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Frankfurter Buchmesse 2019
Poetokratie Norwegen

Die Idee von einem selbstständigen Norwegen sei im 19. Jahrhundert unter den Poeten, Literaten und Schriftstellern entstanden, sagte Autor Erik Fosnes Hansen im Dlf. Daher hätte Literatur auch noch heute einen sehr hohen Stellenwert im Land. Was sich auch daran zeigt, wie Literatur in Norwegen gefördert werde.

Erik Fosnes Hansen im Gespräch mit Dina Netz | 16.10.2019
Erik Fosnes Hansen
Erik Fosnes Hansen spricht über das literarische Norwegen (Deutschlandradio / David Kohlruss)
Norwegen ist ein Leseland. 88 Prozent der Norweger lesen mindestens ein Buch pro Jahr. In Deutschland sind das 75 Prozent. Norwegische Literatur ist aber nicht nur in Norwegen, sondern auch international überaus erfolgreich. Mehr als 200 literarische Titel wurden allein für den Gastlandauftritt hier in Frankfurt ins Deutsche übersetzt.
Norwegen steht einerseits für erfolgreiche Kriminalromane – zum Beispiel von Anne Holt oder Jo Nesbø. Aber auch Namen wie Dag Solstad, Karl Ove Knausgård, Maja Lunde, Linn Ullmann, Per Petterson kennt man auf der ganzen Welt. Und eben den von Erik Fosnes Hansen. Er hatte schon mit seinem frühen Roman "Choral am Ende der Reise" einen Welterfolg. Gerade ist "Ein Hummerleben" auf Deutsch erschienen, ein Roman über den Niedergang eines norwegischen Berghotels.
"Fördern und unterstützen, sonst geht es nicht"
Für den großen Erfolg norwegischer Literatur hat Erik Fosnes Hansen keine "Patenterklärung", sonst wäre er nicht Schriftsteller geworden, sondern Literaturagent oder Verleger. Er glaubt jedoch, dass es mit mehreren Aspekten zusammenhängt:
"Teils werden natürlich gute Bücher bei uns geschrieben – um es ganz unbescheiden zu sagen. Es werden auch in anderen kleinen Sprachen gute Bücher geschrieben – nur sie werden hier wahrgenommen. Es ist zweierlei, glaube ich. Erstens muss man in einem kleinen Sprachgebiet wie dem Unseren die einheimische Literatur fördern und unterstützen, sonst geht es nicht, sonst hätten wir keine Diversität an Gattungen, an verschiedenen Autoren, die langsam ihre Sache entwickeln dürfen." Zum anderen spricht Hansen die Verbreitung nach außen an und lobt die Arbeit der norwegischen Behörde "Norla", die nur für die Förderung norwegischer Literatur im Ausland wirkt.
Die Literatur hatte in Norwegen schon immer einen großen Stellenwert. Hansen sprach einmal sogar davon, dass Norwegen eine 'Poetokratie' gewesen sei.
"Das selbstständige Norwegen, die Idee von einem selbstständigen Norwegen ist im 19. Jahrhundert unter den Poeten, unter den Literaten, unter den Schriftstellern entstanden. Und die damaligen Superpromis unseres Landes waren eben die Autoren."