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Fußball-Transfers in Europa
Viel Kohle für Superstars

Im europäischen Fußball läuft eine ganz große Rochade: Lionel Messi ist der Königstransfer für Paris St. Germain - doch auch andere Megastars wie Lukaku oder Cristiano Ronaldo wechselten in diesem Sommer die Vereine. Für weniger prominente Spieler ändert sich das Transfergeschäft allerdings.

Von Christian von Stülpnagel |
Lionel Messi bei seiner Vorstellung bei Paris Saint-Germain
Lionel Messi bei seiner Vorstellung bei Paris Saint-Germain (IMAGO / HMB-Media)
Nasser Al-Khelaifi ist sichtlich stolz, als er den Topstar Lionel Messi als neuen Stürmer für Paris St. Germain vorstellt. Historisch, magisch: Das sind die Worte, die der Präsident des Fußballvereins Paris St. Germain für den Superstar findet.
Und Lionel Messi ist nicht der einzige Megastar, der in diesem Sommer den Verein wechselt. Lukaku geht zu Chealsea, Kilian Mbappé wahrscheinlich nach Madrid und, wie gestern bekannt geworden ist, werchselt jetzt auch noch Cristiano Ronaldo zu Manchester United. Im europäischen Fußball läuft derzeit eine ganz große Rochade.

Topstars lassen sich gut vermarkten

Und dabei geht es oftmals um riesengroße Summen: 115 Millionen Euro hat Chelsea für Lukaku gezahlt, für Mbappé sprechen die Transferbeobachter von rund 170 Millionen Euro. Messi ist zwar ablösefrei aus Barcelona nach Paris gekommen. Doch Beratergebühren und ein vermutetes Gehalt von 35 Millionen Euro machen auch diesen Transfer zu keinem Schnäppchen. Gleiches dürfte für Ronaldo gelten, für den Manchester wohl 15 Millionen zahlt, plus ein paar Millionen an Boni.
Aber diese Investitionen können sich trotzdem lohnen. Vielleicht nicht immer sportlich, aber bei der Vermarktung. Nach dem Transfer von Messi nach Paris soll sein Trikot innerhalb von sieben Minuten 150.000 Mal verkauft worden sein, das wären Einnahmen von rund 20 Millionen Euro. Ein Klub mit Topstars lässt sich besser vermarkten als eine erfolgreiche Mannschaft ohne große Gesichter.

Kluft zwischen Spitzenspielern und weniger bekannten Spielern

Doch die Wechsel der großen Namen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich das Transfergeschäft gerade grundlegend ändert. In der Transfersaison 2019/2020, der letzten vor der Pandemie, haben drei Transfers mehr als 100 Millionen Euro gekostet. Es gab 14 Wechsel für mehr als 50 Millionen, 25 für mehr als 30 Millionen Euro.
In dieser Saison gibt es ebenfalls schon drei 100-Millionen-Transfers, solange der Mbappé-Deal wirklich kommt. Aber nur drei weitere Spieler haben mehr als 50 Millionen, nur elf mehr als 30 Millionen Euro gekostet. Noch bleiben wenige Tage bis zum Ende des Transferfensters, und im Winter werden noch einige Wechsel hinzukommen. Trotzdem zeigen die Zahlen: Es gibt eine Entkoppelung zwischen den Spitzentransfers und den guten, aber weniger bekannten Spielern.

Bundesliga macht nicht mit

Gerade bei kleineren Klubs hat die Corona-Pandemie Spuren hinterlassen. Die Sponsoreneinnahmen sind nicht mehr so üppig, die laufenden Kosten bleiben aber hoch. Deutsche Vereine spielen bei dem Spiel schon länger nicht mehr mit. Selbst der FC Bayern, der einst 80 Millionen Euro für Lucas Hernandez bezahlt hat, scheut vor den ganz großen Summen zurück. Dortmund, Leipzig und die kleineren Vereine erst recht.
Doch Staatsfonds aus Katar, den Emiraten oder auch milliardenschwere Oligarchen, die Eigner der großen Klubs wie Paris St. Germain, Chealsea oder Manchester City, erwarten von ihren Vereinen keine Renditen. Für sie ist der Fußball ein Investment in ihr persönliches Image. Für sie gilt: Je teurer ein Superstar, desto besser.