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Etikettenwechsel
Warum der Facebook-Konzern seinen Namen ändern will

Der US-Konzern, zu dem unter anderem die Makroblogging-Plattform Facebook, der Messengerdienst WhatsApp und auch Instagram gehören, soll einen neuen Namen bekommen. Damit reagiert Mark Zuckerberg aber wohl nicht nur auf die Kritik am Unternehmen. Möglicherweise stehen weitere Neuerungen bevor.

Von Peter Welchering | 23.10.2021
Das Logo des Socialmedia-Giganten Facebook auf dem New Yorker Times Square
Das Logo von Facebook (dpa / AP / Richard Drew)
Schon länger wird in Szenekreise drauf gewartet. Aber erst nächste Woche, am 28. Oktober, will Facebook einen neuen Unternehmensnamen bekanntgeben. Die Gerüchteküche brodelt und Analysten vermuten, dass es nicht bei einer bloßen Änderung des Konzernamens bleiben wird.

Was steckt dahinter?

Eine neue Geschäftsstrategie, das ist seit diesem Sommer in ganz kleinen Indiskretionsdosen an die Öffentlichkeit gekommen. Tatsächlich geht es um einen neuen Namen für das Gesamtunternehmen, zu dem ja die Makroblogging-Plattform Facebook selbst, aber auch der Messengerdienst WhatsApp, der Bilderkanal Instagram und der VR-Brillen-Hersteller Oculus gehören. Die sollen allesamt als Tochterunternehmen geführt werden. Der Makroblogging-Dienst Facebook wird also weiter Facebook heißen, aber die Muttergesellschaft, der dieses Facebook dann unterstellt sein wird, die wird einen anderen, einen neuen Namen bekommen.

Das erinnert an Google, deren Muttergesellschaft Alphabet 2015 gegründet wurde

Analysten meinen sogar, die Alphabet-Gründung habe Mark Zuckerberg als Blaupause gedient. Google stand damals unter Druck, von einer Zerschlagung der Konzernstrukturen war die Rede. Heute steht Facebook unter Druck. Über die Ursachen haben wir berichtet, von den Ausfällen, die technischen Probleme mit ihren KI-Anwendungen, der Datenmissbrauch. Auch eine Zerschlagung wird im politischen Raum diskutiert. Wenn Mark Zuckerberg jetzt kommt und sagt: seht her, wir reagieren ja auf eure Kritik und schaffen neue, entflechten Konzernstrukturen, dann dürfte das erst mal etwas Druck nehmen.

Es ist zu hören, Mark Zuckerberg wolle das Unternehmen in Richtung "Metaversum" ausrichten. Was ist geplant?

Im sogenannten "Metaversum" soll die physische Realität mit virtueller und erweiterter Realität verschmelzen. Ausgedacht hatte sich Begriff und Konzept der amerikanische Science-Fiction-Autor Neal Stephenson bereits im Jahr 1992. Davon sprach Zuckerberg schon im Sommer. Facebooks XR-Chef Andrew Bosworth soll dazu eine neue Abteilung gründen. Zunächst auf der Basis der VR-Brillen von Oculus, später mit anderem VR-Equipment sollen die Anwender dann virtuell einkaufen, in digitalen Büros virtuell arbeiten – und das alles eben mit Augmented Reality oder Virtual Reality.

Klingt ein wenig nach einer Neuauflage von "Second Life"

Das Konzept ist vergleichbar: Avatare, virtuelle Stellvertreter des wirklichen Menschen und Nutzers, die in der digitalen Welt des Metaversums leben, arbeiten, mit anderen kommunizieren. Der Anwender in seinem Datenanzug kann dank VR-Brille, Kopfhörern oder externen Lautsprechern Ausflüge in virtuellen Landschaften unternehmen. Das konnte sich damals aufgrund fehlender Rechenkapazität in tragbaren Geräten nicht so recht durchsetzen. Jetzt bringt ein Smartphone die Rechenkapazität mit, die damals eine Workstation hatte. Auch bei den Datenanzügen ist man erheblich weiter. Sogar Temperatur, Luftfeuchtigkeit und ähnliches kann simuliert werden, die entsprechenden Sensoren sind integriert.
Die Frage ist, ob sich daraus ein tragbares Geschäftsmodell ableiten lässt. Da scheinen die Facebook-Manager den Trend zum Homeoffice und zu Videokonferenzen als enorm wichtigen Ausgangspunkt dieser Entwicklung zu sehen. Die Ankopplung an die anderen Facebooks-Services vom Messenger bis zum Makroblogging-Dienst ist dabei aber noch ziemlich unklar.