüller glauben, dann steckt nicht nur seine Ex-Frau mit Elvis unter einer Decke, sondern auch seine Tochter Lisa Marie. "Das ziemlich lebendige Leben des vermeintlich toten Elvis" heißt sein Buch. Und Tobias Geigenmüller begrüße ich jetzt in einem Studio in Berlin. Schönen guten Tag.
Tobias Geigenmüller: Ja, guten Tag.
Luerweg: Herr Geigenmüller, Elvis ist nicht tot, er hat seinen Tod nur inszeniert - die Geschichte glauben viele. Sie scheinbar auch.
Geigenmüller: Ja, das stimmt. Zumindest macht es Spaß, der Geschichte mal zu glauben und das hat mir auch besonders viel Spaß gemacht, dann auch wirklich mal durchzuspielen, was alles passieren hätte können in den letzten 40 Jahren, in denen er ja nun offiziell schon tot ist. Und da bietet es einfach wahnsinnig viel Stoff für eine interessante Geschichte, weil nicht nur Elvis eben ein wahnsinnig interessanter Charakter ist, sondern auch seine Familie ja in der Zeit danach noch ganz viel interessante Sachen gemacht hat.
Also Priscilla ist dann nachher mit "Dallas" weltbekannt geworden und hat auch noch in der Filmreihe "Nackte Kanone" da mitgespielt und seine Tochter hat Michael Jackson geheiratet. Schon diese beiden Sachen haben irgendwie schönen Stoff geboten, aber da gibt es noch jede Menge mehr, was man eben schön machen konnte mit Elvis.
Elvis Presley und der Mauerfall
Luerweg: Und im Hintergrund hat immer Elvis so - will man Ihrem Buch glauben - die Fäden gezogen. Also die "Nackte Kanone", da hat er im Grunde genommen das Drehbuch geschrieben, dass Michael Jackson so eine deformierte Nase hat, das ist auch Elvis Schuld, denn das war seine letzte Hoffnung, Lisa Marie davon abzuhalten, ihn zu heiraten. Also, Elvis hatte überall seine Hände im Spiel.
Geigenmüller: Ja. Zumindest bei ziemlich vielen historischen Ereignissen. Ich möchte nicht alle verraten, aber unter anderem hat er auch beim Mauerfall - da war eben David Hasselhoff nicht der allein Verantwortliche - sondern auch da hat Elvis Presley noch mal im Hintergrund mitgespielt.
Luerweg: Und er hat uns davor bewahrt, dass David Hasselhoff noch öfter 'Looking for Freedom' singt. Also dafür müssen wir ihm dankbar sein.
Geigenmüller: Ja, ja. Das stimmt.
Luerweg: Und er hat noch - also ich meine, dass er ein Musikgenie ist, dass ist das eine - aber wenn man Ihrem Buch glauben darf, dann hat er auch ansonsten noch unglaublich viele Fähigkeiten gehabt, Elvis. Fußt das so ein bisschen auf Recherchen Ihrerseits oder haben Sie dem das so angedichtet?
Geigenmüller: Nein, also ehrlich gesagt war mir das sehr wichtig, dass alles sich aus dem echten Leben von Elvis heraus generiert. Also ich wollte gerade nicht so ein Buch schreiben, wo man eigentlich einfach nur jemanden Elvis Presley nennt, sondern ich habe ganz, ganz viel recherchiert und habe ja auch ganz viel von seiner echten Biografie noch eingebaut und so nebenher immer eingestreut. Also es geht nicht nur um das, was hätte passieren können danach, sondern auch wirklich um das, was passiert ist in der Zeit, wo er gelebt hat.
Und auch ansonsten, alle Ereignisse, die auftauchen, also auch der Mauerfall und auch die Ehe von Lisa und Michael Jackson ist so aufgebaut gewesen, dass wirklich alles so passiert ist und dass ich eben nur Elvis Presley noch dazuaddiert habe und immer seine Rolle noch so ein bisschen reingewoben habe. Aber das war mir schon sehr wichtig, dass es nicht einfach erfunden ist und dass ich ihn einfach nur so nenne.
"Ich war sehr gespannt auf die Meinungen der Fans"
Luerweg: Wird dieses Buch - was glauben Sie - Bestand haben vor echten Fans? Oder könnten die Ihnen im Zweifelsfall vorwerfen, ach, da wird so ein bisschen Leichen gefleddert kurz vor dem 40. Todestag?
Geigenmüller: Darauf war ich sehr gespannt, wie die echten Fans drauf reagieren und ich habe jetzt mittlerweile schon ein paar von den größten Fans , die eben auch so Fanklub Betreiber sind oder die so Elvis-Seiten betreuen und so, die haben das Buch eben auch schon bekommen und ich war sehr gespannt auf deren Meinung. Und da ist es zum Glück bisher sehr gut angekommen, aber auch die habe ich darauf vorbereitet, dass es schon so ein emotionales Thema ist, dass auch viele Elvis Fans sich da dem gegenüber verschließen können und es nicht so lustig finden können.
