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Erhöhte Krebsraten in der Region um Asse

Am Donnerstagabend machten NDR-Reporter bekannt, dass rund um das marode niedersächsische Atommüll-Lager Asse die Blutkrebsraten bei Männern mehr als doppelt so hoch ausfallen wie sonst in Niedersachsen und dass sich das Auftreten von Schilddrüsenkrebs bei Frauen seit 2002 verdreifacht habe.

Andreas Mier (NDR) im Gespräch mit Jule Reimer | 26.11.2010
    Jule Reimer: Im NDR-Studio Braunschweig bin ich mit dem Kollegen Andreas Mier verbunden. Herr Mier, sind das seriöse, gesicherte Daten?

    Andreas Mier: Ja, das kann man sagen. Die Daten stammen aus dem epidemiologischen Krebsregister (EKN). Das sind also ganz offiziell erhobene Zahlen. Dem Sozialministerium in Niedersachsen liegen sie auch vor. Das Material wird jetzt weiter ausgewertet. Voraussichtlich Anfang Dezember soll dann ein detaillierter Bericht vorliegen. Aber man muss auch sagen, das sind anonymisierte Daten. Also man weiß bislang nicht, um welche Personen es sich konkret handelt, die da erkrankt sind, wie alt sie sind, welchen Wohnort sie genau haben und welche Arbeitsstätte, also ob sie zum Beispiel im Atomlager gearbeitet haben.

    Reimer: Gibt es denn einen Zusammenhang zur Asse, zu möglicher Strahlenbelastung?

    Mier: Das liegt natürlich nahe. Bewiesen ist bislang nichts. Das Bundesamt für Strahlenschutz ist ja als zuständiger Asse-Betreiber seit 2009 für das Atomlager verantwortlich. Das BFS betont, die Radioaktivität außerhalb des Bergwerks ist nicht erhöht. Es werden laufend Proben genommen, es werden Luft, Wasser und Boden und auch landwirtschaftliche Produkte überwacht, und das Ganze schon seit 1966 vom damaligen früheren Betreiber - das hat das Sozialministerium auch noch mal eben betont -, und da gab es nie Auffälligkeiten.

    Reimer: Wie geht es jetzt weiter?

    Mier: Es ist eine Arbeitsgruppe gebildet worden. Daran sind Ministerien beteiligt, das Landesgesundheitsamt, das Bundesamt für Strahlenschutz und auch der Landkreis Wolfenbüttel. Es wird rückgefragt bei Ärzten, um eben herauszubekommen, um wen es sich bei den Erkrankten handelt. Die Bevölkerung ist natürlich extrem verunsichert. Der Landrat hat zwar dazu aufgerufen, es gebe keinen Grund zur Panik, aber natürlich: Die Bevölkerung ist völlig extrem verunsichert in der Region.

    Reimer: Vielen Dank an Andreas Mier im NDR-Studio Braunschweig.