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Geberkonferenz
Milliarden für Gaza

Zehntausende Menschen vertrieben, tausende Häuser zerstört, Schulen unbenutzbar, Brunnen beschädigt: Die Schäden des Gazakrieges im Sommer sind verheerend. Für den Wiederaufbau stellt die internationale Staatengemeinschaft bei der Geberkonferenz in Kairo Hilfsgelder in Milliardenhöhe zur Verfügung.

12.10.2014
    US-Außenminister John Kerry auf der Geberkonferenz in Kairo.
    US-Außenminister John Kerry drang in Kairo auf ein umfassendes Nahost-Friedensabkommen. (AFP/Carolyn Kaster)
    Die internationale Gemeinschaft hat bei einer Geberkonferenz in Kairo rund 4,3 Milliarden Euro für den Aufbau des kriegszerstörten Gazastreifens zugesagt. Das teilte der norwegische Außenminister Borge Brende zum Abschluss der von Ägypten und Norwegen initiierten Tagung mit.
    Die USA und die Europäer sagten in Kairo dreistellige Millionenbeträge zu. Insgesamt 450 Millionen Euro wolle die EU bereitstellen, sagte die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton. Die USA geben nach Angaben von Kerry umgerechnet rund 168 Millionen Euro, Katar rund 800 Millionen Euro. Deutschland steuert zusätzlich zu seiner Beteiligung an den EU-Geldern weitere 50 Millionen Euro bilaterale Hilfe bei.
    Appell an Israel
    Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi appellierte zum Auftakt ausdrücklich an Israel: "Es ist Zeit, den Konflikt endlich zu beenden." Ohne grundlegende Besserung der Lage drohe der Gazastreifen ein Pulverfass zu bleiben, warnte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. US-Außenminister John Kerry drang auf ein umfassendes Nahost-Friedensabkommen.
    Insgesamt sind rund 70 Länder vertreten, daneben eine Vielzahl von internationalen Organisationen. Die Palästinensische Autonomiebehörde beziffert den Bedarf für den Gazastreifen auf mehrere Milliarden Euro. Die Gelder, die in Kairo bereitgestellt werden, sollen vor allem von den Vereinten Nationen verwaltet werden. Zuständig ist hier die das Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge, kurz UNRWA. Der Wiederaufbau dürfte nach palästinensischen Angaben bis zu drei Jahre dauern.
    Perspektive für Gaza
    Allerdings stellte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) auch klar: "Niemand will Infrastruktur aufbauen, nur damit sie kurz darauf wieder zerstört wird." Deshalb, so Steinmeier, müsse ein langfristig wirksamer Waffenstillstand zweierlei sicherstellen: Gaza dürfe von der radikalen Organisation Hamas und anderen Extremisten nicht länger als Waffenlager missbraucht werden. Und die Menschen dort müssten eine wirtschaftliche Perspektive erhalten - und Bewegungsfreiheit.
    Der Gazakrieg dauerte 50 Tage. Die Bodenoffensive der israelischen Armee begann Mitte Juli, vorher hatte die Luftwaffe bereits mutmaßliche Verstecke der Hamas bombardiert. Erklärtes Ziel des Einsatzes mit dem Titel "Zuk Eitan" - auf deutsch etwa: Fels in der Brandung - war die Zerstörung von Tunneln, mit Hilfe derer die Hamas Waffen geschmuggelt und Anschläge verübt hatte. Israel stand in der Kritik, weil mehrfach zum Beispiel Schulen getroffen wurden, in denen Zivilisten Zuflucht gesucht hatten. Ende August wurde in Kairo eine unbefristete Waffenruhe vereinbart.
    Straßenszene im Gazastreifen
    Straßenszene im Gazastreifen (afp / Roberto Schmidt)
    Gazakrieg in Zahlen:
    • nach Angaben der UNO wurden knapp 2.200 Menschen getötet
    • mehr als 2.100 der Opfer waren Palästinenser
    • auf israelischer Seite gab es 72 Opfer, die meisten waren Soldaten
    • es war der dritte Krieg in der Region seit Dezember 2008
    • bis heute sind 100.000 Palästinenser obdachlos
    • 450.000 Menschen haben keinen Trinkwasseranschluss mehr
    • das einzige Kraftwerk im Gazastreifen wurde schwer beschädigt
    • tausende Wohnungen, Geschäfte und Firmengebäude wurden zerstört
    (jcs/sdö)