Donnerstag, 28. März 2024

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FC Barca und der Katalonien-Konflikt
"Der Klub versucht einen Spagat"

Seit Tagen demonstrieren Menschen in Barcelona gegen die Urteile mehrerer katalanischer Politiker. Mitten drin im Chaos: der FC Barcelona. Dieser habe die hohen Haftstrafen zwar verurteilt, könne sich aber nicht offiziell für eine Unabhängigkeit aussprechen, sagte die Journalistin Julia Macher im Dlf.

Julia Macher im Gespräch mit Maximilian Rieger | 19.10.2019
Unterstützer der katalanischen Unabhängigkeit protestieren während eines Spiels zwischen dem FC Barca und dem Arsenal FC im August 2019
Transparente dieser Art sind eigentlich in Stadien verboten, doch der FC Barcelona lässt die Demonstrierenden gewähren. (dpa/ picture alliance/ Joan Valls)
Der FC Barcelona ist der Stolz vieler Menschen in Katalonien – und gleichzeitig ein global agierender Verein, eingebettet in das lukrative spanische Ligensystem. Der Klub habe bereits am Montag - nach der offiziellen Urteilsverkündung - eine Erklärung verschickt, in der er die hohen Haftstrafen verurteilt habe, sagte die Journalistin Julia Macher im Dlf.
"In dieser Erklärung bittet der Klub dann auch alle politisch Verantwortlichen, Gespräche und Verhandlungen aufzunehmen, die auch zur Freilassung der verurteilten Politiker und Aktivisten führen müssten." Bei den Spielern des Vereins sei die Erklärung ebenfalls auf breite Unterstützung gestoßen.
Offizielle Linie ist gemäßigt
Der FC Barcelona wisse jedoch auch, dass er sich als globales Sportunternehmen die Unabhängigkeit nicht leisten könne. Die offizielle Linie sei daher gemäßigt. "Die Klubleitung spricht sich nicht offiziell für Unabhängigkeit aus – sieht sich aber schon als Verteidiger der Grundrechte und verteidigt ein Referendum", erklärt Macher.
Die Fans hingegen würden den Klub gelegentlich drängen, sich klarer zu positionieren - und auch das Stadion des FC Barcelona als symbolpolitisches Spielfeld für ihre Sache nutzen. Seit 2011 rufen die Fans in Minute 17 jedes Spiels 14 Sekunden laut "Independencia". Das bezieht sich auf das Jahr 1714, als Katalonien seine Selbstständigkeit verlor. Auch die großen Pro-Unabhänigkeits-Organisationen wie Òmnium oder Assemblea Nacional würden trotz offiziellen Verbots mit großen Transparten im Stadion für Aufmerksamkeit sorgen.
Pep Guardiola unterstützt die Proteste
Der ehemalige FC-Barca- und heutige Manchester City-Trainer, Pep Guardiola, habe sich am Montag ebenfalls solidarisch mit den Demonstranten gezeigt. Über eine Video-Botschaft der Aktivisten-Gruppe Tsunami Democràtic habe er ein Communiqué verlesen und Spanien darin für sein Abdriften in den Autoritarismus kritisiert.