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Europäische Bankenaufsicht
EZB bereitet sich auf neue Aufgabe vor

Bei der Europäischen Zentralbank laufen die Vorbereitungen auf die Übernahme der Bankenaufsicht auf Hochtouren: Dafür muss das Organ der Europäischen Union neue Mitarbeiter finden und ein Handbuch für die Arbeit der neuen Behörde verfassen.

Von Brigitte Scholtes | 09.01.2014
    In Frankfurt entstehen 1000 neue Arbeitsplätze. Die Europäische Zentralbank bereitet sich mit Hochdruck auf die Übernahme der europäischen Bankenaufsicht vor. 78 Mitarbeiter der nationalen Aufsichtsbehörden sind schon in den letzten Monaten zur EZB abgestellt worden, sie haben inzwischen einen Einjahres-Vertrag – der aber in vielen Fällen auch verlängert werden dürfte. Sie erarbeiten die Regeln, das Handbuch für die Arbeit der neuen Behörde. Ohnehin wirken die EZB und die nationalen Aufseher schon jetzt eng zusammen, erklärt EZB-Präsident Mario Draghi:
    "Wir profitieren schon von der Erfahrung der nationalen Bankenaufseher, denn es gibt eine sogenannte hochrangige Aufsehergruppe, deren Treffen ich leite. Sie sind sehr aktiv, was die Vorbereitung der Bankenaufsicht betrifft, und sie arbeiten intensiv am anstehenden Bilanztest. Das sind also die beiden Handlungsfelder – die Grundlagen der gemeinsamen Aufsicht und die Vorbereitung des Bilanzchecks und des Stresstests."
    Denn die EZB will, bevor sie im November die Aufsicht für die 124 größten Banken des Währungsraums übernimmt, genau wissen, wie es um diese steht. Das geschieht in mehreren Schritten, erläutert Ignazio Angeloni, in der EZB für Finanzstabilität zuständig:
    "Diese Überprüfung umfasst alle europäischen Banken, und sie ist von der technischen Seite her betrachtet sehr ausführlich, weil sie alle Risikoelemente der Banken umfasst. Wir analysieren die Qualität der Vermögenswerte, die Bilanzstruktur, die Organisationsweise der Bank. Alle diese Elemente beeinflussen die Risikolage der Bank. Es ist also die vollständigste und umfassendste Überprüfung ihrer Art, die je versucht wurde."
    Als letzter Schritt folgt dann ein Stresstest. Allein 24 deutsche Geldhäuser müssen sich diesen Tests durch die EZB unterziehen, neben Deutscher Bank und Commerzbank auch die Spitzeninstitute der Genossen und der Sparkassen, DZ-Bank und WGZ-Bank als auch Dekabank, aber auch Landesbanken - und Förderbanken wie die KfW, die Landwirtschaftliche Rentenbank, die L-Bank oder die NRW-Bank. Die aber haben besondere Geschäftsmodelle. Stephan Rabe, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Verbands öffentlicher Banken:
    "Sorge haben wir da nicht, weil wir schon Gelegenheit hatten, im EZB-Direktorium diese Besonderheiten der Förderbanken zu erläutern. Die haben uns auch verstanden und haben uns zugesagt, dass sie das künftig berücksichtigen werden. Die Frage der tatsächlichen Aufsichtsintensität wird sich ja dann in der künftigen Praxis zeigen, das können wir heute noch gar nicht prognostizieren. Ich gehe aber davon aus, dass der Fokus der EZB bei der künftigen Aufsicht nicht bei risikofreien Banken liegen wird."
    Grundsätzlich aber halten die deutschen Banken die Schaffung einer europäischen Bankenaufsicht für einen richtigen Schritt, sagt Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands deutscher Banken:
    "Ein internationales, grenzüberschreitendes Geschäft braucht auch eine internationale Beaufsichtigung der Banken. Das wird ein schwieriges Jahr werden 2014, die umfassende Überprüfung wird sowohl den Aufsehern als auch den Banken selber einiges abfordern. Das ist eine mühsame Übung, aber es ist eine notwendige und sinnvolle Übung."
    Bis dahin aber muss die EZB noch weitere Mitarbeiter finden. Die Präsidentin Danièle Nouy ist bestellt, die Vizepräsidentin könnte Sabine Lautenschläger heißen, sofern die Noch-Vizepräsidentin der Deutschen Bundesbank in das Direktorium der EZB einzieht. Wenn die obersten Manager erst bestellt sind, wird eine große Welle an Einstellungen folgen. Wie gut, dass die EZB im Sommer ihr neuen Turm im Frankfurter Osten bezieht. Denn das alte Domizil benötigen dann die etwa 1000 Mitarbeiter der neuen Bankenaufsicht.