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Ex-FIFA-Vizepräsident legt nach

Als Jack Warner, früherer FIFA-Vizepräsident, im Sommer letzten Jahres zurücktrat, kündigte er einen "Tsunami" an und meinte damit Korruptionsenthüllungen gegen Weltverbandschef Sepp Blatter. Die Vorwürfe die Fifa habe ihm die Fernseh-WM-Rechte für die Karibik seit 1990 zu Billigpreisen zugeschoben, scheint Warner nun zu belegen.

Von Thomas Kistner | 25.01.2012
    Jack Warner hat eine handschriftliche Notiz von Fifa-Generalsekretär Jerome Valcke vorgelegt, die einen Insider-Deal mit Blatter beweisen soll. Die Notiz, die angeblich den TV-Verträgen für die WM-Turniere 2010 und 2014 beilag, lautet: "Hier ist die Vereinbarung, unterschrieben vom P. Dieses Geschäft ist nicht durch alle üblichen Gremien und Kommission gegangen. Deshalb bitte ich, es vorläufig nicht öffentlich zu machen." P. ist in der Fifa die Abkürzung für Präsident.

    Die Fifa erklärt dazu: "Ja, das Papier scheint authentisch zu sein. Die Frage ist: Um welches Agreement handelt es sich? " Grundsätzlich dürfe der Präsident Verträge allein unterzeichnen und erst später den Gremien vorlegen. "Wenn Warner gebeten wird, noch nicht an die Öffentlichkeit zu gehen, dann nur, um die entsprechenden Gremien vorher zu informieren", teilt die Fifa mit.

    Das nährt jedoch den Eindruck, dass Blatter sogar über TV-Rechtevergaben allein entscheiden könnte – und den Vorstand erst nachträglich darüber "informiert". Falls die Rechtevergaben an Warner seit 1990 mit der Fifa-Exekutive nie vorher abgestimmt, sondern dieser jeweils nur später mitgeteilt wurde, wäre dies kaum mit den Fifa-Statuten vereinbar. Die TV-Rechte sind das höchste Wirtschaftsgut des Weltfußballs.

    Zugleich verkündet der Chef des karibischen Fernsehsenders CSTN, Selby Browne, er wolle im Februar eine öffentliche Anhörung zum Fall dieser Fernsehrechte mit Zeugen und Juristen in London veranstalten. CSTN hatte 1999 die Karibik-Rechte für die WM 2002 gekauft, sie wurden dem Sender wieder weggenommen und Warner zugeschoben. Nicht einmal eine Entschädigung habe der Sender erhalten; die Rechte hatten 2,5 Millionen US-Dollar gekostet. Den Rechteerwerb von CSTN belegen Dokumente der damaligen Fifa-Partneragentur ISL.

    Browne legt auch einen Briefverkehr mit Blatter vor. Von dem hatte er im November 2002 eine Kompensation verlangt. Blatter versichert ihm, er habe bereits die Fifa-Finanzabteilung mit der Prüfung beauftragt, "in welchem Umfang unsere Unterstützung machbar ist". Ende Januar 2003 bekräftigte Blatter, "positive Bewegungen" in Brownes TV-Sache seien eingeleitet.