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Fernverkehr
Busbahnhöfe stoßen an Kapazitätsgrenzen

Die neuen Fernbusse sind aus dem Stadtbild vieler Zentren nicht mehr wegzudenken. Diese neue Fernverkehrsbranche boomt, doch sie stößt bereits an Grenzen: An vielen Busbahnhöfen wird es mittlerweile ziemlich eng.

Von Daniela Siebert | 26.11.2013
    "Lautsprecherdurchsage „An Haltestelle 30 Firma Flixbus nach Hamburg, fahrplanmäßige Abfahrtzeit 15 Uhr 15, wir bitten die Plätze einzunehmen und wünschen eine angenehme Fahrt."
    Am Zentralen Omnibusbahnhof in Berlin kann man den Boom der jungen Branche nachvollziehen: Über 30 Bushaltestellen sind hier in Betrieb und werden von den unterschiedlichsten Anbietern angefahren, vom "ADAC-Postbus" über "Flixbus" bis zu "Mein Fernbus". Und die Fahrgäste sind durchweg angetan:
    "Sehr gut, wunderbar, pünktlich und ja war ganz bequem."
    "Ich fahr jetzt das zweite Mal mit einem Fernbus und die Erfahrungen sind durchweg positiv."
    "Ich war früher auch unterwegs, aber es war dann ganz beschränkt die Möglichkeiten, auch viel teurer, jetzt kann man auch ganz günstig unterwegs sein."
    Auch im Bundesverkehrsministerium ist man mit der Liberalisierung des Fernbusmarktes so weit zufrieden. Nicht nur weil damit eines der Vorhaben des Koalitionsvertrages von 2009 eingelöst werden konnte. Staatssekretär Michael Odenwald:
    "Wir sind eigentlich sehr froh, dass dieses Baby unheimlich schnell wächst und gedeiht. Das ist eine ganz tolle Erfolgsstory, auf die wir auch in der Tat sehr stolz sind."
    Und der politische Rückenwind für die junge Branche soll anhalten. Zumindest auf Bundesebene. Denn zur Bilanz des ersten Jahres gehört auch, dass manche Landesbehörden den Fernbusunternehmen Steine in den Weg legen, indem sie ihnen beispielsweise Haltestellen gar nicht, schleppend oder nur am Ortsrand genehmigen.
    "Und deswegen habe ich mir erlaubt, mit einen Satz rein zu formulieren in den Koalitionsvertrag, der da lautet: „Wir werden uns gemeinsam mit den Ländern für eine einheitliche Genehmigungspraxis für Fernbuslinien einsetzen."
    Michael Odenwald berichtet außerdem, seine eigene Tochter habe gerade erst Fernbus-Tickets für 9 Euro 90 gekauft, beim Discounter Lidl. Genau solche Entwicklungen sieht der Branchenverband BDO, der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer allerdings mit Sorge. BDO-Präsident Wolfgang Steinbrück:
    "Dumpingpreise sind ein Problem für unsere Branche. 9 Euro durch ganz Deutschland, das funktioniert gar nicht. Wir müssen ja Gewinne fahren und für neun Euro durch ganz Deutschland, das geht nicht, das sind Einkaufspreise!"
    Daneben haben die Linien-Bus-Konkurrenten aber auch zahlreiche gemeinsame Interessen. Etwa dass an vielen Orten, noch Busterminals fehlen oder andere Infrastruktur, die für Reisende wichtig ist. So bedauert beispielsweise Marco Duller von "Mein Fernbus":
    “Es gibt auch Städte, wo es bisher nur Haltestellen gibt, keinen Unterstand, d. h., die Kunden müssen im Regen stehen oder es gibt keine Toiletten, keinen Kiosk.“
    Auch dass ab 2016 neue Busse und ab 2020 das gesamte Streckennetz barrierefrei sein müssen, ist für die Busunternehmer eine Herausforderung, zumal rund um die Haltestellen auch die Kommunen dabei helfen müssen, die Vorgaben einzuhalten.
    Wie viele Passagiere seit Januar in Fernbusse eingestiegen sind, ist statistisch noch nicht erfasst. Der Fernbusmarkt habe sich seither verdoppelt, schätzt man beim BDO. Konkrete Zahlen nennt beispielsweise "MeinFernbus", dort habe man im Oktober den zweimillionsten Gast begrüßt, so Marco Duller.
    Im Bundesverkehrsministerium rechnet man damit, dass der Boom in der Branche noch bis Ende 2014 andauern wird. Und: eine Bus-Maut werde es nicht geben versprach Staatssekretär Odenwald. Applaus – so die Antwort der Busunternehmer.

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