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Fluggesellschaften unter Druck

Fluglinien leiden unter den hohen Spritkosten und der Luftverkehrssteuer. Das Angebot an Billigflügen hat sich daher in jüngster Zeit ausgedünnt. Günstige Angebote wird es jedoch weiterhin geben, denn die Auslastung der Flieger ist oberstes Gebot der Fluglinien.

Von Anja Nehls | 09.04.2013
    "Letzter Aufruf für die Fluggäste des Lufthansa Fluges 191 nach Frankfurt."

    Wer von Berlin Tegel aus kurzfristig mit Lufthansa nach Frankfurt am Main fliegen will, zahlt in der Regel über 200 Euro für das Ticket. Nach Barcelona geht's mit Easy Jet schon für knapp 150 Euro, nach Dublin mit Ryan Air für 110 Euro und nach London fliegt Ryan Air von Düsseldorf aus für 35 Euro. Die Schnäppchenjäger freut das:
    "In Summe ist das natürlich auch schön, günstig zu fliegen, dann sind wir natürlich als Verbraucher nicht traurig, dass es günstiger ist."

    Die absoluten Superschnäppchen sind aber deutlich seltener geworden - und werden in Zukunft wohl noch seltener. Denn die Ticketpreise sind zu niedrig, meint der scheidende Aufsichtsratsvorsitzende der Lufthansa Jürgen Weber. Keine Airline könne so kostendeckend arbeiten. Klaus Peter Siegloch vom Bundesverband der deutschen Luftverkehrswirtschaft kann das bestätigen:

    "Ich glaube, dass der Durchschnittsticketpreis in Zukunft steigen wird, stiegen muss und es ist kein Wunder, dass wir alles naselang lesen müssen, dass wieder eine Fluggesellschaft pleitegegangen ist."

    Besonders umkämpft ist seit der Liberalisierung der europäische Markt. 140 Airlines machen sich gegenseitig Konkurrenz. XL Airways, German Sky Airlines, BH Airlines, Cyprus und Augsburg Airways und OLT sind nur die aktuellsten Pleiten. Eine vorhersehbare Entwicklung in Europa meint Klaus-Peter Siegloch.

    "Es wird einige Pleiten noch geben, sicherlich auch bei Fluggesellschaften, es wird vielleicht auch noch einige Zusammenschlüsse geben und es wird weniger Sitzkapazitäten geben und damit werden die Preise dann auch steigen."

    In Amerika haben die Fluggesellschaften durch Fusionen bereits Überkapazitäten abgebaut, die Ticketpreise gingen nach oben und seitdem fliegen sie wieder rentabel. In Deutschland ist die Entwicklung ähnlich. Lufthansa und Air Berlin haben zum Beispiel das Angebot bereits ausgedünnt, Bei Air Berlin ist die Auslastung dadurch gestiegen. Lufthansa versucht zu sparen, indem viele Strecken künftig von der Billigtochter Germanwings bedient werden sollen. Das geht auf Kosten der Mitarbeiter und der Investitionen in neue Maschinen. Das ist den meisten Passagieren bewusst. Die meisten sehen Billigflüge kritische und würden für das Ticket auch mehr bezahlen.

    "Da soll das bezahlt werden, was es wert ist. Wenn man den ganzen Aufwand sieht, der da betrieben werden muss, denke ich, ist schon wirklich ein Kampfpreis. Auf alle Fälle, also diese 19 Euro Flüge habe ich noch nie genommen, weil ich das auch nicht einsehe, die Auswirkungen auf Personal und Bezahlung des Personals, da gebe ich lieber ein bisschen mehr aus. Um das auch zu reglementieren, damit den Luftverkehr für die Fluggesellschaften ein bisschen rentabler macht und auch für die Umwelt ein bisschen mehr Umweltschutz betreiben kann, dass man halt nicht für 9,99 oder 19,99 durch die Gegend fliegen kann."

    Neben den niedrigen Ticketpreisen ist für die Fluggesellschaften auch die vor zwei Jahren eingeführte Luftverkehrssteuer ein Problem. 530 Millionen Euro mussten die fünf deutschen Fluggesellschaften im vergangenen Jahr bezahlen. Viele Konkurrenzanbieter werden zudem staatlich unterstützt, sodass es die deutschen Anbieter im internationalen Markt noch schwerer haben.

    Auch in Zukunft wird allerdings die Auslastung der Flugzeuge für die Anbieter mit das wichtigste Kriterium sein. Richtig gute Angebote wird es also auch weiterhin geben - wenn auch nicht mehr ganz so viele: Denn ein Sitzplatz, der frei bleibt, ist für das Unternehmen schlechter, als einer der zu billig verkauft wird.