Freitag, 19. April 2024

Archiv

Fußball
"Ich empfinde das als Ignoranz"

BVB-Trainer Thomas Tuchel Thomas Tuchel plädiert für ein Kulturangebot während der Europapokal-Spiele. Immer nur Stadion, Hotel, Flughafen? Vielleicht lässt sich das zukünftig ändern: Da er sowieso nach Spielen nicht schlafen könne, erwäge er nachts Stadtführungen zu unternehmen. Auch die Spieler könnten davon profitieren.

Von Olivia Gerstenberger | 14.02.2017
    BVB-Trainer Thomas Tuchel im Stadion von Benfica Lissabon
    BVB-Trainer Thomas Tuchel will nicht nur das Stadion von Lissabon sehen (Bernd Thissen, dpa Picture Alliance)
    Viele Fans verbinden ihre Auswärtsreisen mit einer Sightseeing-Tour, hängen noch einen Tag dran und erobern die Stadt, in der ihr Lieblingsverein gerade zu Gast ist. Den Fußballern geht es da ganz anders, erzählte BVB-Trainer Thomas Tuchel bei einer Diskussion im Deutschen Fußball-Museum in Dortmund: "Wir fliegen dahin. Hotel, Trainingsplatz, Hotel, Spiel und schnell wieder raus - das ist auf eine Art und Weise ignorant gegenüber dem Gastgeberland, der Stadt und meinem eigenen intellektuellen Horizont."
    Stadtführung nach dem Champions-League-Spiel
    Laut überlegte der Fußballtrainer, dass sich das ändern sollte - vielleicht ja schon im Anschluss des Achtelfinal-Hinspiels der Champions League bei Benfica Lissabon: "Ich kann sowieso nicht schlafen. Deshalb würde ich lieber zwischen eins und drei Uhr nachts mir die Stadt anschauen und verstehen, wo wir da gerade waren und das auch mitnehmen als Erlebnis." Denn Tuchel wüsste gern "aus Respekt" mehr über die Stadt und über seine Fußballer: "Wieso ist die Stadt so, wie sie ist? Wieso spielen die so Fußball, wie sie spielen?"
    Kulturangebot für Spieler
    Zukünftig sollte auch den Spielern ein ähnliches Angebot unterbreitet werden. Das sei ein absoluter Mehrwert, findet Tuchel: "Wir haben so viele junge Spieler, die nur als Sportler behandelt und sich zu oft sich selbst überlassen werden – im Alltag und in ihrer persönlichen Entwicklung. Ihnen ein Angebot zu machen, dass es mehr gibt als Rap, der absolut seine Berechtigung hat, finde ich eigentlich als eine Pflicht."