Aber ich glaube, es hängt auch immer davon ab, nicht nur, ob man Elvis -Fan ist, sondern ob man auch generell Humor hat. Auch das war mir wichtig, respektvoll mit Elvis umzugehen und eigentlich schon fast liebevoll mit Elvis umzugehen, weil ich ihn ja selber auch mag. Und ich wollte das jetzt nicht irgendwie bloßstellen und ihn irgendwie blöd darstellen oder so, sondern ich wollte es so schreiben, wie es wirklich hätte sein können, nur eben auf eine recht absurde Weise.
"Elvis war extrem humorvoll"
Luerweg: Ja, sie haben es gerade gesagt, also das Stichwort "Humor" finde ich ein sehr schönes. Also Elvis hat sehr viel Humor in Ihrem Buch, also ist ständig zu kleinen Scherzen aufgelegt und das ganze Personal drumherum, also seine Ehefrau, seine Ex-Frau und seine Tochter, sind auch durchaus witziger, unterhaltsamer, als man das so gemeinhin annehmen könnte.
Geigenmüller: Ja, wobei man sagen muss, dass Elvis selbst ja schon extrem humorvoll war, also man sieht es seinen Aufritten an. Wenn man sich mal anschaut, wie er sich so auf der Bühne verhalten hat, dann macht er wahnsinnig viele Faxen schon während des Auftrittes. Selbst wenn er Titel singt wie "Love me tender" oder irgendwelche romantischen Liebeslieder, dann macht er zwischendurch immer Witzchen und Grimassen und so, also auch das ist eigentlich nicht wirklich angedichtet und ich glaube, er beweist dann noch um einiges mehr Humor als Priscilla, aber ich glaube auch die ist jetzt nicht humorfrei.
Luerweg: Also "Nackte Kanone", also ich meine.
Geigenmüller: Ja, das wollte ich gerade sagen. Also, wenn man in so einem Film mitspielt, dann muss man schon irgendwie ein bisschen lustig sein.
"Ich fand die Geschichte einfach interessant"
Luerweg: Herr Geigenmüller. Jetzt sind Sie - wirklich, nicht erfunden - einen Tag nach Elvis Todestag geboren worden. Also normalerweise würde man sagen, so eine direkte Verbindung zu dem hatten Sie nicht, als Sie so in das Teenie-Alter kamen, da haben Sie vermutlich nicht Elvis gehört. Also wie sind Sie darauf gestoßen? Außer dass das jetzt ganz praktisch ist mit dem 40. Todestag.
Geigenmüller: Also ich war zufälligerweise Elvis-Fan so als ich so 12, 13 war ungefähr. Aber das ist dann auch wieder vorübergegangen und ich bin generell einfach musikbegeistert und das merkt man glaube ich dem Buch auch an. Es geht ja da nicht nur um Elvis, sondern auch um andere Musikstile und andere Personen der Musikgeschichte tauchen auf. Aber grundsätzlich ist es so, dass ich die Geschichte natürlich einfach interessant fand. Ich finde es interessant, dass es diese Legende schon seit Jahrzehnten auf der ganzen Welt gibt.
Es gibt irgendwie ganze Internetseiten, die Elvis-Sightings auflisten und es gibt, ich glaube, 85.000 Elvis Doppelgänger weltweit. Also insofern, ich fand die Geschichte einerseits interessant, ich fand es interessant, was man daraus machen konnte mit seiner Familie und über die Jahrzehnte hinweg fand ich es für mich selbst interessant, das so ein bisschen zu verarbeiten, was so in den 80ern, in den 90ern passiert ist und diese ganzen kuriosen Sachen irgendwie auftauchen zu lassen.
Luerweg: Und lebt er jetzt oder nicht?
Geigenmüller: Also da müsste ich ja jetzt ein bisschen spoilern. Aber er lebt auf jeden Fall sehr, sehr lange und vielleicht lebt er auch noch heute. Ich habe dann, glaube ich, am Ende geschrieben: "Und wenn er nicht wieder gestorben ist, dann lebt er noch heute".
Luerweg: Tobias Geigenmüller, Autor des Buches "Das ziemlich lebendige Leben des vermeintlich toten Elvis". Und das Buch, das ist bei Rowohlt erschienen. Herr Geigenmüller, vielen Dank für das Gespräch.
Geigenmüller: Ja. Vielen Dank Ihnen.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Tobias Geigenmüller: "Das ziemlich lebendige Leben des vermeintlich toten Elvis"
Rowohlt, Berlin 2017. 256 Seiten, 16,99 Euro.
Rowohlt, Berlin 2017. 256 Seiten, 16,99 Euro.