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Geldpolitik
Aus für den 500-Euro-Schein

Ab 2018 will die Europäische Zentralbank keine 500-Euro-Scheine mehr ausgeben. Ziel ist es, Terrorfinanzierung und Geldwäsche zu erschweren. Ein Einstieg in das Ende des Bargelds soll das aber nicht sein.

Von Michael Braun | 04.05.2016
    Ein 500-Euro-Schein in der Hand eines Mannes.
    500 Euro - lange soll es diese Banknote nicht mehr geben. (picture alliance / dpa / Hans Wiedl)
    Sie werden immer umgetauscht werden, aber neue 500-Euro-Scheine gibt es nicht mehr. Schon vor zwei Jahren hat die Europäische Zentralbank aufgehört, diese Banknoten zu drucken. Die, die sie noch hat, wird sie bis 2018 auch noch in Umlauf bringen. Aber dann ist Schluss. Solch große Scheine der neuen Serie wird es nicht geben. Sie werden von 2018 an aus dem Verkehr gezogen, wenn sie bei der EZB eingereicht werden. Wer das tut, bekommt stattdessen 100- und 200-Euro-Scheine ausgehändigt.
    Das Ende des violetten Scheins hat der Zentralbankrat heute beschlossen. Der Grund: Sorgen, dass Geldscheine dieser Größenordnung Geldwäsche vor allem von Menschen- und Drogenhändlern oder andere kriminelle Handlungen erleichterten.
    Es spricht einiges dafür, dass der 500 Euro-Schein im Alltag nicht gebraucht wird. In Deutschland ist Barzahlung zwar weit verbreitet: Etwa die Hälfte aller Zahlungsvorgänge laufen bar ab. Aber es handelt sich nur um moderate Beträge von höchstens 15 bis 20 Euro. Tankstellen lehnen es - schon an der Säule sichtbar gemacht - ab, einen 500 Euro-Schein zu akzeptieren. Sie haben Angst vor Fälschungen und noch mehr davor, als Geldwäscheanstalt benutzt zu werden. Dass ohne den 500-Euro-Schein der Kampf gegen Geldwäsche und Terrorismus effektiver werde, glaubt Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung:
    "Der größte Teil der 500-Euro-Scheine befindet sich in Spanien in Zirkulation, das hat ganz eng etwas mit Drogenhandel zu tun, Drogen, die aus Lateinamerika kommen und mit Euro bezahlt werden. Jeder von uns kann das mal versuchen, mit einem 500-er oder einem 200-Euro-Schein im Restaurant oder Geschäft zu bezahlen. Die Person wird eine unfreundliche Antwort bekommen. Also der 500-Euro-Schein hat eigentlich keinen legitimen Nutzen für den normalen Konsumenten und kann deshalb sehr gut abgeschafft werden."
    Zweifel an Wirksamkeit
    Die Bundesbank und ihr Präsident Jens Weidmann sind da zurückhaltender:
    "Allerdings sind aus meiner Sicht Zweifel angebracht, ob Terroristen oder Kriminelle wirklich an illegalen Handlungen gehindert werden, weil es eine Bargeld-Obergrenze gibt oder die großen Stückelungen abgeschafft wurden."
    Die Bundesbank verweist auf Länder wie Frankeich und Italien, wo Bargeld auch nur begrenzt genutzt werden kann, ohne dass die Kriminalität geringer wäre. Kriminelle waschen nach Meinung von Experten ihr Geld bargeldlos über Scheinfirmen.
    Bei anderer Gelegenheit sagte Weidmann, die EZB könne mit der Abschaffung des großen Geldscheins in den Verdacht geraten, in Wahrheit Geldhortung unterbinden zu wollen, damit niemand vor den negativen Zinsen auf dem Bankkonto fliehen könne. Da er diese Zinspolitik skeptisch sieht, bleibt Jens Weidmann auch skeptisch gegenüber der Reduzierung des Bargeldes:
    "Finanzielle Repression mittels Negativzinsen ausüben zu wollen, ist kein Ausweg, sondern ein Holzweg."
    Diese Sicht der Dinge teilt auch Clemens Fuest, der Präsident des Ifo-Instituts in München. Er sagte, die EZB hätte um ihrer Glaubwürdigkeit willen die Dinge auch zeitlich besser auseinandergehalten:
    "Die EZB hatte ja 15 Jahre Zeit, darüber nachzudenken, ob die Scheine eigentlich so gut sind. Da kommt es jetzt auf ein Jahr auch nicht mehr an."
    Knapp 600 Millionen der violetten 500er-Noten kursieren. Sie aus dem Verkehr zu ziehen und schrittweise durch neu zu druckende 100er- und 200er-Scheine zu ersetzen, dürfte rund eine halbe Milliarde Euro kosten. Die EZB hat versichert, der 500 Euro-Schein werde zwar 2018 aus dem Verkehr gezogen. Er bleibe aber gültiges Zahlungsmittel und könne auf ewig bei den nationalen Notenbanken umgetauscht werden. Das sei man dem Vertrauen in den Euro schuldig.