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FIFA
Blatter bestreitet Korruption

Der suspendierte FIFA-Präsident Joseph Blatter steht erneut im Zentrum von Ermittlungen. Die US-Bundespolizei FBI untersucht die Rolle des 79 Jahre alten Schweizers in dem sogenannten Bestechungsskandal um die inzwischen bankrotte Sportmarketing-Firma ISL. Ein Brief soll belegen, dass Blatter doch von Schmiergeldzahlungen gewusst hat. Er selbst bestreitet das vehement.

Von Hans-Jürgen Maurus |
    Fifa-Chef Josef Blatter
    Fifa-Chef Josef Blatter (AFP / FABRICE COFFRINI)
    Nein, korrupt ist er nicht und er hat sich auch nichts vorzuwerfen. Sepp Blatter, allgewaltiger FIFA Präsident seit 1998, dann in diesem Jahr für 90 Tage von der FIFA Ethikkommission gesperrt, wirkt zerbrechlich in diesen Tagen. Nach einem Kollaps, der mit dem Druck von aussen zusammenhängt, hat sich der Walliser wieder hochgerappelt, um dem ARD Fernsehen ein Interview zu geben. Und Blatter gibt sich nachdenklich und teilt aus. Was die Ethikkommission mit ihm anstellte ärgert ihn mächtig, so der 79 jährige, man habe ihn vorverurteilt. "Vorverurteilt für was? Die Vorverteilung und das Nachhacken, von dieser Untersuchungskommission, also der Untersuchungsabteilung der Ethikkommission, das geht fast in die altkatholische Inquisition hinein. Ich war natürlich nicht nur enttäuscht, ich war entsetzt, als ich solche Sachen nicht nur gelesen, sondern auch gehört habe und in der Zwischenzeit haben die auch noch zugegeben offiziell, dass ich es gemacht habe..."
    Und ja, Sepp Blatter sieht nicht nur sein Werk und sein Erbe in Gefahr, sondern ist tief enttäuscht: "Ich bin einfach enttäuscht. Und ab und zu traurig. Aber nicht mit Bitterkeit, Bitterkeit bringt nachher Eifersucht und das bringt Hass und Hass ist der schlechteste Helfer im Leben".

    Blatters Tenor: Andere sind in kriminelle Machenschaften verstrickt
    Die Verantwortung für den Korruptionssumpf beim Fussballweltverband will Blatter nicht übernehmen. Er könne nicht alle kontrollieren und sei nicht für alles verantwortlich, so der Fussballpatriarch im Interview, daran änderten auch die jüngsten Verhaftungen und Ermittlungen nichts. Es sind die anderen, die in kriminelle Machenschaften verstrickt sind. Sepp Blatter hat sich nichts vorzuwerfen: "Was ich von mir selber sagen kann, ich bin ein ehrlicher Mensch. Und ich hab´ zu viel Vertrauen gehabt. Ich vertraue den Leuten und das Vertrauen wurde missbraucht, aber ich wusste nicht, wie das missbraucht wurde. Ich bin doch nicht der Buchhalter der FIFA, das hätte der Buchhalter machen sollen, wenn er noch etwas hatte. Oder der Generalsekretär. Oder der Chef der Finanzen. Das ist nicht der Präsident. Und wenn er nicht drin war, kann man mir keinen Vorwurf machen."
    Blatter bestritt gleichzeitig, von den Machenschaften im Zuge des Skandals um die ehemalige Sportmarketing Firma ISL Kenntnis gehabt zu haben. Dabei wurden in den 90 er Jahren mindestens 140 Mio Franken an Schmiergeldern bezahlt, u.a. an den ehemaligen FIFA Präsidenten Joao Havelange und seinen ehemaligen Schwiegersohn Ricardo Texeira. Auch andere FIFA Spitzen-Funktionäre wurden damals geschmiert, um ISL lukrative Fernseh- und Vermarktungsrechte zuzuschanzen. Der ISL Skandal wird jetzt offenbar erneut aufgerollt, von der amerikanischen Justiz, genauer: vom FBI. Nach Angaben der BBC wird auch die Rolle Blatters genau untersucht, der angeblich vollständige Kenntnis von allen Aktivitäten hatte. Dies soll ein Schreiben von Joao Havelange beweisen.
    "Hätte 2014 zurücktreten sollen."
    Der Druck auf Sepp Blatter lässt nicht nach. Er selbst sieht im Rückblick nur einen Punkt kritisch: "Das einzige was ich bereue ist, dass ich nach dem Weltcup 2014 nicht zurückgetreten bin. Und da hatte man mir nahegelegt, besonders von meiner Familie, meiner eigenen Familie und meiner Tochterfamilie, hat man mir nahgelegt: Jetzt hör´ doch auf! Und das hätte ich machen sollen. Aber damals waren fünf der sechs Konföderationen hatten mir gesagt, komm´ du musst weitermachen." Und das tat er denn auch, wurde wiedergewählt, um wenige Tage später zurückzutreten. Dass Sepp Blatter jetzt Berufsverbot hat und nicht einmal sein Arbeitszimmer betreten darf, war für ihn unvorstellbar. Und doch ist es so.