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Ex-HSH-Chef attackiert Staatsanwaltschaft

Im Untreue-Prozess gegen frühere Vorstände der HSH Nordbank hat Ex-Bankchef Dirk Jens Nonnenmacher die Staatsanwaltschaft scharf angegriffen: Die Vorwürfe gegen ihn seien "absurd".

Von Axel Schröder | 02.09.2013
    Bis heute war unklar, ob sich der ehemalige Chef der HSH-Nordbank Dirk Jens Nonnenmacher überhaupt zu den Vorwürfen der Hamburger Staatsanwaltschaft äußern würde. Die lauten auf Bilanzfälschung und Untreue in einem besonders schweren Fall: zusammen mit fünf weiteren Vorstandskollegen hatte Nonnenmacher Ende Dezember 2008 das so genannte "Omega 55"-Geschäft abgesegnet. Ein Kreislaufgeschäft, das - so die Staatsanwaltschaft - nur einen Zweck hatte: Die Bilanz der in Schieflage geratenen HSH-Nordbank sollte auf unzulässige Weise geschönt werden, die in "Omega 55" enthaltenen Risiken wurden ignoriert.

    Zu diesen Vorwürfen nahm heute Morgen Dirk Jens Nonnenmacher Stellung. 45 Minuten lang verlas er seine Erklärung und griff dabei vor allem die Hamburger Staatsanwaltschaft scharf an. Der Vorwurf, er hätte im Februar 2008 die Quartalszahlen vorsätzlich falsch dargestellt, sei, so Nonnenmacher wörtlich: "mehr als lebensfremd". Die Vorwürfe seien "absurd", es handele sich um "abwegige Einschätzungen". Außerdem hätte er mit dem Omega 55-Geschäft gar nichts zu tun gehabt, die Einzelheiten des Deals nicht gekannt. Der Hamburger Rechtsanwalt Gerhart Strate, der mit seiner Anzeige den Anstoß für das Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft gab, hält diese Erklärung für wenig glaubwürdig:

    "So hochintelligent, wie er sich andernorts darstellte …? An diesem eigenen Profil muss er sich auch messen lassen. Also, ich denke schon, dass er das alles durchschaut hat, was dort gelaufen ist. Man wird sicherlich dann differenzieren müssen, wer ist für die Vorlage zuständig? In wessen Ressort fällt jetzt diese Entscheidung? Aber letztlich ist sie nicht ohne Grund von allen Vorstandsmitgliedern getroffen worden. Es ging hier immerhin 2,4 Milliarden Euro. Das kann nicht mal so zwischen Suppe und Kartoffel entscheiden, das musste der Vorstand insgesamt entscheiden."

    Nonnenmacher beschwerte sich heute darüber, von der Hamburger Staatsanwalt zunächst nicht gehört worden zu sein. Erst sein Anwalt habe eine Anhörung während des Ermittlungsverfahrens durchsetzen müssen. Von der Hamburger Staatsanwaltschaft heißt es dazu: Die Anwälte Nonnenmachers hätten mehrere Male Akteneinsicht erhalten und sich mündlich und schriftlich ausgiebig zu den Vorwürfen geäußert. Nonnenmachers Wunsch nach einen eigenen Stellungnahme sei entsprochen worden. Nonnenmacher selbst ficht das nicht an. Er erklärte heute: Auf die Fragen der Staatsanwälte werde er in Zukunft nicht mehr antworten.