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Erfolg für Altkanzler
Gericht verbietet Kohl-Zitate

Helmut Kohl hat im Streit mit seinem ehemaligen Biografen Heribert Schwan einen Teilerfolg erzielt. Das Kölner Landgericht hatte über die Verbreitung zahlreicher Zitate des Altkanzlers in Schwans Buch "Vermächtnis - Die Kohl-Protokolle" zu entscheiden. Ergebnis: Viele dieser Zitate dürfen nicht mehr veröffentlicht werden.

13.11.2014
    Eine Frau hält in einer Buchhandlung in Berlin ein Buch "Vermächtnis. Die Kohl-Protokolle" mit den Aufzeichnungen von Gesprächen mit Altkanzler Kohl.
    Nach dem Urteil des Kölner Landgerichts darf das Buch "Die Kohl-Protokolle" ohne Änderungen nicht mehr verbreitet werden. (dpa / picture alliance / Paul Zinken)
    Der Heyne-Verlag darf den Bestseller nicht mehr ausliefern. Bücher, die schon in den Buchläden liegen, dürfen weiter verkauft werden. Der Verlag will das Urteil anfechten. Kohls Anwalt Thomas Hermes kündigte seinerseits Schadenersatzforderungen an. Er meinte, das Buch werde die Verfahrensgegner noch "sehr teuer zu stehen kommen",
    Umstrittene Zitate über Merkel und Wulff
    Die Kölner Richter gaben heute mehreren Anträgen auf einstweilige Verfügungen statt. Sie richten sich gegen Schwan und seinen Mitautor Tilman Jens sowie gegen die Verlagsgruppe Random House. Viele Zitate, die bei der Veröffentlichung des Buches vor einigen Wochen für Aufsehen gesorgt hatten, dürfen nun nicht mehr verbreitet werden.
    Es ging um Äußerungen, die der langjährige Kanzler und CDU-Chef über Parteifreunde gemacht hatte. Darunter waren auch Einschätzungen über die heutige Bundeskanzlerin Angela Merkel und den früheren Bundespräsidenten Christian Wulff. Die Richter fanden, Schwan sei zu Verschwiegenheit und Vertraulichkeit verpflichtet gewesen. Gegen diese Verpflichtung habe er verstoßen.
    Streit hat Diskussion über Kohl-Vermächtnis ausgelöst
    Der Autor und frühere DLF-Redakteur Heribert Schwan hatte lange im Einvernehmen mit Kohl dessen mehrbändige Biografie als Ghostwriter betreut. Dafür hatten beide insgesamt hunderte von Stunden an Gesprächen geführt, die zur Vorbereitung des Buchprojekts aufgezeichnet wurden. Vor der Veröffentlichung des letzten Bandes kam es zu einem Zerwürfnis, für das Schwan Kohls zweite Frau Maike Richter verantwortlich macht.
    Im Zuge dieses Streits gab es bereits eine rechtliche Auseinandersetzung über die Tonbandmitschnitte. Die Kontroverse hat zudem eine Diskussion darüber ausgelöst, wo und wie das persönliche Archiv Helmut Kohls am besten aufgehoben ist.
    (mbe/swe)