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FIFA-Skandal
Vorwürfe gegen Infantino

Der neue FIFA-Präsident Gianni Infantino sollte den Fußball-Weltverband von all dem befreien, was seinen Ruf in den vergangenen Jahren so stark beschädigt hatte: Korruption, Vetternwirtschaft, undurchsichtige Machtstrukturen. Doch nun berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" von internen Protokollen, die ein ganz anderes Bild von Infantino zeichnen.

Von Charlotte Voß | 28.05.2016
    Gianni Infantino am 22. Januar 2016 noch als UEFA-Generalsekretär bei einer Pressekonferenz.
    Gianni Infantino am 22. Januar 2016 noch als UEFA-Generalsekretär bei einer Pressekonferenz. (picture alliance / dpa / Cyril Zingaro)
    Die Zeitung beruft sich auf Aussagen und Gedächtnisprotokolle von Teilnehmern der FIFA-Council-Sitzungen vor zwei Wochen in Mexiko-Stadt. Demnach soll Infantino den FIFA-Council dazu angehalten haben, den Chefkontrolleur der Ethikkommission, Domenico Scala, abzusetzen. Scala galt als unbequem und hartnäckig.
    Der Council beschloss daraufhin kurzfristig eine Änderung der FIFA-Statuten, die übergangsweise für ein Jahr gelten soll. Demnach darf das höchste Gremium der FIFA nun Funktionäre wie Scala ernennen und entlassen - ohne den Kongress einzubeziehen. Bevor der Council Scala jedoch auf Grundlage der neuen Regeln entlassen konnte, trat der selbst zurück - er hatte von dem Komplott wohl Wind bekommen.
    Hat Scala sich über Infantino beschwert?
    Die FIFA weist die Vorwürfe zurück: Es sei bedauerlich, "dass einige wenige Personen weiterhin ihre eigenen Ziele verfolgen und in den Medien gegenstandslose Unterstellungen bezüglich der Beratungen in Mexiko-Stadt vorbringen", hieß es in einer Stellungnahme.
    Den Ärger Infantinos könnte Scala mit einer angeblichen Beschwerde bei der Ermittlungskammer der Ethikkommission auf sich gezogen haben. Dabei soll es unter anderem um Fragen bei Spesenabrechnungen gegangen sein. Scala soll aber vor allem zu bedenken gegeben haben, dass Infantino sich und seiner Familie ein Haus für 25 Millionen Franken kaufen wolle - eine Investition, die nicht Infantinos Gehaltsklasse entspräche und somit den Verdacht von Korruption entstehen lassen könne.
    Diskussion um Infantinos Gehalt
    Die Vorwürfe tat der FIFA-Präsident als Quatsch ab und führte zu seiner Entlastung an, Chefermittler Cornel Borbély hätte ihm versichert, dass es keine Untersuchung gebe. Die Information über die Beschwerde könnte Infantino von Borbély auf dem kurzen Dienstweg erhalten haben - ein ethisch problematisches Vorgehen. Laut FAZ sei es aber auch möglich, dass die Behauptung Infantinos, von Borbély unterrichtet worden zu sein, ein Täuschungsmanöver war.
    Infantinos Gehalt soll laut der FIFA-Vergütungskommission zwei Millionen Franken pro Jahr betragen. Ein Betrag, den Infantino als Beleidigung abtat. Er habe den Vertrag noch nicht unterschrieben - und müsse sich nun wohl von Council-Mitgliedern Geld leihen, höhnte er.