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European Games in Baku
Werbeveranstaltung im Bundestag

Mit den European Games in Baku steht das nächste Sportevent in einem autokratischen Land vor der Tür. Nun waren der Sportminister und der Botschafter Aserbaidschans im Sportausschuss des Bundestags zu Gast, um Fragen zu beantworten.

Von Wolf-Sören Treusch | 22.04.2015
    Die Altstadt der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku mit Minaretten liegt vor dichtbebauten neuen Hochhäusern.
    Das Zentrum von Baku: Im Vordergrund die Altstadt der Kaukasusmetropole. (Deutschlandradio / Sven Töniges)
    Knapp zwei Stunden stand die Delegation aus Aserbeidschan den deutschen Parlamentariern Rede und Antwort. Eine reine Werbeveranstaltung, kritisiert Özcan Mutlu, der sportpolitische Sprecher der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen.
    "Kommen Sie nach Baku, lassen Sie sich vor Ort eines Besseren belehren, in Anführungsstrichen, das, was an Kritik geübt wird, das stimmt mit der Realität nicht überein. Das war quasi summa summarum das Ergebnis, wurde vom DOSB und teilweise der Bundesregierung geteilt, was ich auch ein bisschen problematisch fand, aber zumindest war das ein Versuch."
    Ein Versuch, die schwierige Menschenrechtslage in Aserbeidschan zu thematisieren. Mit dennoch überraschenden Erkenntnissen, meint die sportpolitische Sprecherin der SPD, Michaela Engelmeier.
    "Interessant fand ich, dass der Botschafter uns gesagt hat, dass zum Beispiel man gar kein Visa beantragen muss, sondern, dass man wenn man ein Ticket für die European Games hat, dass man gleichzeitig ein Visa hat, dass natürlich das Internet in Aserbeidschan immer frei ist und nicht abgeschaltet wird, und dass jeder seinem Demonstrationsrecht nachkommen kann, ich bin gespannt."
    Im Vorfeld der Sitzung hatten verschiedene Menschenrechtsorganisationen das autoritäre Regime in Baku kritisiert, hatten darauf hingewiesen, dass 22 Oppositionelle in Haft seien, darunter auch viele Journalisten.
    "Nein, das war leider kein Thema, wir haben natürlich danach gefragt, wie es mit den Journalisten aussieht, die Delegation hat uns erklärt, diese Journalisten, alle sind auf freiem Fuß, werden möglicherweise auf freien Fuß gesetzt, es war kein explizites Thema gewesen."
    "Einen positiven Effekt haben ja solche Spiele. Das war in Sotschi so, das war in Peking so: die Weltöffentlichkeit wird sensibilisiert, redet über die Themen, aber das reicht natürlich nicht."
    Deshalb sei jetzt die Bundesregierung an der Reihe, meint Özcan Mutlu. Sie soll sich einmischen, dabei helfen, demokratische Strukturen in Aserbeidschan zu etablieren.
    "Es kann ja nicht sein, dass Oligarchen, Ölgiganten oder Diktatoren sich solche Spiele kaufen."