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Fragen Sie Ihren Apotheker!

Neben Ärzten sind Apotheken die wichtigste Schnittstelle zwischen Patient und Medikament. Die meisten Tabletten und Salben, Zäpfchen und Tropfen bekommt der Kranke hier. Viele sind rezeptpflichtig, viele bekommt er aber auch ohne Verschreibung. Welche Arzneimittel Patienten einnehmen, das beeinflusst deshalb zumindest teilweise auch der Apotheker.

Von Mirko Smiljanic | 03.03.2009
    Köln-City, im Verkaufsraum der Merlin-Apotheke. 15 Kunden warten geduldig, bis sie mit Rezept oder auch ohne bedient werden. Einige leiden sichtbar, andere sehen munter aus, viele Ältere, nur wenige Junge. In diesen Tagen, sagt Apothekerin Kerstin Heptner, habe man viel zu tun. Nicht nur wegen der Grippe-Welle, die das Rheinland gerade überrollte hat.

    "Hier haben wir zum Beispiel Reactine, das ist das Medikament, das in nächster Zeit häufig vorkommen wird, jetzt geht es wieder los mit der Heuschnupfenphase. Die ersten Blüher sind schon wieder dran, sobald es ein bisschen wärmer wird."

    Einige hundert Schubladen mit einigen tausend Medikamenten sind an den Wänden untergebracht, trotzdem hat Kerstin Heptner nicht alles vorrätig. Dies betrifft auch Mittel gegen Husten, Schnupfen und Heiserkeit - rezeptfreie Arzneimittel, die mittlerweile zu Rennern geworden sind.

    "Es ist mittlerweile so, dass die Patienten wissen, dass die klassischen Erkältungsmittel nicht mehr von den Krankenkassen bezahlt werden, und aus diesem Grunde kommen die meisten Patienten erst zu uns."

    Warum zum Arzt gehen und zehn Euro Praxisgebühr entrichten, sagen sich viele, wenn die Medikamente ohnehin aus der eigenen Tasche bezahlt werden müssen. Allerdings beobachtet die Kölner Apothekerin dabei auch einen bedenklichen Trend. Viel hilft viel, sagt sich mancher, aber genau das ist falsch.

    "Oft kommen sie mit einer Liste, das Paar hat sich zu Hause zusammengestellt, was sie alles haben wollen, und dann lesen sie so vor. Und dann legt man das auch alles hin, und dann fängt man an zu sortieren und fragt, hier überschneidet sich was, ganz klassisch, die meisten Erkältungsmittel, diese Kombipräparate, enthalten schon ein Schmerzmittel, viele nehmen dann aber noch zusätzlich ein Paracetamol zur Fiebersenkung, wo ich dann immer sage, Achtung! Achtung!, Sie haben jetzt zwei Mal Schmerzmittel, soviel brauchen Sie nicht!"

    Die meisten nehmen Ratschläge an - zumindest solange es um Erkältungsmedikamente geht. Bei Schlaf- und Schmerzmitteln sieht die Situation ganz anders aus.

    "Da gibt es die Patienten, die das schon immer nehmen, und das ist ein sehr langer Weg, dazu müssen Sie den Patienten kennen. Sie müssen eine Beziehung zu ihm aufbauen, erst dann haben Sie eine Chance, einzugreifen oder zumindest es anzusprechen. Meine Aufgabe ist, ihn darauf hinzuweisen und ihm zu sagen, hier gibt es Gefahren."

    Längere Beratungsgespräche sind in Apotheken aber kaum möglich. Wer will schon über seine Leiden reden, wenn einen halben Meter hin ihm der nächste Kunde wartet? Medizinisch fundierte Beratung leistet letztlich nur der Arzt. Trotzdem erfüllen Apotheker eine wichtige Aufgabe am und mit dem Patienten. Geschickt gefragt, helfen sie ihm zum Beispiel Geld zu sparen.

    "Wir fragen zum Beispiel auch gerne, was haben Sie denn noch zu Hause. Oft liegt da ganz viel rum, so halbe Packungen, die er aber noch sehr gut nutzen kann!"